No. 23, 7. Juni 2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • IBM hat angekündigt, sein erstes Quantencomputing-Rechenzentrum außerhalb der USA in Ehningen, Baden-Württemberg, errichten zu wollen, „um [voraussichtlich ab 2024] Unternehmen sowie Forschungs- und Regierungseinrichtungen den Zugang zu modernstem Quantencomputing zu erleichtern“. Damit soll u.a. sichergestellt werden können, dass die Anwendungsdaten ausschließlich in Europa verarbeitet werden. In Ehningen, wo IBM bereits seit 2021 zusammen mit mehreren Fraunhofer-Instituten seinen ersten europäischen Quantencomputer betreibt (s. auch Info Ticker No. 14/2021), soll damit eine europäische Quanten-Cloud-Region entstehen [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben diese Woche eine Partnerschaft zur Digitalisierung im Gesundheitswesen gestartet. Die Übernahme des (quelloffen entwickelten) digitalen Corona-Zertifizierungssystem der EU („EU DCC“) bildet dabei den ersten Baustein für ein globales digitales Netzwerk zur Gesundheitszertifizierung (Global Digital Health Certification Network – GDHCN) der WHO auf der Basis gemeinsamer Werte. Dabei soll u.a. durch die Festlegung von Standards für elektronische Unterschriften weltweit ein einheitliches digitales Zertifikat ermöglicht und die weltweiter Bekämpfung von Gesundheitsbedrohungen unterstützt werden. Die Zugriffsrechte auf personenbezogene Daten bleiben hiervon unberührt [weitere Informationen]

 

  • Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – acatech hat heute einen Impuls zur Gesundheitsdatennutzung veröffentlicht. Darin entwickeln die beiden Autoren ein Zielbild für einen Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen durch eine sichere und souveräne Nutzung von Gesundheitsdaten, den sie anhand von neun Handlungsfeldern mit Blick auf notwendige Maßnahmen und mögliche Dilemmata erläutern. Aus dieser „lösungsorientierten Perspektive“ richten sie sich v.a. an die Politik und empfehlen u.a., dass Europa seine führende Position im Datenschutz als Chance „für die Etablierung eines gerechten Systems zur Nutzung von Gesundheitsdaten“ nutzen sollte [weitere Informationen]

 

  • Der bei der Bundesagentur für Sprunginnovationen (SPRIN-D) angesiedelte Sovereign Tech Fund (STF) hat drei Challenges ausgeschrieben, um die aktive Mitarbeit an Open-Source-Infrastruktur zu fördern und kritische Punkte im Open Source-Ökosystem zu identifizieren. Hiermit sollen „Entwickler:innen, Mitwirkende und Maintainer:innen“ dazu befähigt werden, sich über vier bis acht Monate explorativ mit der Entwicklung und Anwendung von neuen Lösungen im Bezug auf Free and Open Source Software (FOSS) konkret zu folgenden Themen zu befassen: a) Improve FOSS Developer Tooling, b) Securing FOSS Software Production und c) FOSS Infrastructure Documentation. Interessierte aus Agenturen, Beratungen oder öffentlichen Einrichtungen können sich einzeln oder in Teams bis 6. Juli bewerben, pro Antrag werden bis zu 300.000 Euro (zunächst für vier Monate) zur Verfügung gestellt [weitere Informationen]

 

  • Das Forschungsdatenzentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FDZ) stellt Forschenden ab sofort für neue Projekte zur Integrations- und Migrationsforschung auch Daten mit Bezug zu Berufssprachkursen für Zugewanderte ab 2016 und zur Repräsentativuntersuchung „Ausgewählte Migrantengruppen in Deutschland“ („Datenreport RAM 2015“) zur Verfügung. Der Zugang zu den anonymisierten Datensätzen, wird angesichts der Sensibilität der Daten über ein Antragsverfahren organisiert. Das Angebot soll sukzessive um weitere Datenbestände erweitert werden [weitere Informationen]

 

  • Das Team von DataCite hat eine Umfrage zur künftigen Entwicklung des DataCite-Metadatenschema gestartet und bittet Interessierte bis 7. Juli um Rückmeldungen zum Stellenwert von Metadaten in ihren Einrichtungen, zur Registrierung und Nutzung von DOI-Metadaten sowie zur Anpassungsfrequenz an das DataCite-Metadatenschema. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit für spezifische Änderungsvorschläge [weitere Informationen]

 

