No. 29, 19.07.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Union und zahlreiche Staaten aus Lateinamerika bzw. der Karibik (LAC) haben gestern die „EU-LAC Digital Alliance“ abgeschlossen als einen informellen, wertebasierten Rahmen für die bisherige und künftige Zusammenarbeit mit allen Ländern Lateinamerikas und der Karibik und den EU-Mitgliedstaaten, der auch anderen Interessengruppen aus dem privaten Sektor sowie u.a. Forschungs- und Hochschulnetzwerken offensteht. Die Allianz soll die biregionale Kooperation u.a. zu den Themen digitalpolitischer Austausch, Internet- und Datenverwaltung, Konnektivität, Datenschutz und vertrauensvoller Datenverkehr, Cybersicherheit, KI und neuen Technologien befördern. Weitere Bereiche sind Kompetenzentwicklung, Unternehmertum und digitaler Handel sowie weltraumbezogene Projekte, wie etwa die Copernicus-Erdbeobachtungdaten. Geplant sind u.a. regelmäßige hochrangige Treffen auf Regierungs- oder auch technischer Ebene ggf. unter Einbeziehung von Sachverständigen z.B. aus der Wissenschaft. Für 2023 werden bereits drei konkrete Maßnahmen genannt [weitere Informationen]

  • Die Bundesregierung hat am Donnerstag ihre ressortübergreifende „Chinastrategie“ vorgestellt, mit der Rahmenbedingungen für den Umgang mit China als „gleichzeitig Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale“ definiert werden. Sie umfasst drei Dimensionen: a) bilaterale Beziehungen, b) die Stärkung Deutschlands und der EU und c) die internationale Zusammenarbeit, in denen deutsche und europäische Werte und Interessen in der Zusammenarbeit mit China verwirklicht werden sollen. Digitale Bereiche werden insbesondere im Zusammenhang mit Kritischen (Daten-)Infrastrukturen, dem möglichen Datenabfluss (auch aus der Forschung) an staatliche chinesische Stellen, Desinformationskampagnen und u.a. der Abwehr von Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage angesprochen [weitere Informationen]

  • Das NFDI Konsortium Text+ hat zusammen mit dem DFG Schwerpunktprogramm Computational Literary Studies und dem EU-Projekt CLS-Infra eine Umfrage zu Kriterien für die Erstellung (digitaler) literarischer Textkorpora oder Sammlungen gestartet und bittet interessierte Forscherinnen und Forscher um Teilnahme [weitere Informationen]

  • In Tübingen wurde gestern die Eröffnung des „Tübingen AI Center“ als nationales KI-Zentrum gefeiert. Die Einrichtung der Universität Tübingen und des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme (MPI-IS) soll robuste lernende Systeme „zum Nutzen von Wirtschaft und Gesellschaft“ weiterentwickeln und u.a. den Transfer von Grundlagenforschung in Anwendung und Ausbildung befördern sowie in Kooperation mit europäischen Partnern den Fortschritt von „AI made in Europe“ unterstützen. Das Zentrum wird vom BMBF mit 20 Mio. Euro pro Jahr gefördert [weitere Informationen]

  • Im Verbundvorhaben „Agency und Ethik – Sensible Objekte in Hochschulsammlungen (AESOH)“ arbeiten Forschende der Universität Marburg mit u.a. den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim, dem Übersee-Museum, Bremen und dem Senckenberg Naturmuseum, Frankfurt am Main, an der Identifizierung sensibler Objekte (z.B. menschliche Überreste oder religiöse Objekte) in den Marburger Universitätssammlungen, um Fragen nach dem ethischen Umgang zu klären. Der Fokus liegt dabei auf der Erfassung, Digitalisierung, Erforschung, und möglicher Zugänglichmachung aus dem Blickwinkel ihrer Wirkung (Agency), auch um den Diskurs mit der Öffentlichkeit und der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft zu befördern und die Forschungsinfrastruktur zu verbessern. Das Projekt wird vom BMBF für vier Jahre mit rund 1 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

