No. 27, 05.07.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) hat einen Bericht zum Thema „Datentreuhänder: Potenziale für das wissenschaftskonforme Datenteilen – Herausforderungen für die institutionelle Ausgestaltung“ veröffentlicht. Darin bietet er nach einer thematischen Einführung zum Konzept Datentreuhänderschaft eine Zusammenfassung der zentralen Stellungnahmen, Dialogformate und Anregungen des RfII – darunter auch eine Begriffsbestimmung zu „Digitaler Souveränität“ und „Datensouveränität“ [weitere Informationen]

 

 

  • Die Digitalministerien der Bundesländer haben auf ihrem regelmäßigen D 16-Treffen am 23. Juni in Anwesenheit von Bundesminister Wissing (BMDV) die Einrichtung einer ständigen Digitalministerkonferenz beschlossen. Eine Arbeitsgruppe soll bis November ein Konzept erarbeiten, um die Gründung im nächsten Jahr vorzubereiten [weitere Informationen]

 

  • Die Regierungspartner in Bremen – SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und Die Linke – haben am 3. Juli den Koalitionsvertrag für die nächsten vier Jahre unterschrieben. Darin ist Digitalisierung als Querschnittsthema enthalten, u.a. bei einem Schwerpunkt auf die sozial gerechte Gestaltung der digitalen und ökologischen Transformation der Wirtschaft und im E-Government, wo effizientere Verfahren u.a. durch die Nutzung von KI erreicht werden sollen. Außerdem sollen Bremen und Bremerhaven als Zentren von Wissenschaft, Forschung und Innovation gestärkt und Bremen zur „KI-Metropole des Nordens“ ausgebaut werden. Darüber hinaus wird u.a. auch eine „zeitgemäße Open Science-Strategie für den Standort“ angekündigt [weitere Informationen] .

 

  • Der Rat für Sozial- und WirtschaftsDaten (RatSWD) hat in einem neuen PositionspapierNutzung von Registerdaten für Zwecke der Forschung sichern“ konkrete Handlungsempfehlungen für die Berücksichtigung der Wissenschaft in der Registermodernisierung formuliert und empfiehlt sowohl einen datenschutzkonform und rechtlich vereinfachten Zugang zu Registerdaten als auch deren umfassende Verknüpfung, um so die Potenziale für Forschung und Politikberatung besser auszuschöpfen. Hierzu schlägt der RatSWD außerdem die Etablierung von Datentreuhändermodellen sowie eine gesetzliche Verankerung im Forschungsdatengesetz vor [weitere Informationen]

 

 

  • Unter dem Titel „Large language model AI chatbots require approval as medical devices“ warnt ein Forschungsteam u.a. der TU Dresden in „Nature Medicine“ vor dem unregulierten Einsatz von Large Language Models (LLMs) im Gesundheitsbereich. Da LLMs nicht auf einer „Ground Truth“-Prozessmethode bei der Datenkuratierung basierten, könnten insbesondere durch die Integration von LLM-Chatbots in Suchmaschinen vermehrt potentiell falsche medizinische Informationen in Umlauf kommen mit ggf. gefährlichen Folgen für Nutzende. Das Forschungsteam formuliert sowohl Empfehlungen für einen aktuell rechtlich abgesicherten Einsatz als auch für künftige Konzepte und Genehmigungsverfahren [weitere Informationen]

 

  • Forschende der Universität Zürich haben die Erzeugung und Verbreitung von (Des-) Informationen durch KI-Sprachmodelle wie z.B. GPT-3 anhand von Twitter-Meldungen untersucht. Ihre Studie ergab, dass sich nicht sicher zwischen KI-generierten und menschlich erzeugten („organischen“) Tweets unterscheiden ließ. Da aber künstlich generierte Nachrichten unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt durchgängig als verständlicher eingestuft wurden, empfiehlt das Forschungsteam politischen Entscheidungsträgern, dem potenziellen Missbrauch von KI mit „strengen, evidenzbasierten und ethisch fundierten Vorschriften“ proaktiv entgegenzuwirken. Die Daten, der Code und weitere Materialien der Studie können öffentlich abgerufen werden [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat letzte Woche über den Finanzrahmen für die zweite Runde der Exzellenzuniversitäten entschieden. Dabei haben Bund und Länder beschlossen, für bis zu elf Förderfälle (wie bisher) Mittel im Umfang von rund 148 Mio. Euro jährlich bereitzustellen sowie bis zu 60 Mio. Euro für max. vier weitere Förderfälle. Eventuell freiwerdende Plätze aus der ersten Förderrunde bleiben davon unberührt. Den konkreten Wettbewerbsrahmen wird die Expertenkommission im Frühjahr 2024 festlegen [weitere Informationen]

 

