No. 47, 23.11.2022

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Union hat letzte Woche die Einführung eines eigenen Satellitensystems zur Sicherung des Internets beschlossen. Nach einer vorläufigen Einigung von Vertretungen des Rats und des Parlaments soll bis 2027 im Programm Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellites – IRIS2“ eine EU-eigene Satellitenkonstellation aufgebaut werden, die sowohl Regierungsstellen und EU-Einrichtungen zugutekommen, als auch die Bereitstellung kommerzieller Dienste ermöglichen soll. Für das Programm, das die strategische Weltrauminfrastruktur der EU ergänzt, um sowohl die Widerstands- als auch Wettbewerbsfähigkeit der EU-Strukturen sowie die strategische Konnektivität mit Afrika und der Arktis zu stärken, stellt die EU 2,4 Milliarden Euro aus dem Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) zur Verfügung. Die formelle Billigung steht noch aus [weitere Informationen]

 

  • Nach umfassenden Diskussionen unter auf der Sammlungstagung „Digitales Kuratieren“ 2021 in Marburg wurden jetzt die Ergebnisse als „Marburger Erklärung zur Digitalisierung wissenschaftlicher Sammlungen an Hochschulen“ veröffentlicht. Darin wird nachdrücklich auf das enorme Potential, das sich aus der Digitalisierung für Sammlungen als wissenschaftliche Ressource und Beitrag zum Kulturellen Erbe ergibt, verwiesen und weitergehende Forderungen an unterschiedliche Akteursebenen, u.a. Hochschulleitungen und Fördereinrichtungen abgeleitet. Insbesondere soll der Betrieb wissenschaftlicher Sammlungen als Kernaufgabe von Hochschulen anerkannt und in entsprechenden Sammlungs- und Digitalisierungsstrategien entsprechend berücksichtigt werden, außerdem wird u.a. die Anpassung von Ausstattungen und Kompetenzprofilen empfohlen. Weitere  Interessierte werden zur Mitunterzeichnung eingeladen [weitere Informationen]

 

  • Die DINI AG Forschungsinformationssysteme (FIS) hat mit „Management von Forschungsinformationen in Hochschulen und Forschungseinrichtungeneine neue „Standortbestimmung 2022“ veröffentlicht. Diese stellt eine Überarbeitung und Ergänzung ihres Positionspapiers von 2016 dar und enthält als neue Themen u.a. Standardisierungsentwicklungen auf nationaler Ebene – insbesondere zum „KDSF – Standard für Forschungsinformationen in Deutschland“ – sowie in internationalen Kontexten und Anforderungen an neue Kompetenzprofile [weitere Informationen]

 

 

  • Die Stiftung Neue Verantwortung (SNV) widmet sich in einer neuen Studie der Informationsbeschaffung von Nachrichtendiensten, die zunehmend auf kommerziell verfügbaren Daten(-sätzen) basiert oder über Datenintermediäre und mithilfe von automatisierten Analysetools erfolgt. Da festgestellt wurde, dass es hierzu weder in Deutschland noch in anderen europäischen Ländern eine zeitgemäße gesetzliche Regelung oder angemessene Kontrollmechanismen gebe, wurden z.T. zusammen mit Vertretungen der Nachrichtendienst-Aufsichtsgremien Empfehlungen und Denkanstöße erarbeitet, die insbesondere bei der anstehenden Reform des Nachrichtenrechts in Deutschland berücksichtigt werden sollten [weitere Informationen]

 

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Am Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) wird in Kürze das europäische Verbundvorhaben „Matching Skills: Capabilities, Organisations and Institutions“ („Skills2Capabilities“) gestartet, in dem untersucht werden soll, wie eine bessere und agilere Abstimmung v.a. von Fachkräfteangebot und -nachfrage erreicht werden kann. Hierfür ist eine systemische Analyse aus unterschiedlichen Forschungsperspektiven, u.a. von Berufsbildungssystemen, Arbeitsmärkten und Beratungsangeboten vorgesehen. Ein Ziel des Projekts, das im Rahmen von Horizon Europe gefördert wird, ist die Formulierung von politischen Empfehlungen zum nachhaltigen Umgang mit Qualifikationsungleichgewichten [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das BMBF hat zum Entwurf der „Zukunftsstrategie Forschung und Innovation“ der Bundesregierung (s. Info Ticker No. 43)  eine Stakeholder-Anhörung gestartet und jetzt einen Teil der Antworten veröffentlicht. Demnach sind Rückmeldungen zu dem Entwurf, der sich derzeit in der Ressortabstimmung befindet, a. von der DFG, der Helmholtz-Gemeinschaft, der HRK, der Max-Planck-Gesellschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und von acatech eingegangen sowie aus dem Wirtschaftsbereich u.a. vom BDI – Bundesverband der Deutschen Industrie, dem Branchenverband Bitkom und dem DIHK [weitere Informationen]

