No. 41, 12.10.2022

 

*** Der RfII Info Ticker meldet sich zurück aus der Spätsommerpause und erscheint jetzt wieder wöchentlich. ***

  

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die vom Statistischen Bundesamt eingerichtete „Kommission Zukunft Statistik“ (KomZS) mit Sachverständigen aus Wissenschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Medien hat ein Positionspapier für „Ein Dateninstitut für Deutschland“ veröffentlicht. Darin werden mit Bezug auf die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung genannten Prioritäten und den europäischen „Data Governance Act“ (DGA) Ziele und Funktionen empfohlen, z.T. konkret für den Forschungsbereich. So wird u.a. angeregt, das Dateninstitut als öffentliche und unabhängige Einrichtung zu etablieren, die als Datentreuhänder fungieren, die FAIR-Prinzipien vertreten und die Open Data Kultur in Deutschland fördern soll, „ohne die Handlungsfähigkeit anderer Einrichtungen einzuschränken“. Ausdrücklich wird eine Kooperation mit der NFDI und den entstehenden Forschungsdatenzentren empfohlen und darüber hinaus u.a. die Überarbeitung von Governance-Regeln wie etwa des Bundesstatistikgesetzes als dringlich bewertet [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat vor kurzem die Open Source-Entwicklungsplattform „europa.euoffiziell gestartet. Sie ist Teil der Open Source-Software-Strategie 2020-2023 der Kommission und soll die Entwicklung und Nutzung freier Software in den öffentlichen Diensten der EU fördern. Beteiligen können sich vorrangig Projekte, die für Gremien der Europäischen Union arbeiten, wobei bereits die Teilnahme von mehr als 100 Projekten gemeldet wird. In diesem Zusammenhang hat die zuständige Generaldirektorin für Informatik (DG DIGIT) auch auf den geplanten Gesetzesvorschlag für mehr Interoperabilität in Europa („Interoperability Europe Act“) hingewiesen [weitere Informationen]

 

  • Letzte Woche wurde das „Forschungsdatenportal für Gesundheit“ (FDPG) vorgestellt, mit dem auf Basis des Kerndatensatzes der „Medizininformatik-Initiative“ (MII) Gesundheitsdaten der deutschen Universitätsmedizin für Forschungsprojekte zentral beantragt und abgerufen sowie Machbarkeitsanfragen durchgeführt werden können. Hierzu werden Daten und Bioproben aus der Routineversorgung in deutschlandweit errichteten Datenintegrationszentren gesammelt, aufbereitet und Forschenden datenschutzkonform zur Verfügung gestellt, wobei die Datenhoheit an den jeweiligen Standorten verbleibt. Das Portal, das von der „TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung“ betrieben wird, soll ab 2023 auch für einen breiteren Forschungskreis geöffnet und nutzendenorientiert weiterentwickelt werden [weitere Informationen]

 

  • Das CERN hat letzte Woche eine umfassende Open Science Policy veröffentlicht. Sie wurde abteilungsübergreifend erarbeitet und bündelt alle bisherigen Open Science-Initiativen des CERN, „to make all CERN research fully accessible, inclusive, democratic and transparent, both for other researchers and the wider society“. Dementsprechend umfasst sie zehn Selbstverpflichtungen zu neun Bereichen, darunter auch Forschungsbewertung, Aus- und Weiterbildung und Citizen Science. Die Strategie, die mit https://openscience.cern/ eine eigene Website erhält, soll alle zwei Jahre überprüft werden [weitere Informationen]

 

  • Das europäische Forschungsinnovationssystem OpenAIRE hat ein neues Strategiepapier für die Jahre 2023-2025 zusammen mit einem 3-Jahres-Aktionsplan veröffentlicht. Die Strategie umfasst fünf Handlungsprioritäten, u.a. Infrastrukturen für offene Wissenschaftskommunikation, Qualitätssicherung für Daten und Services, verantwortungsvolle Forschungs- und Karrierebewertung unter Berücksichtigung von Open Science sowie ein Monitoring zur Umsetzung von Open Science. Konkrete Maßnahmen und Zeitpläne sollen in Kürze folgen [weitere Informationen]