  • Außerdem hat die GWK am 30. Juni neben Haushaltsentscheidungen für 2024 – u.a. zum Nationalen Hochleistungsrechnen (NHR) – auch die Aufnahme von „Leibniz-Labs – Integration von Wissen zur Lösung gesellschaftlich drängender Fragen“ als ein neues transdisziplinäres Pilotvorhaben beschlossen, mit dem „die außerordentlichen synergetischen Ressourcen der Leibniz-Einrichtungen genutzt werden, um Erkenntnisse in transferfähige Ergebnisse zu überführen“ [weitere Informationen]

 

  • Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat eine neue Förderlinie zum europäischen Gemeinschaftsprojekt IPCEI-CIS („Important Project of Common European Interest – Next Generation Cloud- und Edge Infrastructure and Services“) veröffentlicht, mit der gezielt Technologien für das „Multi-Provider Cloud-Edge Continuum“ gefördert werden sollen. Themenschwerpunkte sind Mobilität, Energieeffizienz, Industrie 4.0 , Resilienz und Ausfallssicherheit von digitaler Infrastruktur sowie Gesundheit. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen und Forschungseinrichtungen und öffentliche Einrichtungen können sich mit Projektskizzen bis 21. Juli bewerben. Es wird eine Anteilsfinanzierung von bis zu 25 Mio. Euro pro Unternehmen und Vorhaben bereitgestellt [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat die Förderung von sieben neuen Forschungsgruppen – u.a. zum Einsatz digitaler Medien bei chronischen Erkrankungen –, einer neuen Klinischen Forschungsgruppe und einer neuen Kolleg-Forschungsgruppe im Umfang von zusammen rund 40 Mio. Euro beschlossen. Weitere fünf Forschungsgruppen erhalten eine zweite Förderperiode. Insgesamt fördert die DFG damit 185 Forschungsgruppen, 13 Klinische Forschungsgruppen und 18 Kolleg-Forschungsgruppen [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Das von der EU geförderte Projekt DIAMAS (“Developing Institutional Open Access Publishing Models for Advance Scholarly Communication”; s. Info Ticker No. 13) bittet im Rahmen eines öffentlichen Aufrufs um Mitwirkung beim Aufbau einer umfassenden und weltweit relevanten Sammlung zu Referenzmaterialien („DIAMAS-Registry“), um sie zusammen mit weiteren Formaten und Werkzeugen der Community zur Verfügung zu stellen. Hierfür bittet das Vorhaben u.a. Vertretungen von Bibliotheken, Redaktionen und Verlagen sowie Universitäten, wissenschaftliche Einrichtungen, Forschungszentren und Serviceanbieter noch bis 7. Juli um Informationen zu entsprechenden Ressourcen, wie Richtlinien, Best-Practice-Beispielen, Schulungsmaterialien, nicht-textliche Ressourcen, Toolkits etc. [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Die Europäische Kommission hat am 27. Juni das Ergebnis der Trilogverhandlungen zum Data Act („Verordnung über harmonisierte Vorschriften für einen fairen Datenzugang und eine faire Datennutzung [Datengesetz])“ bekannt gegeben. Demnach wurden in der Verordnung, die u.a. eine „gerechte Verteilung der Wortschöpfung aus Daten auf die Akteure im digitalen Umfeld“ regeln soll, u.a. noch Fragen des (auch territorialen) Geltungsbereichs und zur Wahrung von Geschäftsgeheimnissen durch eine Notfallregelung festgelegt. Der Zugang von öffentlichen Stellen auf Daten des Privatsektors wird auf außergewöhnliche Umstände beschränkt. Ein spezielles „Forschungskapitel“, das u.a. von der Bundesregierung empfohlen worden war (s. auch Info Ticker No. 13), wurde nicht aufgenommen. Der abschließende Text muss noch vom Parlament und dem Rat unterzeichnet werden und soll 20 Monate nach Veröffentlichung in Kraft treten [weitere Informationen] Stellungnahmen liegen u.a. aus der Politik, von mehreren Wirtschaftsverbänden und Verbraucherschützern vor [weitere Informationen]

 

  • Im Rahmen der Trilog-Verhandlungen zur Reform der Verordnung zur europäischen digitalen Identität (eIDAS-Verordnung) (s. Info Ticker No. 12) haben sich Vertretungen des Europäischen Rats und des Europäischen Parlaments letzte Woche offiziell auf die wesentlichen Punkte geeinigt. Demnach sollen die Länder künftig elektronische Brieftaschen („EUid-Wallets“) als eigenständiges und für natürliche Personen kostenloses Identifizierungsmittel mit den Sicherheitsniveau „hoch“ ausstellen. Die Länder werden dabei u.a. (auch bei grenzüberschreitenden Diensten) zu einem eindeutigen Identitätsabgleich verpflichtet, während die Idee einer dauerhaften Personenkennziffer nicht aufgegriffen wurde. Für Aussteller digitaler Identitätslösungen sind damit neue Vorgaben u.a. für eine gemeinsame technische Architektur und künftige Standards verbunden. Im nächsten Schritt wird noch die formale Zustimmung vom Rat und Parlament erwartet, bevor die Verordnung nach Veröffentlichung in Kraft treten kann [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat im Rahmen des Digitale Dienste-Gesetzes (DSA) eine öffentliche Konsultation für die Transparenzdatenbank gestartet, in der künftig Meldungen und Gründe für das Löschen von Informationen und andere Moderationsinhalte gesammelt werden. Anbieter von Online-Plattformen, Organisationen der Zivilgesellschaft sowie Forschende und andere Akteure sind noch bis 17. Juli zur Kommentierung eingeladen [weitere Informationen]