 

  • Das Bundesministerium der Finanzen (BMF) hat letzte Woche die Übergangsfrist für die Umsatzbesteuerung von öffentlichen Einrichtungen bis Ende 2024 verlängert. Dies ermöglicht auch Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen weiterhin einen erleichterten und gegebenenfalls steuerfreuen Waren- und Dienstleistungsverkehr, z.B. im Zuge von Kooperationsvorhaben [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband hat erste Ergebnisse zu den jährlich im Auftrag des BMBF erhobenen „FuE-Aufwendungen von Staat, Hochschulen und Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP)“ für das Jahr 2021 veröffentlicht. Demnach haben Unternehmen in Deutschland sowohl ihre internen Aufwendungen in Forschung und Entwicklung (im Umfang von 75,2 Milliarden Euro) als auch die externen Aufwendungen u.a. an Hochschulen und Forschungseinrichtungen im In- und Ausland (in Höhe von 26,1 Milliarden Euro) um knapp sechs bzw. 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Insgesamt ergibt dies einen Anteil von 3,13 Prozent der internen Aufwendungen in FuE von Staat, Hochschulen und Unternehmen, wobei die Bundesregierung bis 2025 eine Steigerung auf 3,5 Prozent anstrebt. Den deutlichsten Anstieg konnte der Bereich Informations- und Kommunikationsdienstleistungen verzeichnen, was sich zum Teil auch in Beschäftigtenzahlen niedergeschlagen hat [weitere Informationen]

 

  • Die britische Regierung hat ein zusätzliches Förderpaket für Forschung und Entwicklung im Umfang von 484 Mio. Pfund bekanntgegeben, mit dem die weiterhin ausstehende Assoziierung zum Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe aufgefangen werden soll. Hiervon sind 200 Mio. Pfund zum Ausbau von Forschungsinfrastrukturen sowie 100 Mio. Pfund für Universitäten und ihre Verwaltungen vorgesehen. Im Begleitschreiben wird die Assoziierung erneut als „top priority“ bezeichnet, auf die aber nicht ewig gewartet werden könne [weitere Informationen]

 

  • Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat eine Stellungnahme zur Entwicklung der Gleichstellung in der Wissenschaft veröffentlicht. Sie reagiert damit auf den kürzlich veröffentlichten jährlichen Bericht der GWK zu „Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen (2020/2021)“, der erneut nur geringe Steigerungen der Frauenanteile in allen Qualifikations- und Karrierestufen ergeben hatte. Die HRK stellt dazu fest, dass weder das „Kaskadenmodell“ noch Monitoring- und Coaching-Angebote tiefgreifende Änderungen der Geschlechterrelation insbesondere auf höheren Karrierestufen bewirkt haben und ruft zu mehr Kreativität und einem deutlich höheren Tempo auf, um einen umfassenden Kultur und Strukturwandel – auch durch prozessuale Veränderungen – zu erreichen [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat für ihre Schwerpunktprogramme veränderte Rahmenbestimmungen bekanntgegeben. Die Neuerungen betreffen insbesondere eine erweiterte Formulierung der Förderziele mit Rücksicht auf die Passgenauigkeit für alle Wissenschaftsbereiche sowie weitere Beteiligungsmöglichkeiten u.a. für Koordinatorinnen und Koordinatoren im Begutachtungsprozess. Die Änderungen treten für Anträge zum Stichtag 15. Oktober 2023 in Kraft [weitere Informationen]

 

  • Das acatech-Projekt „Cybersicherheit“ ruft in seiner ersten Publikation zu einer neuen „Cybersicherheitsstrategie in Deutschland“ auf- Diese soll zum einen in eine umfassende Digitalisierungsstrategie eingebettet werden und sich ggf. an der Cybersicherheitsstrategie der USA orientieren sowie zum anderen mit einer Stärkung der Digitalen Souveränität Deutschlands verbunden werden. Dies richtet sich sowohl auf Angebote und Nutzung von Hard- und Software, als auch auf Auf- und Ausbau von Kernkompetenzen für eine sichere Bewertung von alternativen Technologien [weitere Informationen]

 