 

  • Im Zuge eines „Open Science Retreat“ des ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft zum Thema „Impact of Global Crises on the Open Science Movement“ haben Teilnehmende einen Offenen Brief „Open Science should provide support, not impose sanctions“ verfasst, in dem sie v.a. die Open Science Community zu einer vertieften Reflektion über Rahmenbedingungen für Open Science bzw. die Frage einer ggf. angemessenen „Closeness“ aufrufen sowie vor Sanktionierung von Offenheit warnen. Es wird zur weiteren Unterzeichnung und Unterstützung eingeladen [weitere Informationen]

 

  • Die Interessengruppe „SHAring Rewards & Credit“ (SHARC) der RDA führt eine Umfrage zu Wahrnehmungen und Erwartungen für eine (erstrebenswerte) Anerkennung von Open Science-Aktivitäten durch, um sie ggf. in künftigen Evaluierungsverfahren berücksichtigen zu können [weitere Informationen]

 

  • Die DataCite Metadata Working Group erarbeitet eine neue Version (4.5) des „DataCite Metadatenschemas“ , um neue Anwendungsfälle für DataCite DOIs zu unterstützen. Um sicherzustellen, dass die Überarbeitung den Anforderungen der DataCite-Community entspricht, wird erstmals ein RFC-Entwurf bereitgestellt und um Kommentierung gebeten [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Die Europäische Kommission hatte einen „Call for evidence“ zu Erfolgsfaktoren für Digitale Bildung – insbesondere zur Einschätzung erforderlicher Investitionen und politischer Reformen – veröffentlicht, um eine entsprechende Empfehlung vorzubereiten. In der Sondierungsphase vom 1. August bis 16. September 2022 sind 85 Rückmeldungen eingegangen, u.a. von der EUA, von DigitalEurope und dem Akademienverbund ALLEA. Insgesamt stammten 12 Rückmeldungen aus dem Bereich Universität/ Forschungseinrichtung. Der Vorschlag für eine Empfehlung soll im Frühjahr 2023 vorgelegt werden [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die Europäische Kommission hat im Rahmen des ProgrammsDigital Europe“ (DIGITAL) eine Reihe neuer Ausschreibungen veröffentlicht, die sich insbesondere auf die Förderung von Datenräumen, die Entwicklung einer KI-Plattform, von Cloud-to-edge-Infrastrukturen und spezielle Bildungsprogramme mit Bezug auf fortgeschrittene digitale Technologien beziehen. Hierfür werden insgesamt 170 Mio. Euro bereitgestellt, die Antragsfrist endet am 24. Januar 2023. Eine weitere Ausschreibung zu European Digital Innovation Hubs mit einem Förderumfang von 30 Mio. Euro gilt dem Aufbau eines möglichst flächendeckenden Netzwerks von europäischen digitalen Innovationszentren (EDIH), um so Unternehmen und Organisationen des öffentlichen Sektors bei der Umsetzung des digitalen Wandels zu unterstützen. Hierfür können sich ausschließlich juristische Personen, die von ihrem Mitgliedstaat formell benannt werden, bis 16. November bewerben [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Am 28. September wurde die endgültige Fassung der Vereinbarung zur Reform der Forschungsbewertung („Agreement on Reforming Research Assessment“), die im Frühjahr von über 350 Organisationen aus 40 Ländern erarbeitet und im Juli veröffentlicht worden war (s. Info Ticker No. 25), offiziell vorgestellt und die Wissenschaftsgemeinschaft zur Unterzeichnung eingeladen. Bereits im Vorfeld hatten 51 europäische Organisationen ihre Unterschrift angekündigt, darunter u.a das Centre national de la recherche scientifique (CNRS), die DFG, OpenAIRE und das CERN. Mit der Unterzeichnung verbunden ist auch die Mitgliedschaft in der künftigen „Coalition for Advancing Research Assessment“ (CoARA), die die weitere Reform mitgestalten wird. Ihre konstituierende Generalversammlung ist für Anfang Dezember geplant [weitere Informationen]

 

