No. 26, 27.07.2022

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Das französische Ministerium für Hochschulbildung und Forschung (MESRI) hat die neue Verbundplattform „Recherche Data Gouv“ eröffnet, die den Austausch und die Bereitstellung von Forschungsdaten auf Basis der FAIR-Prinzipien befördern soll. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt der acht Partner Inrae (Institut national de la recherche agronomique), CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) und der Universitäten Grenoble Alpes, Lorraine, Lille, Straßburg, Paris Cité und Pairs Nanterre, das vom MESRI geleitet und mit sieben Mio. Euro gefördert wird. In dem Vorhaben, das als Stärkung von Open Science definiert wird und die Anbindung an die EOSC anstrebt, sollen v.a. ein Datenlager und ein Datenkatalog entwickelt sowie dezentrale Datenwerkstätten eingerichtet werden. Außerdem sind thematische Referenzzentren und Ressourcenzentren zur Betreuung von Forschenden vor Ort geplant [weitere Informationen]

 

  • Das Projekt EOSC Future und die RDA suchen im Rahmen einer zweiten gemeinsamen Ausschreibungsrunde künftige „EOSC Future Domain Ambassadors“, um die Implementierung von Open Science und Datenaustausch auf individueller und institutioneller Ebene zu befördern und so ein Netzwerk zur Sensibilisierung für die Arbeit und die Ergebnisse von EOSC Future einzurichten bzw. zu verstärken. Noch bis 15 . September können sich ausgewiesene Fachleute und Kommunikatoren sowie Organisationen, die in ihren Disziplinen hierzu beitragen, für eine Förderung von jeweils 10.000 Euro bewerben [weitere Informationen] Eine weitere Ausschreibung „Call for cross disciplinary science adoption grants“ richtet sich an Organisationen und Einrichtungen, die an disziplinübergreifenden Datenaustausch bzw. Datenweiterverwendung interessiert sind. Auch hier endet die Bewerbungsfrist am 15. September [weitere Informationen]

 

  • Der Digitalverband Bitkom hat eine Studie des Bordersteps Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit zur aktuellen Marktentwicklung von Rechenzentren in Deutschland veröffentlicht und dabei insbesondere auf das Energiesparpotential hingewiesen, das sich aus der vielfach noch ungenutzten Abwärme der Rechenzentren ergebe. Unter der Maßgabe weiterer Investitionen, v.a. für den Anschluss an Fernwärmenetze, ließen sich rund 350.000 Haushalte in Deutschland mit Heizung und Warmwasser versorgen. Die Studie untersucht darüber hinaus u.a Markt- und Technologietrends sowie weitere Fragen der Nachhaltigkeit bei Rechenzentren [weitere Informationen]

 

  • Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) hat in der Reihe „Denkanstöße aus der Akademie“ einen Beitrag zu „Open Research Data In Naturwissenschaften und Mathematik“ mit Empfehlungen ihrer Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Klasse veröffentlicht. Darin wird Open Research Data sowohl mit Blick auf die Fächerkultur als auch auf die öffentliche Forschungsförderung betrachtet und die Umsetzung von ORD-Konzepten untersucht. Die Empfehlungen sollen primär zu einer fächerübergreifenden Diskussion anregen und eine weitergehende Stellungnahme vorbereiten, das Papier richtet sich aber ausdrücklich auch an die Fachöffentlichkeit und Förderinstitutionen [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Der Bayerische Landtag hat das neue Hochschulinnovationsgesetz (BayHIG) verabschiedet. Als rechtlicher Innovationsrahmen zur Hightech Agenda Bayern soll damit die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen für die nächsten 20 bis 30 Jahre mit Blick auf Agilität, Exzellenz und Innovation gestärkt werden. Zu den zentralen Zielen gehören u.a. mehr Freiheit und Flexibilität beim Ressourceneinsatz und die Einrichtung eines Innovationsfonds, eine verstärkte Gründungsförderung, wobei Unternehmensgründung explizit als Hochschulaufgabe definiert wird, sowie ein neues Berufungsrecht mit Direkt- und „Exzellenzberufungen“ und die Einführung von Forschungs- und Schwerpunktprofessuren. Außerdem erhalten Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) und Kunsthochschulen erweiterte Promotionsrechte [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat Informationen für das geplante Förderinstrument „Forschungsimpulse“ veröffentlicht, mit dem koordinierte, erkenntnisorientierte Forschungsvorhaben an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAWs) und Fachhochschulen (FHs) zur wissenschaftlichen Profilentwicklung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gefördert werden sollen. In einer fünfjährigen Pilotphase sind zunächst fünf Förderrunden mit jährlich fünf bis sieben Forschungsimpulsen geplant, für die jeweils bis zu 1 Mio. Euro bereitgestellt werden. Die erste Ausschreibung soll im letzten Quartal 2022 erfolgen, die detaillierten Förderkriterien werden noch erarbeitet [weitere Informationen]

