No. 36, 05.09.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Das chinesische Unternehmen Baidu hat den KI-Chatbot „Ernie Bot“ am Donnerstag offiziell für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Ernie Bot bietet ähnliche Anwendungen wie ChatGPT des Unternehmen OpenAI an, wobei er – wie weitere gerade offiziell freigegebene chinesische Chatbots – u.a. den neuen Sicherheitsregularien zur generativer KI der chinesischen Regierung unterliegt [weitere Informationen]

 

  • Die Fraunhofer -Gesellschaft (FhG) hat mit FhGenie zusammen mit Microsoft als erste Forschungsorganisation in Deutschland einen eigenen KI-Chatbot entwickelt und zur internen Nutzung eingeführt. Die DSGVO-konforme, auf Azure Open-AI-Service basierende generative Text-KI wird für die Mitarbeitenden im Zuge eines dreistufigen Verfahrens freigeschaltet und von Handlungsempfehlungen der Fraunhofer Task Force „Chatbot“ begleitet [weitere Informationen]

 

 

  • Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Marburg hat in der Studie „Sharing Data With Shared Benefits: Artificial Intelligence Perspective“ einen neuen Ansatz zur gerechteren Datennutzung für das Training von KI-Modellen am Beispiel der Medizin vorgestellt. Die gemeinsam entwickelten Modelle für maschinelles Lernen sollen dabei im Leistungsniveau der beigetragenen Datenmenge entsprechen. Dieser Ansatz basiert auf der Idee des „fairen Schwarmlernens“ und soll insbesondere Unternehmen zur Teilnahme am gemeinschaftlichen Datenanalysen ermutigen, da hierbei „diejenige Partei, die die meisten Daten beisteuert, das beste endgültige Ergebnis der KI erhält“, aber alle Parteien ein besseres als nur auf Basis ihrer eigenen Daten [weitere Informationen]

 

  • Noch bis zum 10. September ist eine öffentliche Konsultation des Data Spaces Support Centre (DSSC) zum „Data Spaces Blueprint v0.5“ geöffnet. Dieser Blueprint enthält Leitlinien zur Unterstützung der Implementierung, Bereitstellung und Pflege von Datenräumen – bspw. zum konzeptionellen Modell des Datenraums sowie zu den empfohlenen Standards und Spezifikationen. Das DSSC betreibt eine Supportplattform für Datenräume, um die von der Europäischen Kommission im Rahmen der Europäischen Datenstrategie festgelegten Ziele zu erreichen, die eine Erhöhung der Interoperabilität zwischen verschiedenen Datenräumen vorsehen und damit die sektorübergreifende Wiederverwendung von Daten ermöglichen sollen [weitere Informationen]

 

 

 

Bildung & Hochschulen

  1. Die League of European Research Universities (LERU) hat in einer Stellungnahme gegen die Entscheidung der Europäischen Kommission protestiert, wonach Schweizer Hochschulen von der Teilnahme am Programm European Master´s in Translation (EMT) für den Programmzyklus 2025-2029 ausgeschlossen werden. Die Schweiz sei eines der Gründungsmitglieder des EMT gewesen und ein Ausschluss zum jetzigen Zeitpunkt „seems to be purely of a political nature“, was u.a. den Lehrenden und Studierenden etwa der Universität Genf erheblich schaden könne. Die LERU bietet daher Kompromissvorschläge an und appelliert an die Einrichtungen in der Schweiz und bei der EU, die Beratungen für eine engere Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der Assoziierungsverhandlungen zu Horizon Europe zu verstärken [weitere Informationen]

 

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das DEAL Konsortium hat heute den Abschluss eines „Transformative Open Access Agreement for Germany“ mit Elsevier verkündet. Die am 1. September unterschriebene Vereinbarung hat eine Laufzeit von fünf Jahren bis Ende 2028 [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission und die Türkei haben ein Assoziierungsabkommen zum Programm „Digitales Europa“ („Digital Europe“) abgeschlossen. Damit sollen v.a. die Beziehungen im Bereich der digitalen Technologien sowie der Digitalisierung verstärkt werden [weitere Informationen]

