No. 35, 01.09.2021

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  1. Das Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft ZBW hat heute mit dem „Open Economics Guide“ ein neues Online-Angebot für Open Science in den Wirtschaftswissenschaften gestartet. Mit Hilfe von praxisnahen Tipps, Methoden und Tools sollen Wirtschaftsforschende dabei unterstützt werden, Open Science in die Praxis umzusetzen und so die Qualität, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit ihrer Ergebnisse zu verbessern. Neben einem Schnelleinstieg in Open Access, Open Data und Open Tools und einer umfassenden Tool-Übersicht bietet der Guide eine Wissensdatenbank und ein Glossar, die Erweiterung um weitere Schwerpunkte ist vorgesehen. Außerdem werden die Inhalte des „Open Economics Guide“ über eine offene Lizenz zur Nachnutzung zur Verfügung gestellt [weitere Informationen]
  2. Der Forschungsverbund Quantum Valley Lower Saxony (QVLS) (s. Info Ticker No. 49) hat seine ersten Ergebnisse und weitere Planungen vorgestellt und dabei angekündigt, dass der erste von Forschenden aus Hannover und Braunschweig entwickelte 50-Qubit-Quantencomputer bis 2025 in Betrieb gehen könne. Für die nächsten zehn Jahre sollen Fördergelder u.a. des Bundes, des Landes und der EU sowie Mittel der Industrie im Umfang von zusammen mehr als 1,5 Milliarden Euro u.a. für die Weiterentwicklung der Ionenfallen-Technologie, für Großprojekte mit Unternehmen, die Vermarktung von Spinn-Off-Innovationen und Quantum Education zur Verfügung stehen [weitere Informationen]
  3. Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung einer Arbeitsgruppe der Universität Hamburg und Beteiligung der TU Braunschweig hat vorgeschlagen, das von der Wissenschaftscommunity betriebene, frei zugängliche Register „AIMe“ (“Registry for Artificial Intelligence in biomedical Research”) als Standard für die Arbeit mit KI in der Biomedizin zu etablieren. Dadurch ließen sich sowohl Transparenz als auch Reproduzierbarkeit der Forschungsergebnisse verbessern und nicht zuletzt das Vertrauen in den Einsatz von KI in der Biomedizin und im Klinikalltag stärken [weitere Informationen]
  4. Die Podcast-Reihe „Digitalgespräch“ des Forschungs- und Kompetenznetzes Zentrum für vertrauensvolle Digitalisierung (ZEVEDI) widmet sich komplexen Themen der Digitalität zwischen Politik und Wissenschaft, zuletzt z.B. zu Datentracking in der Wissenschaft, Datenchirurgie oder KI in der Finanzwelt [weitere Informationen]

 

Bildung & Hochschulen

  1. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat Vorschläge für eine zeitnahe Neuordnung des IT-Weiterbildungssystems erarbeitet, zumal insbesondere im Bereich der IT-Spezialisten Modernisierungs- und Handlungsbedarf bestehe. Das BIBB empfiehlt daher u.a. eine flexiblere Ausgestaltung von Tätigkeitsprofilen, verbesserte Anrechnungsmöglichkeiten für die nächste Fortbildungsstufe und neue Schwerpunktsetzungen [weitere Informationen]

