No. 43, 26.10.2022

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Kommission hat mit dem Aufbau des gemeinsamen „europäischen Datenraums für das Kulturerbe“ begonnen. Er wurde letztes Jahr als Bestandteil des Programms „Digital Europe“ angekündigt und verfolgt das Ziel, den digitalen Wandel im Kulturbereich zu fördern, insbesondere den Austausch von (Meta-) Daten und die Wiederverwendung des kulturellen Erbes auch zum Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft. Hierfür sind vier Arbeitsbereiche vorgesehen: 1) Entwicklung und Betrieb der Datenrauminfrastruktur, 2) Integration hochwertiger Daten, 3) Kapazitätsaufbau und Förderung der Wiederverwendung sowie 4) Digitale Dienste für die Öffentlichkeit. Die Umsetzung erfolgt unter der Leitung der „Europeana Foundation“ durch ein Konsortium von 19 Einrichtungen aus neun europäischen Ländern, darunter aus Deutschland u.a. das Deutsche Filminstitut und Filmmuseum (DFF) [weitere Informationen]

 

  • Die Helmholtz-Gemeinschaft (HGF) hat heute ihre neue Open Science Policyveröffentlicht. In Anlehnung an die UNESCO-Empfehlungen und die Förderpolitik der EU im Rahmen von Horizont Europa wird darin Open Science zum Standard für die Publikationspraxis der HGF für Forschungsartikel, -daten und -software erklärt. Die Richtlinie stellt in drei Abschnitten die strategische Positionierung auf die Maxime „Openness by Design“ sowie konkrete und messbare Umsetzungsziele zu den Schwerpunktthemen Open Access, Open Research Data und Open Research Software im Teil „Monitoring“ dar und formuliert im dritten Teil gemeinsame Anforderungen für Zentren-interne Regelungen [weitere Informationen]

 

  • Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hat ein Positionspapier „Wissenschaft in Deutschland braucht ein Dateninstitutveröffentlicht. Darin begrüßt er die geplante Einrichtung durch die Bundesregierung, weist aber auf notwendige Konkretisierungen und die zentrale Rolle der Wissenschaft „als Kern einer wissensbasierten Gesellschaft“ hin. So seien zum einen Hindernisse für die wissenschaftliche Datennutzung zu beseitigen, zum anderen solle das Dateninstitut als „zentraler Knotenpunkt im Datenökosystem Deutschlands“ auch als Plattform für die Datenverknüpfung und -bereitstellung in einer Datentreuhänderfunktion arbeiten. Der RatSWD bietet seine Expertise und strukturelle Mitarbeit an [weitere Informationen]

 

  • Das gemeinnützige Health-Tech-Unternehmen „Data4Life“ hat zusammen mit Projekten u.a. des Robert Koch-Instituts (RKI), des Hasso-Plattner-Instituts und der Charité-Universitätsmedizin die digitale Studie „DAKI-Health“ begonnen. Hiermit sollen während einer Laufzeit von zwei Jahren deutschlandweit Gesundheitsdaten gesammelt werden, um später durch Verknüpfung mit Mobilitäts- und Wetterdaten und KI-gestützte Analyse eine Datengrundlage zur Vorhersage von künftigen Pandemieausbrüchen und Klimaereignissen zu liefern. Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts „DAKI-FWS („Daten- und KI-gestützte Frühwarnsysteme zur Stabilisierung der deutschen Wirtschaft“, das ebenfalls vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert wird [weitere Informationen]

 