 

  • Das Netzwerk der Projektträger („PT-Netz“), zu dem u.a. die Projektträger am Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR) und am Forschungszentrum Jülich (PtJ) und die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) gehören, haben letzte Woche ein Positionspapier „Administrative Fesseln der Innovationsförderung abstreifen“ veröffentlicht. Darin plädieren sie für eine Ausweitung des „SPRIND-Freiheitsgesetzes“ (s. Info Ticker No. 30) auf die gesamte Projektförderung, „die dem Innovationsstandort Deutschland den nötigen Schwung geben [würde], um wieder die Weltspitze zu erreichen“ und formulieren hierfür konkrete Empfehlungen [weitere Informationen]

 

  • Im Rahmen des Verbundprojekts „Q-net-Q“, das von der Hochschule Nordhausen und dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF) koordiniert wird, erweitern Forschende u.a. der TU München, der TU Berlin und weiterer Partner, die Quantenkommunikation, um den Freistaat Thüringen und konkret Erfurt zum neuen „Knotenpunkt“ des deutschen Quantennetzes auszubauen. Dabei sollen u.a. der Austausch von Patientendaten für die Telemedizin erprobt sowie weitere Kooperationen im Bereich der Kommunikations- und Informationstechnik gefördert werden. „Q-net-Q“ wird im Rahmen des europäischen Programmes „EuroQCI“ und vom BMBF mit rund 11,8 Mio.  Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Im August hat das „DIAMAS“ -Projekt (Developing Institutional Open Access Publishing Models to Advance Scholarly Communication) einen Policy Brief zur Ausrichtung des institutionellen Publikationswesens im europäischen Forschungsraum (ERA) veröffentlicht [weitere Informationen]

 

  • Das Land Nordrhein-Westfalen hat für seine 42 wissenschaftlichen Bibliotheken und das Hochschulbibliothekszentrum das neue Cloud-System „Alma“ gestartet. Durch die nun gemeinsame Software-Struktur, u.a. auch für die Zentrale Fachbibliothek für die Lebenswissenschaften (ZB-MED), sind nicht nur die Bestände für Studierende leichter zugänglich, sondern auch besser vor Cyberangriffen geschützt. Das Land hat das Projekt im Rahmen des Programms „Digitale Hochschule NRW“ seit 2019 mit mehr als 10 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

 

Recht

 

  • Die Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder (Datenschutzkonferenz; DSK) hat im Zusammenhang mit dem EU-US-Data-Privacy-Framework (s. Info Ticker No. 28) Anwendungshinweise zum Angemessenheitsbeschluss der Europäischen Kommission veröffentlicht. Sie richten sich sowohl an Datenexporteure als auch betroffene Personen und enthalten u.a. den Hinweis, dass es sich aktuell um geltendes EU-Recht handelt, es aber Möglichkeiten für eine gerichtliche Überprüfung offen lässt [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Zum 1. September wurde am Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Garching (LRZ) das Vorhaben „Europäisches Quantencomputing für Exascale-HPC“(Euro-Q-Exa) gestartet, das in Zusammenarbeit mit fünf weiteren EuroHPC Joint Undertaking-Standorten an der Aufstellung des ersten europäischen Quantencomputers arbeiten wird (s. auch Info Ticker No. 25). Es kann dabei auf bereits vorhandene Quantencomputing-Demonstratoren aufbauen. Das BMBF fördert das Vorhaben mit 13,5 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

 

