No. 24, 14. Juni 2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • UNO-Generalsekretär Guterres hat am Montag einen Bericht zur Integrität von digitalen Plattformen vorgestellt und u.a. einen Verhaltenskodex der Vereinten Nationen zum Thema für das nächste Jahr angekündigt mit (freiwilligen) Verpflichtungen für Regierungen, digitale Plattformen und andere Akteure zur Bekämpfung von Desinformation und Hassrede. Dabei hat er ausdrücklich davor gewarnt, dieses Thema angesichts der Diskussionen um generative KI aus dem Auge zu verlieren, aber auf Rückfrage die Einrichtung eines hochrangigen Beratungsgremiums zu KI nach dem SDG (Sustainable Development Goals)-Gipfel im September angekündigt und darüber hinaus den Aufbau einer internationalen Agentur zum weltweiten Umgang mit KI analog der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA/ IAEO) angeregt [weitere Informationen]

 

  • Ein Team aus 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, u.a. von der University of Leeds (federführend) und dem Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC), hat anlässlich einer neuen Studie zur Weltklimakrise eine Open-Access-Plattform –„Indicators of Global Climate Change“ (IGCC) für Daten und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Klimawandel (u.a. Hintergründe, aktueller Stand) erstellt, die es künftig jährlich aktualisieren Mit ihr sollen Berichte des Weltklimarats (IPCC) ergänzt und Entscheidungsprozesse in Politik, Klimadiplomatie und Öffentlichkeit unterstützt werden. Die Ergebnisse der Studie wurden vor kurzem in der Fachzeitschrift „Earth System Science Data“ veröffentlicht [weitere Informationen]

 

 

  • Die Universität des Saarlandes hat zusammen u.a. mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit „YouCodeGirls“ eine Online-Plattform entwickelt, um gezielt junge Frauen und Mädchen an das Programmieren heranzuführen. Sie kann ab sofort privat oder im Unterricht genutzt werden, hierfür wird ergänzend eine Handreichung für Lehrkräfte angeboten. Das Projekt wird im Rahmen der Digitalstrategie der Bundesregierung vom BMFSFJ gefördert [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die VolkswagenStiftung haben innerhalb des Förderprogramms „zukunft.niedersachsen“ die Förderinitiative „Wissenschaftsräume“ ausgeschrieben, um die niedersächsischen Hochschulen bei der Entwicklung von Kooperationen und Austauschformaten in Forschung, Lehre und Transfer auch über institutionelle Grenzen hinweg und unter Einbeziehung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen zu unterstützen. Niedersächsische Hochschulen nach §2 NHG können sich bis 30. November mit Konzepten von mind. zwei Konsortialpartnern für eine zwei- bis max. fünfjährige Förderung im Umfang von 1 bis max. 3 Mio. Euro bewerben. Insgesamt werden bis zu 50. Mio. Euro zur Verfügung gestellt [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die Bundesregierung hat heute die Nationale Sicherheitsstrategie „Wehrhaft. Resilient. Nachhaltigim Kabinett verabschiedet und veröffentlicht. Darin wird „Deutschlands Rolle in Zeiten globaler Machtverschiebungen und systemischer Rivalität [dargelegt]“ und nach dem Ansatz einer „Integrierten Sicherheit“ daraus resultierende Rückschlüsse und Maßnahmen für alle Politikbereiche vorgestellt. So kündigt die Bundesregierung auch erhebliche Maßnahmen zum Kampf gegen Desinformation und zur Cyberabwehr an sowie die Vorlage von „Angebote[n] zur Stärkung der Digital-, Daten- und Medienkompetenz“ und zusammen mit den Ländern die Erarbeitung von Konzepten zur Resilienzsteigerung in Bildungseinrichtungen. Außerdem sollen die Datenanalysekapazitäten der Bundesregierung im hochsicheren Bereich erweitert und mehrere voneinander unabhängige IT-Infrastrukturen bereitgestellt werden. Weitere Maßnahmen gelten auch dem Schutz der Freiheit und der Förderung von Wissenschaft, Forschung und Lehre , insbesondere in den Schlüsseltechnologien sowie z.B. der Stärkung der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIND) und der Gründung der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI). Am Montag ist eine öffentliche Anhörung im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags geplant [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat letzte Woche ihren Vorschlag für den EU-Jahreshaushalt 2024 beschlossen. Er sieht einen Gesamtumfang von 189,3 Milliarden Euro vor und stellt Digitalisierung neben Umweltschutz weiterhin als vorrangige Ziele fest. Für Forschung und Innovation sind 13,6 Milliarden Euro vorgesehen, davon12,8 Milliarden Euro für Horizon Europe. Dies ist zwar ein Aufwuchs für das Forschungsrahmenprogramm um 400 Mio. Euro gegenüber 2023, was allerdings angesichts der Inflation nur eine geringe Realsteigerung bedeutet. Der Rat und das Europäische Parlament werden ihre Stellungnahmen voraussichtlich im Juli bzw. Herbst abgeben [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat für den neuen Referentenentwurf für die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), der letzte Woche vorgestellt wurde (s. Info Ticker No. 23) die Verbände- und Länderbeteiligung gestartet [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband hat im Rahmen einer Zwischenbilanz zur Nachfrage der Forschungszulage unter Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung (FuE) ein wachsendes Interesse an der 2020 eingeführten steuerlichen Forschungsförderung gerade in der Informations- und Kommunikationstechnologie und bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) festgestellt. Angesichts von knapp 48 Prozent der im Zuge der FuE-Umfrage des BMBF befragten Unternehmen (davon drei Viertel KMU), die angaben, einen Antrag gestellt zu haben oder dies vorzuhaben, sieht der Stifterverband das Förderformat erfolgreich bei der Zielgruppe angekommen und formuliert weiterführende Handlungsempfehlungen [weitere Informationen]