  • Vor kurzem startete das Projekt „DIAMAS”(„Developing Institutional Open Access Publishing Models to Advance Scholarly communication”), in dem 23 Partnerorganisationen aus zwölf europäischen Ländern – darunter u.a. die EUA, der Bibliotheksverband LIBER, cOAlition S, Science Europe und die Aix-Marseille Université – eine Kartierung der aktuellen Landschaft der institutionellen Publikationsdienstleister (IPSP) im Europäischen Forschungsraum mit besonderem Augenmerk auf Diamond-Open-Access vornehmen werden. Darüber hinaus sollen ein „Europäischer Qualitätsstandard für das institutionelle Publizieren“ (EQSIP) erarbeitet sowie gemeinsame Empfehlungen und Strategien für unterschiedliche Stakeholdergruppen formuliert werden. Das Vorhaben wird für eine Laufzeit von drei Jahren mit 3 Mio. Euro im Rahmen von Horizont Europa gefördert [weitere Informationen]

 

  • Die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation (DINI) hat auf ihrer Jahrestagung das neue „Zertifikat für Open Access-Publikationsdienste“ veröffentlicht, mit dem die DINI-AG „Elektronisches Publizieren“ alle drei Jahre einen aktuellen Kriterienkatalog zu technischen und redaktionellen Erfordernissen für die Einrichtung und den Betrieb solcher Publikationsdienste im wissenschaftlichen Umfeld bereitstellt. Die diesjährige Fassung berücksichtigt u.a. die internationale Vernetzung, Fragen der Nachhaltigkeit der Infrastruktur sowie die Unterstützung von Nutzenden als Autorinnen und Autoren bzw. Rezipientinnen und Rezipienten wurde in mehreren Punkten nutzendenfreundlicher gestaltet [weitere Informationen]

 

 

Recht

 

  • Am 4. Oktober hat als letzten Schritt auch der Rat der Europäischen Union dem „Digitale Dienste-Gesetz“ (Digital Services Act; DSA) zugestimmt, das damit abschließend verabschiedet wurde und somit nach offizieller Unterzeichnung und Veröffentlichung innerhalb von 15 Monaten in Kraft treten wird. Das „Digitale Märkte-Gesetz“ (DMA) wurde im September unterzeichnet worden und wird in Kürze veröffentlicht [weitere Informationen]

 

 

Technische Neuerungen

  • Das europäische Gemeinsame Unternehmen „European High Performance Computing Joint Undertaking“ (EuroHPC JU) hat bekannt gegeben, dass die künftigen sechs europäischen Quantencomputer an Standorte in Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien angesiedelt werden. Sie sollen sich gegenseitig ergänzen und werden vor Ort jeweils an bereits bestehende Supercomputer angegliedert. Zusammen werden sie mit gut 100 Mio. Euro aus Mitteln des Programms „Digital Europe“ sowie der am Gemeinsamen Unternehmen beteiligten 17 Länder gefördert und sind vorrangig für eine Nutzung im Bereich Forschung und Entwicklung vorgesehen [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  • Das Projekt „Gaia-X Federation Services“ (GXFS) (s. u.a. Info Ticker No. 07) hat eine Studie zu „Strategien zum Aufbau von Gaia-X Ökosystemen mithilfe der Gaia-X Föderationsdienste“ veröffentlicht. Demnach haben sich in einer Befragung unter den Gaia-X Förderprojekten zu Bekanntheit und Relevanz der Federation Services ein grundsätzlich guter Informationsstand und ein deutlicher Umsetzungsnutzen ergeben. Dies soll mit weiteren Informations- und Vernetzungsangeboten sowie u.a. mit Hinweis auf die „GXFS Werkzeugkiste“ gefestigt werden [weitere Informationen]

 