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Die DFG hat mit dem Programm „Forschungsimpulse“ (FIP) ein neues Förderinstrument für erkenntnisorientierte Forschung und Profilentwicklung an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Fachhochschulen (HAW/FH) aufgelegt, um deren Potenziale besser für das Wissenschaftssystem zu erschließen. Dabei werden Verbundprojekte zu frei wählbaren Themen mit einer maximal achtjährigen Laufzeit (in zwei Stufen) und einem Fördervolumen von bis zu 1 Mio. Euro pro Jahr gefördert, allerdings wird bereits bei Beantragung eine Verstetigungsbereitschaft aus eigenen Mitteln erwartet. Antragsberechtigt sind ausschließlich HAW/ FH in Deutschland, die eingeladen werden, bis Dezember eine verbindliche Absichtserklärung einzureichen. Anträge werden ab 9. Januar bis 1. März 2023 erwartet. Am 10. November bietet die DFG eine digitale Informationsveranstaltung an [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die tschechische EU-Ratspräsidentschaft hat letzte Woche bei einer Konferenz in Brno (Brünn) eine Erklärung zur Schaffung eines globalen Ökosystems für Forschungsinfrastrukturen veröffentlicht, in der die strategische Bedeutung von Forschungsinfrastrukturen für die Bewältigung globaler Herausforderungen hervorgehoben wird. Sie richtet sich an politische Entscheidungsträger und Fördereinrichtungen in Europa und der Welt und ruft in zwölf Punkten zum Handeln auf, u.a. zur Unterstützung der weltweiten Implementierung von Open Science auf Basis einer durchdachten Forschungsbewertung, zu Anreizen für die sektorenübergreifende Nutzung von Synergien und die Schaffung eines stabilen, zuverlässigen und vorhersehbaren Finanzierungsumfelds. Der Aufruf wird von den Mitgliedstaaten der EU sowie dem Europäischen Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) unterstützt [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat seinen Entwurf für die „Zukunftsstrategie Forschung und Innovationveröffentlicht, der sich aktuell in der Ressortabstimmung befindet. In dem Papier, das die „Hightech-Strategie 2025“ ersetzen soll, werden die im Koalitionsvertrag vorgesehenen ressortübergreifenden Schwerpunkte zu Forschung und Innovation aufgegriffen, u.a. zur Sicherung der technologischen Souveränität Deutschlands und Europas sowie die Nutzung der Potenziale der Digitalisierung. Der Entwurf sieht (noch offene) Kennzahlen für Ziele und Prioritäten – wie z.B. die Anzahl akademischer Ausgründungen, den Erfolg der DATI, die Beteiligung Deutschlands an Horizont Europa oder die Gewinnung von Fachpersonal aus dem Ausland – sowie ausdrücklich Ergänzungen und Konkretisierungen durch andere Ressorts vor, außerdem wird eine Stakeholder-Beteiligung angekündigt [weitere Informationen]

 

  • Am Forschungszentrum für Informatik (FZI) wird das Reallabor zum Transfer digitaler Gesundheitsanwendungen und KI im Gesundheitswesen“ (ROUTINE) gestartet. Es soll sowohl die Erprobung von Neuentwicklungen als auch Zulassungsstudien unterstützen und dabei helfen, Hürden beim Transfer von Wissenschaft und Forschung in die Praxis zu erkennen und abzubauen. So sollen sowohl Öffentlichkeit als auch Gesundheitswesen Einblicke in die Forschung und die Potenziale von KI in der Gesundheitsversorgung gewinnen, was auch durch Schnittstellen zu Start-ups und Unternehmen befördert werden soll. Das Vorhaben wird von einem Konsortium unter der Leitung des FZI mit Beteiligung u.a. der Robert Bosch-Gesellschaft für medizinische Forschung und weiteren Partnern, etwa der Universitäten Heidelberg und Tübingen, durchgeführt und vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Baden-Württemberg bis Ende 2024 mit 2,34 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Das LIBER Projekt „Knowledge Rights 21“ hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem es von den Regierungen Europas und der Europäischen Union neue gesetzliche Regelungen zur Zweitveröffentlichung von Forschungsergebnissen aus öffentlicher Förderung und den Verzicht auf Embargofristen fordert. Hintergrund ist die kürzlich von der US-Regierung verfügte „Open Science Policy“ (s. Info Ticker No. 31) [weitere Informationen]

 

  • Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) hat den „Bericht zur Lage der Bibliotheken 2022/23“ veröffentlicht. Darin wird nicht nur auf insgesamt stagnierende Budgets und somit de facto-Kürzungen hingewiesen, sondern u.a. auch mit Blick auf die Open Access-Transformation eine angemessene Ausstattung von wissenschaftlichen Bibliotheken und ihren Trägereinrichtungen sowie die finanzielle Absicherung von unabhängigen, qualitätsgesicherten und wissenschaftsadäquaten Publikationsinfrastrukturen und außerdem die Absenkung des Steuersatzes auf Publikationsdienstleistungen gefordert [weitere Informationen]

 

 