 

  • Das Vorhaben „EMULATE“ der FH Dortmund entwickelt zusammen mit Partnern aus der Industrie und den Projektträgern VDI Technologiezentrum und PT-DLR ein Planungs- bzw. Emulations- und Diagnose-Tool für Datenübertragungsprozesse. Dabei sollen Verbindungen zwischen Endgeräten und Servern in verzweigten Netzwerken mit ultraniedrigen Latenzzeiten kosten- und ressourcengünstig erprobt werden, so dass Planungen gerade im Bereich Edge Computing erleichtert sowie bestehende Datennetze optimiert werden. Das Projekt wird im Rahmen der „IPCEI“-Förderlinie („Important Project of Common European Interest“) „Cloud Infrastructure and Services“ der EU für drei Jahre mit 5,6 Mio. Euro vom BMWK gefördert [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Die nordamerikanische „Association of Research Libraries“ (ARL) hat im April und Mai diesen Jahres eine Umfrage zum Thema generative KI-Anwendungen in Bibliotheken durchgeführt und u.a. festgestellt, dass die Mehrheit ihrer befragten Mitglieder (rund 64 Prozent) das Potenzial von generativer KI als eher bzw. sehr positiv für die Zukunft von Bibliotheken einschätzt. Rund elf Prozent gaben an, generative KI-Anwendungen aktiv einzusetzen, während je 32 Prozent eine Einführung testen oder in naher Zukunft planen. Hohe Relevanz für die Verbesserung von Services wird z.B. Chatbots oder der automatisierten Katalogisierung zugeschrieben. Das Team der ARL betont, dass in den Bibliotheken auch Herausforderungen und Gefahren (z.B. Urheberrecht) diskutiert werden und formuliert verschiedene Handlungsempfehlungen – u.a. zur Ausweitung von Kompetenzen oder Richtlinien [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Das Europäische Parlament hat heute seine Verhandlungsposition zum Vorschlag des europäischen Gesetzes zu Künstlicher Intelligenz („AI Act“) beschlossen und bei der Vorstellung den „menschenzentrierter Ansatz des ersten KI-Gesetzes weltweit“ hervorgehoben. Zu den Änderungen gegenüber dem Entwurf der EU-Kommission zählen insbesondere die Kategorisierung von KI-Systemen gemäß der Gefahrengrade, die von ihnen ausgehen sowie Regelungen zu generativen KI Systemen (s. auch Info Ticker No. 18), die künftig v.a. neue Transparenzverpflichtungen – auch zur Verwendung urheberrechtlich geschützter Inhalte zu Trainingszwecken – erfüllen sollen. Die Position des Parlaments enthält auch verschiedene Maßnahmen zu Förderung von KI-Innovationen, wie z.B. Ausnahmen für Forschungstätigkeiten und die Bereitstellung von KI-Komponenten auf Basis quelloffener Lizenzen sowie ein Beschwerderecht für Privatpersonen und den Vorschlag zur Einrichtung eines Europäischen Amts für künstliche Intelligenz, um die Umsetzung des Gesetzes zu kontrollieren. Die Nutzung von KI-Systemen zur biometrischen Überwachung von Personen in Echtzeit soll ausdrücklich verboten bleiben. Nachdem die Mitgliedstaaten ihren Vorschlag bereits im Dezember vorgelegt hatten, werden die Trilogverhandlungen noch heute aufgenommen mit dem Ziel, das Gesetzgebungsverfahren noch in dieser Legislaturperiode abzuschließen [weitere Informationen]