  • Die Vector-Stiftung hat eine Förderung für „MINT-Innovationen“ ausgeschrieben, mit der innovative, unkonventionelle Forschungsprojekte aus den MINT-Bereichen eine Anschubfinanzierung von bis zu 100.000 Euro erhalten können. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Karrierestufen an Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg können sich noch bis 16. Dezember bewerben [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Die Europäische Kommission hat am Montag dem Vorschlag für ein neues „Gesetz für ein interoperables Europa“ („Interoperable Europe Act“) zugestimmt, mit dem EU-weit eine grenzüberschreitende Interoperabilität und Zusammenarbeit im öffentlichen Sektor befördert werden soll. Es schafft den Rahmen für ein Netzwerk aus souveränen, digitalen öffentlichen Verwaltungen, die einen sicheren Datenaustausch aufbauen und gemeinsame digitale Lösungen (u.a. durch quelloffene Software, Leitlinien, Checklisten und IT-Tools) vereinbaren sollen. Um die Wirksamkeit gegenüber dem bislang freiwilligen „Europäischen Interoperabilitätsrahmen“ (EIF) zu verstärken, ist u.a. ein Maßnahmenkatalog sowie die Betreuung durch einen „Beirat für ein interoperables Europa“(„Interoperable Europe Board“) vorgesehen. Die Kommission erwartet dadurch nicht nur beschleunigte grenzüberschreitende Verwaltungsabläufe, sondern auch finanzielle Einsparungen für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen in Millionen- bzw. Milliardenhöhe [weitere Informationen].

 

  • Das Europäische Parlament hat gestern die neue „Richtlinie zur Resilienz kritischer Einrichtungen verabschiedet und darin aktualisierte Mindeststandards und neue Verpflichtungen zum einen u.a. für Risikobewertungen seitens der Einrichtungen und zum anderen die Erstellung von nationalen Resilienzstrategien sowie die Etablierung nationaler Kontaktstellen durch die Mitgliedstaaten vereinbart. Die Richtlinie enthält auch eine EU-weit gültige Bestimmung des Begriffs „ Kritische Infrastrukturen“ und soll in elf definierten Bereichen – u.a. digitale Infrastruktur, Gesundheitswesen, öffentliche Verwaltung und Raumfahrt – Anwendung finden [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Der Fachverband Bitkom hat im Zuge einer repräsentativen Umfrage zum Fachkräftemangel unter mehr als 850 Unternehmen festgestellt, dass der deutschen Wirtschaft mehr als 137.000 Fachkräfte im IT-Bereich fehlen, was nach einer Verbesserung in den letzten beiden Jahren einen erneuten Anstieg gegenüber dem Vor-Corona-Niveau von 2019 darstellt. Dies wird v.a. auf den demographischen Wandel zurückgeführt, weshalb der Großteil der Betriebe (70 Prozent) von einer weiteren Verschärfung der Situation ausgeht. Angesichts gleichzeitig rückläufiger Zahlen von Studierenden und v.a. Studienabschlüssen im Fach Informatik, empfiehlt der Bitkom, die Zuwanderung von IT-Fachkräften gerade aus Russland und Belarus – auf Grundlage entsprechender Sicherheitsüberprüfungen – bürokratisch und gesetzlich zu erleichtern [weitere Informationen] Das Centrum für Hochschulentwicklung CHE schlägt in einem aktuellen Themendossier hierfür andere Wege vor [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „bidt Perspektiven: Better together – Das Zusammenspiel von Mensch & Maschine als Innovationsmotor“ (München; 29.11.) [weitere Informationen]
  • „Ausschreibung und Antragstellung 2023 in Horizont-Europa-Programmbereich ‚Reformierung und Stärkung des europäischen Forschungs- und Innovationssystems‘“ Informationsveranstaltung (online; 01.12.) [weitere Informationen]
  • „Technologische Souveränität – Handel zwischen Konfrontation und Kooperation“ (online; 01.12.) [weitere Informationen]
  • „NFDI InfraTalk with Prof. Dr-Klaus Tochtermann: Commercial Cloud Solutions for non-commercial RDM” (online; 05.12.) [weitere Informationen]
  • “Horizon Europe info day – Infrastructures” (online; 06.12.) [weitere Informationen]
  • “Coffee& Knowledge? – Die Open Science Strategie der VolkswagenStiftung“ (online; 07.12.) [weitere Informationen]
  • “ERC Annual Event: Citizen Science and Frontier Research ” (Brüssel und online; 07.12.) [weitere Informationen]
  • “VIVO Talks! Ontologische Infrastruktur für interoperable Forschungsinformationssysteme“ (online; 07.12.) [weitere Informationen]
  • „Präsentation der Leitlinien zur bundeseinheitlichen Archivierung von Geobasisdaten“ (München und online; 07.-08.12) [weitere Informationen]
  • „SaxFDM Digital Kitchen: NFDI Text+ stellt sich vor“ (online; 08.12.) [weitere Informationen]
  • „Deepening, widening, focusing: How to navigate transnational university cooperation into the future?“ (Brüssel und online; 12.12.; Anmeldung bis 04.12.) [weitere Informationen]

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de).

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