  • Für das Projekt „Konsortiale Open-Access-Lösungen aufbauen“ (KOALA), das im Sommer für ein gemeinschaftliches Finanzierungsmodell für Open Access-Zeitschriften und –Schriftenreihen geworben hatte (s. Info Ticker No. 21), hat die federführende TIB – Leibniz Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften mitgeteilt, dass die erste sog. Pledgingphase erfolgreich mit einer dreijährigen Finanzierungszusage von knapp 70 Einrichtungen abgeschlossen wurde, so dass ab 2023 insgesamt sechs Zeitschriftentitel bzw. Schriftenreihen als Open Access auf Basis von Mindeststandards in Anlehnung an Plan S und ohne Mehrkosten und -aufwand für Autorinnen und Autoren angeboten werden können. Die Pledgingphase für die nächste Finanzierungsrunde 2024-2026 wird für Mitte 2023 angekündigt [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat gestern den diesjährigen Bericht „Zur Lage der IT-Sicherheit in Deutschland für den Berichtszeitraum Juni 2021 bis Mai 2022 veröffentlicht. Demnach hat sich die Bedrohungslage im Bereich Cyber-Raum erneut deutlich verschlechtert, wobei Vorfälle im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg in Deutschland bislang nur einen kleinen Teil ausmachten. Dennoch bleibe die Lage angespannt, zumal die Hauptbedrohung weiterhin die Erpressung (Ransomware) u.a. von Unternehmen und öffentlichen Stellen darstelle. Auch Sicherheitslücken bei der Softwareentwicklung wurden deutlich häufiger registriert. Die Bundesinnenministerin hat sich bei dieser Gelegenheit für „eine strategische Neuaufstellung und deutliche Investitionen in die Cyber-Sicherheit“ ausgesprochen [weitere Informationen]

 

  • SPARC Europe hat im Rahmen des „Project Retrain“ eine Umfrage zu Urheberrechten für Open Access bei wissenschaftlichen Publikationen gestartet und lädt wissenschaftliche Einrichtungen in Europa bis 11. November zur Teilnahme ein [weitere Informationen]

 

 

Citizen Science

  • Forschende der Universität Leipzig, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und weiterer Einrichtungen haben auf Grundlage einer Initiative des NFDI-Konsortiums „NFDI4Biodiversity“ eine Studie erarbeitet und darin die Potenziale von ehrenamtlichen Datenspenden für die Forschung aufzeigt. Hierfür wurden die Daten aus dem Citizen Science-Vorhaben „iNaturalist“, das über eine Smartphone-App unterschiedliche Pflanzendaten sammelt, mit der „TRY-Datenbank“ für Pflanzenmerkmale verknüpft, die vom iDiv und dem Max Planck-Institut für Biogeochemie geführt wird. Der Vergleich dieser Kartierung mit dem weltweit größten Archiv für Daten von Pflanzengemeinschaften führte zu wesentlich präziseren Ergebnissen als herkömmliche Kartierungsansätze. Die Studie wurde vor kurzem in der Zeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ veröffentlicht [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

  • “ZB-MED Cookie Lecture: You’re the meta to my data: warum sich Metadaten lohnen!” (online; 27.10.) [weitere Informationen]
  • „Data Literacy Essentials: Daten organisieren” (online; 27.10.) [weitere Informationen]
  • „NFDI –InfraTalk with PD Dr. Hendrik Ballhausen“: Federated Secure Computing” (online; 07.11.) [weitere Informationen]
  • “Wie können wir Digitalisierung zukunftsfähig und nachhaltig gestalten? Forderungen an die Politik für eine bessere Welt“ (online; 08.11.) [weitere Informationen]
  • „SaxFDM: Digital Kitchen: Analog zu Forschungsdaten spielt Forschungssoftware eine entscheidende Rolle…“ (online; 10.11.) [weitere Informationen]
  • „NFDI4Culture-Forum: Datenpublikation und -archivierung #5: Persistent Identifiers“ (online; 17.11.; Anmeldung bis 16.11.) [weitere Informationen]
  • „Big-Data-Analysen und neue Entwicklungen in Forschungsdatenzentren (FDZ)“ Workshop (Mannheim; 25.11.) [weitere Informationen]
  • „Promote Your Services! NFDI-Angebote im SSH-Open Market bewerben“ (online; 28.11.) [weitere Informationen]
  • „SWIB22 -14th Semantic Web in Libraries Conference” (online; 28.11.-02.12.) [weitere Informationen]

 

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de).

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