 

Technische Neuerungen

  • Im Verbundprojekt „KI4D4E: Ein KI-basiertes Framework für die Visualisierung und Auswertung der massiven Datenmengen der 4D-Tomopgraphie für Endanwender und Beamlines“ arbeiten acht Partner aus Universitäten und Forschungszentren, darunter die Universität Stuttgart (federführend), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie das Forschungszentrum Jülich, am Aufbau eines Open-Source-Frameworks für Vorgänge im Mikrometerbereich, um so die Verarbeitung und ortsunabhängige Auswertung großer Datensätze aus der 4D-Tomographie zu ermöglichen. Dabei sollen neue Algorithmen auftretende Artefakte wie Rauschen oder Bewegungsunschärfe reduzieren und so die Forschungsbedingungen deutlich verbessern. Das Vorhaben wird vom BMBF für drei Jahre mit rund 2,5 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

  • Im Projekt „CleanSeas“ arbeitet ein Team des „Robotics Innovation Center“ (RIC) des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) an innovativen KI-Technologien für die Kampfmittelentsorgung in Weltmeeren, um mit autonomen Unterwasserrobotern künftig die enormen Munitionslasten etwa in der Nord- und Ostsee ohne kontrollierte Sprengungen und ausgebildete Tauchende zu beseitigen. Aus Sicht des Teams können so die Gefahren für Mensch und Meeresumwelt sowie damit verbundene Kosten und wirtschaftliche Folgen, etwa in den Branchen Schifffahrt und Tourismus, effektiv minimiert werden. Konkret forscht das Team hierzu an KI-Lösungen für drei Bereiche, darunter die „präzise Navigation im Nahbereich kritischer Objekte“. Das Vorhaben wird vom BMBF für zwei Jahre mit rund einer Million Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Im Projekt „Gigabit Innovation Track“ (GINT) untersucht ein Team der Deutschen Bahn zusammen mit den Telekommunikationsunternehmen Telefónica Germany, Ericsson und Vantage Towers Möglichkeiten für eine verbesserte Datennutzung im deutschen Bahnnetz bzw. die „Machbarkeit eines 5G-basierten Gigabitkorridors am Gleis“. Hierfür sollen bis Ende 2024 sowohl technische Lösungskonzepte, als auch rechtliche Rahmenbedingungen und adäquate Geschäftsmodelle für eine lückenlose und schnelle 5G-Versorgung im Mobilfunk unterwegs sowie zeitgleiche Modernisierung des Bahnfunks entwickelt werden. Das Vorhaben wird mit je 6,4 Mio. Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) und den Projektpartnern gefördert [weitere Informationen]