  • Die Kompetenzplattform „Künstliche Intelligenz Nordrhein-Westfalen“ (KI.NRW) bietet ab sofort „Krankenhaus“ als drittes Thema in der Reihe „KI.Welten“ neben „Unternehmen“ und „Zuhause“, um sowohl die interessierte Öffentlichkeit als auch Patientinnen und Patienten sowie medizinisches Fachpersonal in insgesamt 28 Anwendungen und fünf Themeninseln über die Einsatzmöglichkeiten und Chancen von KI zu informieren. Erarbeitet wurde das multimediale Angebot von den Projekten „Smart Hospital. NRW“ und „Innovative Secure Medical Campus“, um zur gesellschaftlichen Aufklärung sowohl zu Künstlicher Intelligenz als auch zu Medizin beizutragen. Externe Einsätze der „KI.Welten“ sind auf Anfrage möglich [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) hat die Auswahl für die diesjährige „Peer-to-Peer-Strategieberatung“ (P2P) bekanntgegeben, mit der Hochschulen für ein Jahr gezielt bei ihrer strategischen Ausrichtung der digitale Transformation unterstützt werden sollen. Mit dieser Förderinitiative des Stifterverbandes, des CHE Centrums für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wurden seit 2017 36 Hochschulen mit Finanzierung des BMBF begleitet [weitere Informationen]

  • An der Universität Stuttgart wurde das „Institut für Künstliche Intelligenz“ gegründet, das sich mit den Schwerpunkten „Intelligente Robotik“ sowie „KI für Simulationen“ insbesondere der Erforschung des gesellschaftlichen Nutzens von KI-Anwendungen widmet, um so deren Sichtbarmachung zu erhöhen und den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft zu beschleunigen. Hierzu soll die fächerübergreifende KI-Forschung – unterstützt u.a. durch zwei landesfinanzierte „Cyber Valley-Professuren“ – stärker gebündelt werden und die Vernetzung mit internationalen und inneruniversitären Initiativen mit KI-Bezug u.a. als Teil des Netzwerks „European Laboratory for Learning and Intelligent Systems“ (ELLIS) befördert werden [weitere Informationen]

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Im Zuge der Beratungen über das Gesamtbudget der Europäischen Union für 2024 haben sich Vertretungen der Mitgliedstaaten für erhebliche Kürzungen gegenüber dem Vorschlag der Europäischen Kommission (189,3 Milliarden Euro) ausgesprochen. Diese betreffen auch das Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe, dessen Finanzansatz demnach nicht, wie von der Kommission vorgeschlagen, um 400 Mio. Euro erhöht, sondern um 166 Mio. Euro mit Hinweis auf die Höhe der nicht ausgegebenen Mittel der Vorjahre abgesenkt würde. Der offizielle Standpunkt des Europäischen Rats wird im September erwartet [weitere Informationen]

  • Die Europäische Kommission hat letzte Woche mehrere Maßnahmen zur Stärkung des Europäischen Forschungsraums (EFR/ ERA) vorgeschlagen, darunter Empfehlungen zur Schaffung eines neuen Rahmens für Forschungslaufbahnen und eines europäischen Kompetenzrahmens für Forschende („ResearchComp“), der Forschenden verstärkt Querschnittskompetenzen „für alle Sektoren der Gesellschaft, einschließlich Hochschulen, Unternehmen und Industrie (…)“ vermitteln soll. Außerdem wurde eine überarbeitete und gestraffte Fassung der „Charta für Forschende“ vorgestellt [weitere Informationen]

  • Die Europäische Kommission hat zehn Vorschläge für neue europäische Partnerschaften für die zweite Hälfte von Horizont Europa veröffentlicht, die zur Umsetzung der Prioritäten der Kommission für den digitalen und ökologischen Wandel und eine Stärkung der europäischen Autonomie beitragen sollen. Zu den Vorschlägen gehören u.a. „Rohstoffe für den grünen und digitalen Wandel“, „Widerstandsfähiges Kulturerbe“ und „Virtuelle Welten“. Das endgültige Portfolio wird noch mit den Mitgliedstaaten und assoziierten Ländern abgestimmt und in den Strategieplan für 2025-2027 aufgenommen [weitere Informationen]

  • Die DFG und die britische Partnerorganisation UK Research and Innovation (UKRI) haben letzte Woche ein Abkommen zur verstärkten Zusammenarbeit in der Forschungsförderung unterzeichnet, um die Rahmenbedingungen für bilaterale Kooperationen in der interdisziplinären Grundlagenforschung zu verbessern. Während der noch laufenden Verhandlungen um eine Assoziierung des Vereinigten Königreichs zu Horizont Europa erleichtert dieses Memorandum of Understanding Förderabkommen mit den im Dachverband UKRI zusammengeschlossenen Research Councils und gemeinsame Anträge von britischen und deutschen Forschenden. Eine erste Ausschreibung im Bereich „Integrative Miocrobiome“ zwischen der DFG und dem Biotechnology and Biological Sciences Research Council (BBSRC) ist in Vorbereitung, weitere sind geplant [weitere Informationen]