 

  • Das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) hat zur Weiterentwicklung seiner internationalen Aktivitäten eine Umfrage zu „Internationalen Entwicklungen der Digitalisierung in Studium & Lehre“ gestartet und lädt alle Interessierten bis 15. August zur Teilnahme ein [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die Regierung des Vereinigten Königreichs hat in einem Policy Paper Details zu dem angekündigten eigenen Forschungsprogramm als Alternative („Plan B“) für eine Assoziierung zu „Horizon Europe“ und anderen EU-Förderprogrammen bekannt gegeben (s. Info Ticker No. 44). Darin erneuert sie insbesondere die Finanzierungszusage für erfolgreiche Forscherinnen und Forscher, die im Rahmen der ERC-Förderung positiv bewertet wurden („Horizon Europe Guarantee“) und ergänzt sie um eine Förderzusage für Konsortien mit britischer Beteiligung („Third Country Participation“) bis 2025. Darüber hinaus wird neben weiteren Überbrückungsmaßnahmen, wie z.B. Förderungen für Stipendien- und Innovationsprogramme, v.a. auch ein neues, eigenes und weltweites Forschungs- und Entwicklungsförderprogramm als langfristige Alternative zu „Horizon Europe“ angekündigt [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat eine neue Förderrichtlinie für „Wissenschaftliche Vorprojekte“ im Bereich „Grundlagenfragen der Quantentechnologien und Photonik“ gestartet. Gefördert werden innovative Einzelvorhaben und Verbundvorhaben von max. zwei Projektpartnern aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die Forschungsfragen im Bereich der Quantentechnologien der zweiten Generation oder der Photonik bearbeiten, um sie für eine anwendungsorientierte Forschung zu erschließen. Projektskizzen können jeweils zum 15. Dezember oder 15. Juni eines Jahres bis spätestens 15. Dezember 2027 eingereicht werden [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat letzte Woche das diesjährige Ergebnis des themenoffenen Wettbewerbs „Clusters4Future“ Damit werden diesmal sieben Zukunftscluster mit jeweils bis zu 45 Mio. Euro für maximal neun Jahre gefördert, die sich durch ein hohes Innovations- und Wachstumspotenzial auf regionaler Ebene auszeichnen. Hierzu zählen z.B. Vorhaben aus dem Umfeld der Quantentechnologie und der KI-gestützten Biomarkerforschung sowie der (smarten) Medizintechnik [weitere Informationen]

 

  • Die Plattform Lernende Systeme hat ein neues „KI-Monitoringals „Standortbeschreibung für Deutschland“ veröffentlicht. Darin gibt sie anhand von zwölf Indikatoren einen Überblick über die Entwicklung und den Einsatz sowie künftige Potentiale und den Nutzwert von Künstlicher Intelligenz in den Bereichen Forschung, Kompetenzen, Transfer und Finanzierung. Durch die Heranziehung u.a. von internationalen Vergleichsdaten wird dabei festgestellt, dass Deutschland im Bereich Forschung zu KI konkurrenzfähig sei, während die Transferbestrebungen u.a. in der Wirtschaft ausbaufähig seien. Künftig soll der KI-Monitor regelmäßig aktualisiert werden [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Eine Initiative unter der Leitung von DOAJ, INASP, ISSN, LIBER, OASPA, STM und UKS hat mit der Webseite „Think.Check.Submit“ ein neues Instrument zur Unterstützung von Open Access-Publikationen entwickelt, das es anhand von Checklisten ermöglicht, seriöse Verlage und Journals von sog. „Predatory Journals“ zu unterscheiden. Neben entsprechenden Erkennungszeichen umfasst das Angebot mehrere Sprachen und zusätzliche Hintergrundinformationen [weitere Informationen]

 

  • Die COAR (Confederation of Open Access Repositories) hat eine neue Version ihres „COAR Community Framework for Good Practices in Repositories” veröffentlicht. Darin wurden u.a. die Ergebnisse eines Konsultationsverfahrens aufgegriffen und die bisherigen Kriterien für einen weltweit anwendbaren, mehrdimensionalen Rahmen für gute Praxis-Regeln für verschiedenen Arten von Repositorien präzisiert und um neue ergänzt. Sie umfassen nun acht Bereiche, u.a. Zugang, Wiederverwendung, Integrität und Authentizität sowie Qualitätssicherung und Bewahrung. COAR lädt alle Interessierten zur Übersetzung in andere Sprachen ein und kündigt weitere Instrumente zur leichteren Umsetzung an [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Der Bayerische Landtag hat letzte Woche das Bayerische Digitalgesetz beschlossen, mit dem die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Bereitstellung und Nutzung von digitalen Angeboten für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und Organisationen festgelegt werden. Es sieht in drei Kernpunkten a) die allgemeinen Ziele und Grundsätze, b) Digitalrechte für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen vor und c) die Einrichtung eines Kompetenzzentrums zur Unterstützung von Kommunen bei ihrem Angebot von digitalen Dienstleistungen [weitere Informationen]

