No. 27, 03.08.2022

  

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die NFDI-Konsortien aus den Lebenswissenschaften – NFDI4Health, GHGA und NFDI4Mibrobiota – haben eine gemeinsame Antwort zu dem Positionspapier des Wissenschaftsrates zu „Digitalisierung und Datennutzung für Gesundheitsforschung und Versorgung“ (s. Info Ticker No. 24) veröffentlicht. Darin begrüßen sie insbesondere die Empfehlung für eine mit der Forschung vernetzte, dezentrale Gesundheitsdateninfrastruktur mit einem zentralen Gesundheitsforschungsdatenportal und die Erleichterung des Datenzugangs mithilfe eines Opt-Out-Verfahrens und formulieren weiterführende Empfehlungen u.a für die Verknüpfung von Datenquellen („Record Linkage“) auf nationaler Ebene [weitere Informationen]

 

  • Das Team des Data Values Project” hat vor kurzem ein Whitepaper „Reimagining Data und Power: A roadmap for putting values at the heart of data“ “ veröffentlicht mit Empfehlungen, u.a. zur Stärkung der individuellen und kollektiven Handlungsfähigkeit im Umgang mit Daten sowie zu Rechenschaftspflichten bei der Datenverwaltung. In diesem Zusammenhang wird eine weltweite Kampagne zum Machtgefälle bei der Gestaltung, Sammlung, Nutzung und Steuerung von Daten angekündigt, die im September auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen gestartet werden soll [weitere Informationen]

 

  • Forschende von 14 hochrangigen Forschungszentren aus sieben Ländern, darunter u.a. die Universitäten Leipzig, Passau und Bauhaus Weimar, das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR), die Open Search Foundation und das CERN, starten in Kürze das Projekt OpenWebSearch.EU, in dem ein erster Prototyp für einen europäischen Open Web Index (OWI) entwickelt werden soll. Damit soll das Vorhaben, das im Rahmen von Horizon Europe über drei Jahre mit 8,5 Mio. Euro gefördert wird, die Basis für ein offene, erweiterbare Infrastruktur für die Websuche unter Berücksichtigung von europäischen Werten und Standards aufbauen [weitere Informationen] .

 

  • Koordiniert vom CISPA Helmholtz Center for Information werden Forschende von bislang 26 renommierten Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Projekt „European Lighthouse on Secure and Safe AI“ (ELSA) ein virtuelles Exzellenzzentrum zur Weiterentwicklung von Methoden des maschinellen Lernens mit Schwerpunkt auf Deep Learning aufbauen. Das Zentrum, das auf dem Netzwerk „European Laboratory for Learning and Intelligent Systems“ (ELLIS) aufbaut, soll v.a. robuste technische Ansätze im Einklang mit rechtlichen und ethischen Grundsätzen entwickeln und wird zunächst für drei Jahre mit 7,5 Mio. Euro im Rahmen von Horizon Europe sowie weiteren 2,5 Mio. Euro aus der Schweiz und dem Vereinigten Königreich gefördert [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat ein öffentliches Konsultationsverfahren zu den „Zukunftsvorbereitungen im Europäischen Statistischen Systemgestartet, um den Rechtsrahmen für EU -Statistiken an die europäische Datenstrategie anzupassen und die Erstellung von Statistiken zu modernisieren. Konkret geht es u.a. um die Nutzung des Potentials von neuen Datenquellen, eine bessere Reaktionsfähigkeit des statistischen Systems und die Festlegung von neuen Rollen in neuen Datenökosystemen. Insbesondere Datenproduzenten, institutionelle Nutzer, Unternehmen und andere private Dateninhaber sowie die breite Öffentlichkeit sind bis 25. Oktober zur Teilnahme eingeladen [weitere Informationen]

 

 

  • Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig hat gemeinsam mit der Universität Leipzig die Online-Plattform „LifeGate veröffentlicht – eine interaktive taxonomische Karte aller Lebewesen, durch die verwandtschaftliche Positionen aller bekannten 2,6 Mio. Arten gleichzeitig erkennbar werden. Die Datenbank umfasst insgesamt 12 Mio. Fotos, die u.a. durch Datenspenden aus der Bevölkerung zusammengetragen wurden und könnte perspektivisch zu einem „Google Maps der Artenvielfalt“ ausgebaut werden [weitere Informationen]

 