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Die Mitherausgeber und große Teile des Redaktionsausschusses der Zeitschrift „Critical Public Healthhaben die Zusammenarbeit mit dem Verlag Taylor & Francis aufgekündigt, als anstelle des bisherigen hybriden Publikationsmodells auf ein vollständiges Open Access-Modell umgestellt werden sollte, das für Autorinnen und Autoren mit enormen Article Processing Charges (APCs) verbunden wäre [weitere Informationen]
  • Vor kurzem ist eine Studie erschienen, in der der Zusammenhang zwischen hohen Impact-Kennzahlen von wissenschaftlichen Zeitschriften und der Entwicklung der erhobenen APCs seit 2000 sowie unterschiedliche Finanzierungsformen untersucht wurde [weitere Informationen]

 

Recht

  • Der Ausschuss der Ständigen Vertreter der EU-Mitgliedstaaten (AStV) hat sich am 14. Juli im Rahmen des Trilogverfahrens zum „Entwurf einer Verordnung über harmonisierte Vorschriften für den fairen Zugang zu und die Nutzung von Daten“ (Data Act) geeinigt. Demnach soll laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) der finale Entwurf u.a. Freiraum für nationale Regelungen zum Datenzugang im Bereich Forschung bieten. Die Europäische Kommission hatte am 27. Juni das Ergebnis der Trilogverhandlungen bekannt gegeben. Die formelle Zustimmung des Europäischen Parlaments und einer Ratsformation stehen noch aus (s. auch Info Ticker No. 27) [weitere Informationen]

  • Die Europäische Datenschutzbehörde (EDSB/ EDPS) wurde organisatorisch an erweiterte Aufgaben und Zuständigkeiten angepasst. Dazu gehört neben der Einsetzung eines Generalsekretärs und der Einrichtung spezifischer Sektoren auch die Neuausrichtung des Referats „Technologie und Datenschutz“ zu Fragen der Prüfung von IT-Systemen sowie eine Task Force zu KI [weitere Informationen]

  • Im Zusammenhang mit den Trilogverhandlungen zum europäischenGesetz über Künstliche Intelligenz“ (AI Act) hat u.a. der Branchenverband Bitkom ein Positionspapier veröffentlicht und darin weite Teile der Vorschläge gelobt, aber u.a. zur Definition von KI und der Risikoklassifizierung (s. zuletzt Info Ticker No. 24 ) Anpassungen gefordert . Außerdem plädiert er u.a. für eine Fokussierung auf technische Dokumentation und Qualitätsmanagementsysteme anstelle der geplanten umfangreichen Monitoringverpflichtungen. Auch die vorgesehene Zusammenfassung zu urheberrechtlich geschützten Trainingsdaten sei angesichts der Datenmenge und unterschiedlichen Rechtsrahmen nicht zu leisten, weshalb eine gesonderte Regelung außerhalb des AI Acts empfohlen wird [weitere Informationen]

 

Technische Neuerungen

  • Forschende der Universität Bayreuth haben zusammen mit Partnern in Atlanta (USA) mit „polyBERT“ ein digitales System entwickelt, das die präzise Auswahl von Polymeren für ein konkretes Anwendungsziel in extrem hoher Geschwindigkeit ermöglicht. Hierfür wurde die chemische Struktur von Polymeren in Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Informatik in konkrete Bezeichnungen überführt, die das System wiederum in numerische Darstellungen („Fingerabdrücke“) übersetzen und so „Fingerabdrücke“ und Eigenschaften verknüpfen kann. Das System wurde vor kurzem auch in „Nature Communications“ vorgestellt [weitere Informationen]

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Im Zuge des Ausbaus der Gaia-X Federation Services (GXFS) wurde die erste Ausschreibung zur zweiten Spezifikationsrunde zum Gewerk „Trust Management Infrastructure IDM.TRAIN“ veröffentlicht (Abgabefrist bis 20. Juli). Weitere Ausschreiben werden für die kommenden Wochen angekündigt, außerdem ist am 5.-6. September eine Informationsveranstaltung im Rahmen der GXFS Connect geplant [weitere Informationen]

 

Veranstaltungen

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de).

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