 

  • Der TÜV Verband hat im Zuge einer repräsentativen Umfrage zur „Cybersicherheit in deutschen Unternehmen“ herausgefunden, dass 11 Prozent der befragten Unternehmen in den letzten zwölf Monaten mit einem IT-Sicherheitsvorfall – mit teilweise gravierenden Folgen – konfrontiert waren und 28 Prozent dies in den nächsten zwölf Monaten erwarten. Gut zwei Drittel erkennen in Cybersicherheit einen Wettbewerbsvorteil. Dementsprechend seien die Investitionen in Hard- und Software sowie Know-How angestiegen, wobei die Einschätzung zur Sicherheit von Cloud-Dienstleistungen gegenüber eigener Kontrolle stark variiert. Für die Zukunft erhoffen sich die Unternehmen sowohl mehr Informationen zu Cyberangriffen für eine verstärkte Sensibilisierung als auch strengere gesetzliche Vorgaben [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Die Bundesregierung hat jetzt auch offiziell die Abschaltung von De-Mail in der öffentlichen Verwaltung zum 31.08.2024 angekündigt. Auf Twitter forderte Markus Richter, CIO des Bundes und Staatssekretär im BMI, zur Umstellung auf Alternativen wie z.B. der Bund-ID auf [weitere Informationen]

 

 

Citizen Science

  • Ein internationales Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin, der Toulouse School of Economics (TSE), der University of Exeter, der University of British Columbia und der Universidad Autónoma de Madrid sowie der Université Paris Cité hat das Online-Experiment „The Face Game“ entwickelt. In dem Citizen Science-Projekt veröffentlichen sowohl die teilnehmenden Personen als auch die KI selbst Profilbilder und ihre Reaktionen darauf. So sollen die Mechanismen der Interaktion zwischen Mensch und KI untersucht werden, um z.B. nachvollziehen zu können, welche Kriterien eine KI zur Auswahl selbstgenerierter Profilbilder anwendet. Die Projektgruppe hat bereits das 2016 bekannt gewordene Experiment „Moral Machine“ kreiert, das ethische Dilemmata im Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos untersucht hat [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

  • „Weizenbaum Tagung: AI, Big Data , Social Media, and People on the Move“ (Berlin und online; 19.-20.06.) [weitere Informationen]
  • „Ethik in der Digitalisierung im Gesundheitswesen“ Fachtagung (Stuttgart; 21.06..; Anmeldung bis 14.06.) [weitere Informationen]
  • „ATHENE Distinguished Lecture Series: Cloud Auto-scaling Mechanisms Under DDoS Attacks: Yo-Yo Attack and Tandem Attack” (Darmstadt und online; 22.06.) [weitere Informationen]
  • “Archive your software to the Software Heritage. The example of an EOSC-Core service” Webinar (04.07.) [weitere Informationen]
  • „Joint Conference on Research on Text Analytics” (Mannheim; 04.07.) [weitere Informationen]
  • „The Hessian AICon“ (Darmstadt; 04.-06.07.) [weitere Informationen]
  • „HeFDI Code School ‚Sustainable Research Software’ – Continuous Integration and Test Driven Development” (online; 07.07.) [weitere Informationen]
  • “Kann KI das Recht zähmen? Rechtliche Einschätzung und Datenschutzfragen zu textbasierter KI in der Lehre“ (online; 13.07.) [weitere Informationen]
  • „forschungsdaten.info live: FAIRify your Data“ Webinar (18.07.) [weitere Informationen]
  • „BERD Academy: A Connected World: Data Analysis for Real-World Network Data” Workshop (München; 19.07.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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