  • Am Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen wurde eine neue digitale Screening-Methode („Ψ-footprinting“) nach medizinischen Wirkstoffen auf Basis von Genomsequenzdaten entwickelt. Diese werden ausschließlich digital analysiert und ermöglichen somit effizientere Screeningdurchläufe für die Wirkstoffanalyse und -findung. Die neue Methodik und die zugrundeliegende Studie wurden im Fachmagazin „Nucleic Acids Research Genomics and Bioinformatics“ veröffentlicht und durch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) gefördert [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Das BMBF hat letzte Woche seine Strategie für Open Education Resources („OER-Strategie“) veröffentlicht. Damit soll die Erstellung und Nutzung von digitalen, kostenfrei zugänglichen und frei zu bearbeitenden Bildungsmaterialien unterstützt und so die Entwicklung digitaler Bildung befördert werden. Die Strategie umfasst neben einer Darstellung des Status Quo und bestehender Herausforderungen, u.a. zu innovativen Kooperationsmodellen und Vergütungsstrukturen, v.a. die Beschreibung von sechs Handlungsfeldern, wie z.B. Verankerung und Ausbau von OER-Kompetenzen von pädagogischen Fachkräften, die Entwicklung von neuen Kooperationen zum Bereich offene Bildungspraktiken (Open Educational Practices, OEP) sowie u.a. die Förderung von anwendungsorientierter Begleitforschung im Schwerpunkt Digitalisierung. Neben anderen Akteuren hat auch die Deutsche UNESCO-Kommission (DUK) reagiert und die Strategie als wichtiges Signal begrüßt [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Jan-Martin Wiarda hat letzte Woche im Anschluss an ein Interview mit dem Direktor der NFDI, York Sure-Vetter, über einen möglichen Förderstopp für die dritte NFDI-Auswahlrunde in seinem Blog auch einen offiziellen Hinweis aus dem BMBF veröffentlicht, wonach das BMBF der Bund-Länder-Vereinbarung zur Förderung der NFDI hinsichtlich seiner Verpflichtungen „vollumfänglich nachkomme“, sofern die bereits bewilligten Mittel vollständig abgerufen würden [weitere Informationen]

 

  • Die Bundesagentur für Sprunginnovationen („SPRIND“) hat zwei neue Innovationswettbewerbe („SPRIND Challenges“) gestartet. Im Rahmen der Challenge „New Computing Concepts“ sind Start-ups, etablierte Unternehmen, Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus Europa – ggf. mit internationalen Verbundpartnern – aufgerufen, neue theoretische Computing-Konzepte zu entwickeln und stufenweise zur Anwendung zu bringen. Die Challenge „Long-Duration Energy Storage“ zielt auf sprunginnovative, technologische Ansätze für eine langfristige, effiziente und kostengünstige Energiespeicherung zur Absicherung der Energiewende. Für beide Wettbewerbe werden jeweils mehrere Millionen Euro über zwei bis drei Jahre zur Verfügung gestellt. Anträge können ab Ende August bis Oktober eingereicht werden [weitere Informationen]

 

  • Im Verbundprojekt „KIMEDS – KI-assistierte Zertifizierung medizintechnischer Software“ entwickelt ein Konsortium aus namenhaften Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft, darunter u.a. die TU Dresden, ein standardisierbares System auf Basis von Künstlicher Intelligenz, um die Zulassungsverfahren von softwarebasierter Medizintechnik, insbesondere programmierbarer elektronischer Medizinsysteme (PEMS), effizienter zu gestalten. Hierfür sollen mit interoperablen Software-Werkzeugen der gesamte Lebenszyklus eines PEMS abgebildet und somit die Sicherheit, Transparenz und Zertifizierung deutlich verbessert und beschleunigt werden. Das BMBF fördert das Vorhaben für drei Jahre mit knapp 1,5 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • In den USA hat nach dem Senat auch das Repräsentantenhaus den Gesetzentwurf zur Förderung der Halbleiterproduktion („Chips for America Act“) gebilligt, mit dem v.a. neue Halbleiterwerke in den USA gebaut werden sollen, um mehr Souveränität v.a. gegenüber Produzenten aus China und Taiwan zu erreichen. Mit einem Fördervolumen von 52 Milliarden US-Dollar ist es Teil eines Investitions- und Forschungsförderprogramms von rund 200 Milliarden US-Dollar, das auch erhebliche Finanzmittel für die National Science Foundation (NSF) u.a. zur Förderung von Grundlagenforschung und zur Ausbildung von Arbeitskräften im wissenschaftlichen und technischen Bereich vorsieht. Die abschließende Unterschrift des US-Präsidenten wird als Formsache erwartet [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat gerade eine Studie veröffentlicht, in der die aktuelle EU-Gesetzgebung zum Urheberrecht und zu verwandten Schutzrechten auf ihre Auswirkungen und möglichen Hindernisse für die Forschung mit Blick auf Datenzugangsrechte und Wiederverwendung untersucht wurde und entsprechende Gegenmaßnahmen vorgeschlagen werden [weitere Informationen] Eine weitere Studie befasst sich konkret mit den Auswirkungen der Open Data-Strategie der EU, des Data-Governance-Acts und des geplanten Data Acts auf Forschungseinrichtungen und Forschungsförderorganisationen gerade vor dem Hintergrund der europäischen Open Science-Politik und dem Aufbau der EOSC [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Vereinigung der Forschungs- und Technologieorganisationen (EARTO) hat in einem Positionspapier darauf hingewiesen, dass die Rechte auf geistiges Eigentum, die in den Musterfinanzhilfevereinbarungen („Model grant agreements“) im Rahmen von Horizon Europe für Programme des Europäischen Innovationsrates (EIC) (u.a. „EIC Pathfinder“) v.a. für Erfinder und Erfinderinnen vorgesehen sind, nicht mit anderen EU-Policies vereinbar seien und fordert von der Europäischen Kommission eine umgehende Anpassung [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft und Digitalisierung