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  1. Großbritannien hat eine neue nationale Datenstrategie angekündigt. Das geplante Maßnahmenpaket umfasst u.a. eine Änderung der Datenschutzbestimmungen unter Abkehr von der DSGVO sowie den Abschluss neuer internationaler Datenpartnerschaften u.a. mit den USA, Australien und Südkorea und die Einsetzung eines Information Commissioners mit umfangreichen Zuständigkeiten. Ein verbesserter internationaler Datenaustausch soll v.a. Wirtschaftswachstum und Innovationen fördern und das Vereinigte Königreich zu einer wissenschaftlichen und technologischen Supermacht zu machen. Die Europäische Kommission meldet hierzu Bedenken mit Blick auf die erst kürzlich abgeschlossenen Angemessenheitsbeschlüsse an (s. Info Ticker No. 25) [weitere Informationen]
  2. Das BMBF hat eine Förderbekanntmachung mit dem Titel „Vernetzen – Erschließen – Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen II“ veröffentlicht mit dem Ziel, den Anwendungsnutzen der Sammlungen für Forschung und Lehre überregional zu intensivieren. Förderfähig sind Verbundvorhaben zwischen Hochschulsammlungen und außeruniversitären Museen, Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Die Förderung von Forschungs- und Begleitvorhaben umfasst einen Zeitraum von max. vier bzw. fünf Jahren mit einem Finanzierungsumfang von jeweils maximal 700.000 Euro, plus evt. Mittel für eine Vorlaufphase. Antragsskizzen können bis spätestens 19. Januar 2022 eingereicht werden [weitere Informationen]
  3. Außerdem hat das BMBF eine Förderrichtlinie für Verbundforschungsprojekte auf dem Gebiet „Neue Methoden und Technologien für das Exascale-Höchstleistungsrechnen“ (SCALEXA) veröffentlicht. Ziel ist eine deutlich verbesserte Skalierbarkeit von Anwendungssoftware des High-Performance-Computing (HPC) für den künftigen ExaFlop-Leistungsbereich und die Weiterentwicklung von Technologien für entsprechende Rechner. Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft können Projektskizzen bis 15. November einreichen [weitere Informationen]
  4. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts NRW eine Neuausrichtung ihrer Forschungsförderung beschlossen, mit der Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen beim Aufbau von Forschungsprofilen und Netzwerken sowie der Weiterentwicklung ihrer Forschungsschwerpunkte unterstützt werden sollen. Die Neukonzeption, für die zusätzliche Mittel im Umfang von 15 Mio. Euro jährlich bereitgestellt werden, sieht Förderinstrumente zu den Handlungsfeldern „Forschungsprofile“, „Visionen“, „Vernetzungen“ und „Transfer“ vor. Im ersten Bereich „Profilbildung“ wurden gerade neun Projekte mit einem Fördervolumen von insgesamt 22 Mio. Euro ausgewählt, darunter auch Projekte aus den Bereichen Big Data, Quantencomputing, Datenanalyse und KI-Systeme. Die Auswahl zum Förderinstrument „Netzwerke 2021“ wird für Frühjahr 2022 angekündigt [weitere Informationen]
  5. Auf Initiative mehrerer Leibniz-Einrichtungen wurde im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft ein neues Strategieforum „Technologische Souveränität“ einrichtet, um interdisziplinäre Beiträge zu Wertschöpfungsketten von Schlüsseltechnologiefeldern zusammen mit Partnern aus Wirtschaft und Politik zu erarbeiten und in europäische Diskurse einzubringen. Aktuell werden sechs Themencluster eingerichtet, u.a. zu Gesundheitstechnologien, KI, Materialien für Digitalisierung und Quantentechnologien [weitere Informationen]

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  1. Auf Initiative der Beauftragten der Bundregierung für Kultur und Medien (BKM) hat eine Arbeitsgruppe unter Federführung der Deutschen Nationalbibliothek ein Perspektivpapier zu „Kulturen im digitalen Wandel” erarbeitet. Darin werden neben einem Überblick über laufende Digitalisierungsprojekte im Kulturbereich, die vor oder während der Pandemie entstanden sind und zum Großteil im Rahmen der Digitalisierungsstrategie des Bundes gefördert werden, auch Prioritäten für die weitere digitale Transformation im Kulturwesen vorgestellt und u.a. die Einrichtung eines Digitalisierungsrates nach dem Vorbild des RfII für den Bereich Kultur empfohlen [weitere Informationen]
  2. Der europäische Bibliotheksverbund LIBER und die Confederation of Open Access Repositories COAR haben ein Partnerschaftsabkommen abgeschlossen, um durch gemeinsame strategische Maßnahmen die Rolle von Repositorien in Europa zu stärken und Bibliotheken bei der Erhaltung und Förderung von offenen Repositorien zu unterstützen [weitere Informationen]

 

Recht

  1. LobbyControl und Corporate Europe Observatory haben im Rahmen einer Studie zu Lobbyarbeit in Brüssel festgestellt, dass die Digitalbranche mit einem Mitteleinsatz von mehr als 97 Mio. Euro jährlich alle anderen Sektoren, wie z.B. die Finanzbranche oder die Pharmaindustrie, in ihrem Bemühen um Einflussnahme auf EU-Institutionen überholt hat. Dabei hat sich nicht nur eine finanzielle Dominanz von zehn Unternehmen gezeigt, sondern auch eine messbare Steigerung und Konzentration der Aktivitäten gerade dieser Gruppe (u.a. Anzahl von Treffen mit Mitgliedern der EU-Kommission) im Zusammenhang mit den Beratungen zum geplanten digitalen Gesetzespaket der EU (Digital Services Act, DSA und Digital Markets Act, DMA). Die Verfasser:innen der Studie sehen angesichts dieser Vormachtstellung der Big Tech-Unternehmen u.a. gegenüber NGOs die Demokratie gefährdet und empfehlen dringend Maßnahmen, u.a. strengere Lobbyregulierungen, die pro-aktive Hinzuziehung etwa von KMU und unabhängigen Wissenschaftler:innen durch Entscheidungsträger:innen der EU sowie die Offenlegung von Interessenkonflikten z.B. von Anwaltskanzleien und Wirtschaftsberatungsunternehmen. Aus Sicht der EU-Kommission wird allerdings derzeit kein Handlungsbedarf gesehen [weitere Informationen]
  2. Forschende des Instituts für Internationales Recht, Geistiges Eigentum und Technikrecht (IRGET) der TU Dresden haben sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen von Forschungsdatenmanagement befasst. Schwerpunkte der gerade erschienenen Untersuchung sind u.a. datenschutzrechtliche Vorgaben sowie die Frage der rechtlichen Zuordnung von Forschungsdaten und der Entscheidungsbefugnis über deren Veröffentlichung und Nachnutzung [weitere Informationen]