 

  • Das Konsortium NFDI4Culture hat zusammen mit der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) und dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) ein Rechtsgutachten zu „Audiovisuellen Materialien in Forschung und Lehre“ mit einer Übersicht zu urheberrechtlichen Aspekten in Auftrag gegeben, das nun in einer überarbeiteten Fassung erschienen ist. Diese berücksichtigt sowohl aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen als auch u.a. das veränderte Rezeptionsverhalten [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Die Europäische Kommission hat am 28. Juni offiziell einen Gesetzesentwurf zur Einführung des digitalen Euro Darin ist der digitale Euro analog zu einer digitalen Geldbörse als zusätzliche Zahlungsoption für Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Unternehmen bei Offline- und Online- Zahlungen im gesamten EU-Raum vorgesehen und soll u.a. die internationale Rolle des Euro stärken. Hierfür sollen weniger personenbezogene Daten erforderlich sein „als es heute bei Kartenzahlungen der Fall ist“ und positive Effekte sowohl bei der „finanziellen Inklusion“ von Personen ohne Bankkonto als auch für die Innovationsförderung im Bankensektor erzielt werden können. Der vorgeschlagene Rechtsrahmen wird als nächstes dem Europäischen Parlament und dem Europäischen Rat vorgelegt. Die Entscheidung über die tatsächliche Einführung trifft die Europäische Zentralbank (EZB) [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband hat ein Thesenpapier zum Datenaustausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft herausgegeben. Darin hat die Initiative „Datagroup Business 2 Science“ Empfehlungen u.a. zu zugänglichen Infrastrukturen, der Etablierung von Intermediären, spezifischen Förderprogrammen für ein Datenteilen „außerhalb des üblichen Spektrums“, Musterverträgen für mehr Sicherheit im Datenschutz sowie dem Aufbau von grundlegenden Datenkompetenzen entwickelt, um durch „neue Datenzugänge für die Forschung […] eine Wissenschaftsförderung 2.0“ und die bessere Ausschöpfung der entsprechenden Potentiale zu ermöglichen [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Das Nationale E-Government Kompetenzzentrum (NEGZ) hat in einem Impulspapier rechtliche Voraussetzungen für eine plattformbasierte Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland untersucht. Darin wird u.a. festgestellt, dass für die Einführung einer Behörde als zentrale Plattformeignerin, die bundesweite Standards vorgeben soll, die verfassungsrechtliche Grundlage fehlt. Der vorgesehene Verwaltungsansatz sei auch bei Einigkeit von Bund und Ländern nicht ohne Grundgesetzänderung zu realisieren, weshalb die Autorin und der Autor zunächst Überlegungen zu einer systemischen Vision und ihren expliziten Konsequenzen für die Rechtsordnung anregen [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

  • „1st Conference on Research Data Infrastructure CoRDI” (Karlsruhe; 12.-14.09.; Anmeldung bis 31.08.) [weitere Informationen]
  • „Zukunftsforum 2023 – Wie beeinflussen Daten die Arbeitswelt von Morgen?“ (Darmstadt; 06.07.) [weitere Informationen]
  • „Mehr oder weniger Autorschaft“ (Essen; 06.07.) [weitere Informationen]
  • “IAB-SMART 3 – How to tidy and anonymize raw smartphone geolocation data: Code and Practitioner’s Examples from the IAB-SMART Project” (online; 12.07.) [weitere Informationen]
  • „Trusted Clouds Genomics Research in Europe” (Heidelberg und online; 11.-12.07.) [weitere Informationen]
  • “The Mythical Data Lake” Webinar (12.07.) [weitere Informationen]
  • „Das Untermaß aller Dinge. Kann Digitalisierung in Deutschland überhaupt gelingen?“ Vortrag (Berlin; 13.07.; Anmeldung bis 10.07.) [weitere Informationen]
  • „GHGA Lecture Series ‚Advances in Data-Driven Biomedicine‘: GestaltMatcher and its data portal – Overcoming the limits of rare disease matching using facial phenotypic descriptors“ (online; 19.07.) [weitere Informationen]
  • “How to create publishable netCDF data” Workshop (Hamburg; 27.-28.07.) [weitere Informationen]
  • „Performance – Produktionen – Daten. Modellierung und Vermittlung ereignisbezogener Informationen“ (Leipzig und online; 14.-15.09.; Anmeldung bis 10.09.) [weitere Informationen]

 

 

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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