  • Auf der Konferenz „Bits & Bäume“ hat das europäische Forschungsnetzwerk „Digitalization for Sustainability” (D4S), das durch die TU Berlin und das „Einstein Center Digital Future“ koordiniert wird, den Bericht „Digital Reset“ vorgestellt. Darin werden Chancen, Risiken und Steuerungsmöglichkeiten von Digitalisierung mit Blick auf einen tiefgreifenden, nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel analysiert und eine grundlegende Neuausrichtung der digitalen Ökonomie gefordert. In dem Ergebnis zweijähriger Forschungsarbeit werden Leitprinzipien für diese Transformation formuliert, Maßnahmen und Anforderungen für ihre Umsetzbarkeit dargestellt – darunter u.a. eine strategische Ausrichtung auf digitale Suffizienz und die Steuerung der Geschäftsmodelle der Big-Tech-Unternehmen – und zehn Empfehlungen als Leitfaden für Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft formuliert [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Die Initiative D21 hat heute zusammen mit der TU München den „eGovernment MONITOR 2022vorgestellt, in dem seit 2010 jährlich die Bekanntheit, Nutzung und Akzeptanz von digitalen Verwaltungsleistungen bei der Bevölkerung in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie im Vergleich der deutschen Bundesländer erhoben wird. Demnach nutzen trotz leichtem Anstieg weiterhin nur knapp die Hälfte der Deutschen digitale Verwaltungsangebote – deutlich weniger als in den beiden Nachbarländern –, womit die erstmals erhobene „digitale Nutzungslücke“ zwischen Bedarf und Online-Nutzung hier besonders ausgeprägt ist. Auch zwischen den deutschen Bundesländern variieren sowohl Nutzung als auch Zufriedenheit mit digitalen Verwaltungsangeboten erheblich und die Herausgeberinnen und Herausgeber stellen fest, dass „die Schaffung eines Online-Angebots […] keine hinreichende Bedingung für ein […] flächendeckend genutztes E-Government (ist)“ [weitere Informationen]

 

  • Der Bundesrat hat auf seiner Sitzung am 7. Oktober u.a. das „Dritte Gesetz zur Änderung personenstandsrechtlicher Vorschriften“ als Teil des Onlinezugangsgesetzes (OZG) beschlossen, in dem der Datenaustausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern mit Behörden erleichtert wird. So soll es künftig nach dem Once-Only-Prinzip ausreichen, die Personenstandsdaten einmalig über ein Verwaltungsportal zu erfassen und an das zuständige Standesamt zu übersenden, während der weitere Datenaustausch mit anderen Behörden über ein automatisiertes Abrufverfahren erfolgen soll [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Who are the drivers of systemic change for Open Science? A library/ publisher conversation with TU Delft and PLOS“ (online; 13.10.) [weitere Informationen]
  • „VIVO Talks!: In offene Forschungsinfrastruktur investieren: warum und wie?“ (online; 13.10.) [weitere Informationen]
  • „Developing new EOSC-Core components for a FAIRer Open Science ecosystem” Webinar (14.10.) [weitere Informationen]
  • “NFDI Tool Talks: BEXIS2 Research Data Management System” (online; 17.10.) [weitere Informationen]
  • “forschungsdaten.info live: Die CARE-Prinzipien im Forschungsdatenmanagement“ (online; 19.10.) [weitere Informationen]
  • „65- Helmholtz Open Science Online-Seminar: Open research information for responsible research assessment” (21.10.) [weitere Informationen]
  • „Forschungsdaten in der Medienwissenschaft“ (Marburg; 21.10.) [weitere Informationen]
  • „International FAIR Convergence Symposium 2022” (Leiden und online; 24.-26.10.; Anmeldung bis max. 14.10. bzw. 21.10.) [weitere Informationen]
  • „EUA Workshop III: A coalition for Advancing Research Assessment” (online; 25.10.; Anmeldung bis 21.10.) [weitere Informationen]
  • “Data Notes on Open Research Europe: maximizing the visibility & discoverability of research data” Webinar (25.10.) [weitere Informationen]
  • “Making Data Discoverable through Publishing Structured Metadata on the Web” Webinar (25.10.) [weitere Informationen]
  • „Open Science Retreat: Economic actors in the context of Open Science“ (online; 01.-02.11.) [weitere Informationen]
  • „2. CRDA Forumsveranstaltung “GLAM digital – Datenkompetenzen für Kulturerbe-Einrichtungen“ (Marburg und online; 03.-04.11.) [weitere Informationen]
  • “Gaia-X Summit 2022” (Paris und online; 17.-18.11.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de).

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