 

  • Der Think Tank des Europäischen Parlaments hat eine Studie veröffentlicht, in der die zunehmende Fragmentierung des Internets von einer offenen, globalen Infrastruktur in politisch, kommerziell oder technologisch motivierte „Splinternets“ untersucht wird. Gerade mit Blick auf Herausforderungen, die sich dadurch für die Europäische Union stellen, wird ein Schwerpunkt auf die Regulierungsmöglichkeiten und -grenzen der jüngsten bzw. geplanten EU-Rechtsakte (DGA, Data Act u.a.)  gelegt und vier Handlungsoptionen aufgezeigt, wobei die Autorinnen und Autoren dafür plädieren, die Entwicklung aus einer (differenzierten) Perspektive der Grundrechte zu diskutieren [weitere Informationen]

 

  • Ein Rechtsgutachten im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung und der Stiftung Münch hat sich mit der Einführung einer Widerspruchslösung („Opt-out-Modell“) für die elektronische Patientenakte (ePA) aus datenschutzrechtlicher Sicht befasst. Hierin werden in Abwägung von informeller Selbstbestimmung des Einzelnen und individuellem und allgemeinen Gesundheitsschutz zahlreiche Steuerungsmöglichkeiten für den Gesetzgeber u.a. zu Umfang und Dauer von Zugriffsrechten, einer differenzierten Befüllung und Modalitäten der Datenentfernung aufgezeigt sowie auf zwingende individuelle Steuerungsmöglichkeiten und informationelle Unterstützung für Patientinnen und Patienten hingewiesen [weitere Informationen]

 

  • Louisa Specht-Riemenschneider hat in der aktuellen Beilage der Zeitschrift „MMR IT-Recht und Recht der Digitalisierung“ eine umfassende Analyse zu geplanten Datenzugangsansprüchen im Entwurf des Data Act veröffentlicht [weitere Informationen]

 

 

Technische Neuerungen

  • Ein Forschungsteam der Universitäten Coburg, Cambridge (UK) und Primorksa (SLO) hat die Auswirkungen der Arbeit in der Virtuellen Realität (VR) überprüft und mit solchen der nicht-virtuellen Welt verglichen, um eine grundsätzliche Kostenbewertung der VR-Nutzung zu ermöglichen. Dabei haben sich überwiegend schlechtere Bewertungen für die VR-Variante ergeben, aber die Forschenden haben für die Zukunft auch Verbesserungspotentiale festgestellt [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  • Eine Untersuchung des Beratungsunternehmens „Capgemini Research Institute“ zum Thema „Souveräne Cloud“ hat u.a. ergeben, dass mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen und Behörden aus zehn Ländern weltweit souveräne Cloud-Plattformen bevorzugen, um Compliance durch Regularien zu gewährleisten und ein ähnlicher Prozentsatz dies mit mehr Kontrolle und Transparenz über die eigenen Daten verbindet. Zur Definition von „souverän“ spielt dabei etwa für die Hälfte der Unternehmen der Ort der Gerichtsbarkeit eine deutlich größere Rolle als die Herkunft des Cloud-Anbieters. Außerdem wurde festgestellt, dass Akteure der öffentlichen Verwaltung eher (datenbezogene) Vorteile mit einer souveränen Cloud verbinden als private Unternehmen [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Das bayerische Digitalministerium und der Bayerische Landkreistag haben zur Beschleunigung von Verwaltungsdienstleistungen den „DigitalStore“ vorgestellt. Dieser bietet aktuell mehr als 70 digitale Serviceleistungen für Landratsämter und soll künftig erweitert und schwerpunktmäßig auf Unternehmen ausgerichtet werden. Die Umsetzung wird vom Digitalministerium mit rund 300.000 Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Offene Bildungsressourcen (OER)“ Online-Seminar (28.07.) [weitere Informationen]
  • „Creating New Dimensions – 3D Hackathon ‚Prepare your Data’“ Workshop (online; 29.07., 02.08. oder 04.08.) [weitere Informationen]
  • „Coffee Lectures: NFDI4Biodiversity – Datenvielfalt für Artenvielfalt“ (online; 03.08.) [weitere Informationen]
  • „FAIR Research Data Management: Basics for Chemists” Workshop (online; 17.-19.08.) [weitere Informationen]
  • „Neue Ansätze zur Entwicklung standardisierter Datenmanagementpläne“ Workshop (online; 23.08.) [weitere Informationen]
  •  „Tage der digitalen Technologien 2022“ (Berlin; 29.-30.08.) [weitere Informationen]

 

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de).

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