 

Technische Neuerungen

  1. Ein Team des Forschungszentrums Jülich hat ein Rastertunnelmikroskop auf Basis einer neuen Kühltechnik entwickelt, das es erlaubt, die Eigenschaften von Quantenmaterialien zu erschließen und so die Entwicklung von Quantencomputern und -sensoren maßgeblich zu befördern [weitere Informationen]

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  1. Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) hat zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft, Köln (IW) den diesjährigen KI- Monitor veröffentlicht, in dem anhand von Indikatoren die Entwicklung von KI-Technologien in Deutschland in den Kategorien Wirtschaft, Gesellschaft und Rahmenbedingungen analysiert wird. Demnach konnte trotz negativer Auswirkungen der Pandemie auf einzelne Indikatoren ein Gesamtanstieg des KI-Index von rund 15 Prozent gegenüber 2020 festgestellt werden sowie eine deutlich beschleunigte Entwicklung seit dem letzten Erhebungsjahr. Dies begründet sich v.a. durch positive Entwicklungen im Bereich Wirtschaft, während es in den Kategorien Gesellschaft und Rahmenbedingungen rückläufige Tendenzen gab. In der Gesamtschau wurden in allen drei Kategorien noch Verbesserungsbedarfe festgestellt und entsprechende Handlungsempfehlungen formuliert [weiterführende Informationen]
  2. In Ergänzung zu früheren Stellungnahmen aus der Industrie zum geplanten Artificial Intelligence Act (AIA) der EU hat sich der Forschungsbeirat der Plattform Industrie 4.0 in seinem Kommentar explizit für die Berücksichtigung von Forschungsinteressen ausgesprochen [weitere Informationen]
  3. Der Branchenverband Bitkom hat in einer Studie festgestellt, dass sich eine überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Deutschland im Hinblick auf Industrie 4.0 als Nachzügler oder bereits abgehängt wahrnehmen. Um eine wirksamere Umsetzung von Industrie 4.0 zu befördern, hat Bitkom ein Positionspapier mit zehn Forderungen an die nächste Bundesregierung formuliert, u.a. mit Blick auf bessere finanzielle Rahmenbedingungen, Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit sowie Qualifizierungsmaßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels [weitere Informationen]

 

Veranstaltungen

  1. “NDFI ToolTalk: DataPLANT – Tools and Services to structure the Data Jungle” (online; 08.09.) [weitere Informationen]
  2. “NFDIxCS: Forschungsdaten-Soiree #2: Software als Forschungsdaten und Langzeitarchivierung“ (online; 15.09.; Anmeldung bis 14.09.) [weitere Informationen]
  3. “National Libraries Now 2021 – International Perspectives on Library Curation” (online; 16.-17.09.) [weitere Informationen]
  4. “3rd Open Science Fair Conference” (online; 20.-23.09.) [weitere Informationen]
  5. „60th Helmholtz Open Science Online Seminar: Preregistration: The Panacea for Trustworthy and Useful Science?” (21.09.) [weitere Informationen]
  6. „Neue Datenräume für die Verwaltung – Wie Gaia-X helfen kann, Datensilos zu überwinden“ Webinar (22.09.) [weitere Informationen]
  7. „NFDI4BioDiversity Jahreskonferenz“ (Leipzig und online; 23.09.; Anmeldung bis 16.09.) [weitere Informationen]
  8. „Informations- und Vernetzungsveranstaltung der Speicherkonsortien in NRW“ (online; 23.09.) [weitere Informationen]
  9. „NFDI4Ing Konferenz: Stand und Zukunft des Forschungsdatenmanagements in den Ingenieurwissenschaften“ (online; 27.-28..09.) [weitere Informationen]
  10. „Open Access-Tag 2021“ (online; 27.-29.09.) [weitere Informationen]
  11. „Forschungsdaten@RMU 2021: Data Literacy“ (online; 29.09.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  1. “EOSC in the global context – Workshop at RDA VP 17”[weitere Informationen]
  2. “Onboarding Citizen Science and the role of research libraries: barriers and accelerators” [weitere Informationen]
  3.  “Urheberrecht und Lizenzierung bei Forschungsdaten“ [weitere Informationen]
  4. „Integrating Citizen Science at Universities: From ‘what’ to ‘how’” [weitere Informationen]

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de)

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