  • Ein interdisziplinäres Forschungsteam der TU Dortmund sowie der Universitäten Magdeburg und Würzburg hat in einer Studie die Erklärbarkeit von KI aus einer realen Anwendungs- und Praxisperspektive untersucht und dabei die Annahme, dass die Nachvollziehbarkeit einer KI mit ihrer steigenden Leistungsfähigkeit sinkt, weitgehend entkräftet. Am Beispiel medizinischer Bilddiagnostik hat das Team herausgefunden, dass das Verständnis einzelner KI-Systeme weniger von theoretischen Modellen profitiert als von der (stärkeren) Einbindung von Anwendungsexpertinnen und -experten in den Entwicklungsprozess, die dringend empfohlen wird, zumal der Erfolg einer KI maßgeblich vom menschlichen Verständnis und Vertrauen in kritischen Entscheidungssituationen abhänge [weitere Informationen]

 

 

 

E-Government

  • Zum 1. September sind mehrere Maßnahmen im Zuge des Onlinezugangsgesetzes (OZG) und der Registermodernisierung in Kraft getreten, darunter u.a. die digitale KFZ-Zulassung und der elektronische Antrag auf Bürgergeld. Hierfür können die öffentlichen Verwaltungen – falls die betroffene Person jeweils zustimmt – künftig auf Informationen aus anderen Registern nach dem im OZG vorgesehenen „Once-only-Prinzip“ zugreifen. Grundlage dafür ist die Steuer-ID gemäß der aktuellen Fassung des Identifikationsnummerngesetzes (IDNrG), die am 31. August in Kraft getreten ist. Für mehr Transparenz soll dabei v.a. das im OZG vorgesehene Datenschutzcockpit (DSC) sorgen [weitere Informationen]

 

  • Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 29. August im Bundesprogramm Work4Germany fünf Projekte gestartet, darunter u.a. der „Ressortübergreifende Aufbau des Dateninstituts“ und das Vorhaben „Digitales Arbeiten mit strategischem Zielbild“. In dem Fellowship-Programm soll über einen Zeitraum von sechs Monaten in Teams u.a. durch einen interministeriellen Austausch an bereichsübergreifenden Herausforderungen und (Neu-)Gestaltung von Arbeitsabläufen mit Schwerpunkt Verwaltungsdigitalisierung gearbeitet werden [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Discursive and material dimensions on the digital transformation: Perspectives from and on Japan” (online und Tokio; 11.-.13.08.) [weitere Informationen]
  • “Global Digital Transformation – Digital Society“ (online; 12.09.) [weitere Informationen]
  • “When Papers choose their Reviewers” (Darmstadt und online; 12.09.) [weitere Informationen]
  • “Open Educational Resources in der Hochschullehre: Merkmale und Mehrwerte“ (Workshop) (online; 21.09.) [weitere Informationen]
  • “HeFDI Data Talks: NFDI4Memory- A research infrastructure for historically engaged disciplines” (online; 22.09.) [weitere Informationen]
  • “EOSC and Data Spaces” Zweites Webinar im Rahmen des EOSC Symposiums (online und Madrid; 22.09.) [weitere Informationen]
  • „Data Science in Action“ Vorlesungsreihe (online; donnerstags ab 28.09.) [weitere Informationen]
  • „(Weiter-) Entwicklung von Research Tools & Data Services“ Community -Forum (online; 29.09.; Anmeldung bis 28.09.) [weitere Informationen]
  • „Open Science Monitoring in Europe: A LIBER, UNESCO and LA Referencia Webinar” (03.10.) [weitere Informationen]
  • „Gaia-X Roadshow“ (Wolfsburg; 10.10.) [weitere Informationen]
  • “The Public Good Statistics – Let´s talk about Data Culture!” Workshop-Reihe (München; 10. – 12.10.) [weitere Informationen]
  • „First NFDI Berlin-Brandenburg network meeting” (Berlin; 12.10.; Anmeldung bis 14.09.) [weitere Informationen]
  • „Make your Research Reproducible – A Hands-On Course” Online-Veranstaltungsreihe (ab 17.10. – 14.11. jeweils dienstags [weitere Informationen]
  • “Community Workshop: Vernetzung der FDM-Helpdesks” (Essen; 20.-21.11.; Anmeldung bis 30.09.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  1. „2. Open Science Festival“ [weitere Informationen]

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Daniel Zdun (daniel.zdun@rfii.de).

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