 

  • Letzte Woche hat das Bundeskabinett die „Start-up-Strategie der Bundesregierung beschlossen, mit der entsprechende Ökosysteme in Deutschland und auf europäischer Ebene gestärkt werden sollen. Sie umfasst zehn Handlungsfelder, darunter u.a. Maßnahmen zur digitalen Unterstützung von Gründungsprozessen, zur Förderung von Start-up-Ausgründungen aus der Wissenschaft sowie zur Erleichterung von Datenzugängen für Start-ups, u.a. im Rahmen des europäischen Datengesetzes („Data Act“) und im geplanten „Dateninstitut“ der Bundesregierung. In diesem Zusammenhang ist u.a. auch ein Rechtsanspruch auf Open Data gegenüber dem Bund vorgesehen. Die Umsetzung der Strategie soll im Zuge eines Monitorings regelmäßig überprüft werden. In ersten Kommentaren haben u.a. die Branchenverbände Bitkom und eco die Strategie v.a. mit dem Hinweis begrüßt, dass mit der Umsetzung dringend begonnen werden müsse [weitere Informationen]

 

  • Die EU hat angekündigt, im September ein neues Büro in San Francisco zu eröffnen, das ergänzend zum EU-Büro in Washington u.a. den Transatlantischen Handels- und Technologierat (TTC) stärken sowie Kontakte zu Behörden und Interessenvertretern vor Ort mit Blick auf einen wertebasierten, nachhaltigen digitalen Wandel aufbauen soll. Die Maßnahme ist Teil der vor kurzem vom Rat der EU verabschiedeten Schlussfolgerungen zur digitalen Diplomatie [weitere Informationen]

 

  • Der Forschungsbeirat der Plattform „Industrie 4.0“, der als Beratungsgremium u.a. für das BMBF und weitere Bundesministerien tätig ist, hat neue Entwicklungsbedarfe identifiziert und seine „Themenfelder Industrie 4.0“ entsprechend für die weitere Arbeit aktualisiert. Diese umfassen nunmehr neben industrieller Wertschöpfung, technologischen Entwicklungen und Engineering von Industrie 4.0-Lösungen auch das Themenfeld „Arbeit, Unternehmen und Gesellschaft“, wobei Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in allen Themenfeldern implementiert wurde [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Die Initiative „Stand.Land.Digital“ hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) eine repräsentative Umfrage mit dem Titel „Kommunale Herausforderungen digital meistern“ durchgeführt, um die Entwicklung der Digitalisierung von deutschen Städten, Gemeinden und Regionen der letzten Jahre zu überprüfen. Gegenüber 2019 zeigt die Studie überwiegend positive Ergebnisse, insbesondere beim Anteil der Kommunen, die eine Digitalisierungsstrategie haben oder bereits aktualisieren. Zu den größten Herausforderungen wurden von den Befragten v.a. Personalmangel und die Finanzierungsbeschaffung angesehen, wobei der Anteil von Eigenleistungen auf 91 Prozent angestiegen ist, was allerdings nicht nur als positives Signal bewertet wird [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

 

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de).

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