  • Das Bündnis Bits & Bäume hat einen Sammelband mit 28 Beiträgen auf Grundlage der Bits& Bäume-Konferenz 2022 erarbeitet und bietet unter dem Titel „Shaping Digit Transformation for A Sustainable Society“ in sechs Kapiteln einen Einblick und vertiefende Aspekte zur nachhaltigen Gestaltung von Digitalisierung [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Der sächsische Landtag hat am 31. Mai ein neues Hochschulgesetz verabschiedet. Dieses sieht u.a eine stärkere Förderung für den Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in Anwendung und Dienstleistungen etwa durch „Hochschulallianzen“ vor sowie die Ermöglichung und rechtliche Absicherung von Digitalisierung bereits bei zentralen Entscheidungsprozessen an den Hochschulen. Weitere Elemente sind u.a. Personalentwicklungskonzepte und die Einführung neuer Personalkategorien „neben der klassischen Professur“, wie z.B. Lektorin bzw. Lektor oder auch Wissenschaftsmanagerin bzw. -manager sowie ein (kooperatives) Promotionsrecht für Hochschulen für angewandte Wissenschaften [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband hat über Auswahlergebnisse seines Förderprogramms Transformationslabor Hochschule(s. Info Ticker No.10) informiert und unterstützt künftig neun Hochschulen und ihre Regionalpartner (v.a. städtische Verwaltungen oder Unternehmen) in der Umsetzung eines regionalen Transformationsprojekts mit je 25.000 Euro, einem begleitenden Coaching sowie verschiedenen Methoden-, Strategie- und Vernetzungsworkshops. Die Projektideen der künftigen Tandemteams wurden aus 42 eingereichten Kooperationsanträgen ausgewählt und befassen sich mit der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Migration oder auch dem digitalen und Klimawandel, u.a. durch die Etablierung eines Innovationscampus oder Reallabors oder auch die Entwicklung eines Museums zum Transformationslabor [weitere Informationen]

 

  • Seit kurzem arbeiten im Verbundvorhaben „EURESTRA – European University for REsponsible TRAnsformation“ zwölf europäische Forschungsuniversitäten aus zehn Ländern, darunter die Universität Bayreuth, an gemeinsamen interdisziplinäre Studienprogrammen, innovativen Formaten und pädagogische Ansätzen, um eine „umfassende Perspektive auf die Verflechtung Europas mit der Welt – insbesondere mit Afrika“ zu erschließen. Geplant sind verschiedene Schwerpunktbereiche, darunter neben Vielfalt und Integration u.a. auch die Herausforderungen des digitalen Wandels, um als Gesamtziel „eine verantwortungsvolle Umgestaltung der europäischen Hochschulbildung und Gesellschaft in einem globalen Kontext“ voranzubringen [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Der Bund und die Länder haben gestern ihre gemeinsamen Leitlinien zu „Open Access in Deutschland“ vorgestellt. Sie wurden vom BMBF sowie der Amtschefskonferenz der Kultusministerkonferenz (KMK) erarbeitet und umfassen zehn Aspekte, um „den gemeinsamen Willen zur Etablierung von Open Access im deutschen Wissenschaftssystem [auszudrücken]“. Hierzu gehören u.a. eine „zielgerichtete und ineinandergreifende Unterstützung der staatlichen Seite“ bei der Transformation, die kontinuierliche Überprüfung und ggf. Anpassung von rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Fortsetzung entsprechender Fördermaßnahmen und Instrumente der Hochschulsteuerung. Ausdrücklich gewürdigt wird die Rolle von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei der institutionellen Qualitätssicherung von wissenschaftlichen Publikationen, außerdem wird in mehreren Punkten auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrates (s. Info Ticker No. 03/2022) Bezug genommen, etwa zum Diamond-Open-Access-Modell und zur Frage der Kostentransparenz sowie bei der Zielsetzung, Open Access zum Standard bei der Publikation wissenschaftlicher Ergebnisse aus öffentlich finanzierter Forschung zu machen [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat außerdem gestern seinen Referentenentwurf für das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) vorgestellt. Dieser sieht, anders als der im März veröffentlichte Eckpunkteentwurf (s. Info Ticker No. 12), nun ein „4+2-Modell“ für die Höchstbefristungsdauer in der Postdoc-Phase von vier Jahren plus weiteren zwei Jahren vorbehaltlich einer Anschlusszusage vor – „d.h. unter der Voraussetzung, dass bei Erreichen vorher vereinbarter wissenschaftlicher und künstlerischer Leistungen ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis abgeschlossen wird. Damit soll der Tenure-Track-Gedanke in der WissZeitVG integriert werden“. Die HRK sowie der Universitätszusammenschluss German U15 haben bereits Stellungnahmen hierzu veröffentlicht [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat bekanntgegeben, dass 59 Universitäten insgesamt 143 Antragsskizzen für neue Exzellenzcluster im Rahmen der „Exzellenzstrategie“ des Bundes und der Länder eingereicht haben, davon 55 Verbundskizzen, darunter wiederum 14 gemeinsame Skizzen von jeweils drei Universitäten. 80 Prozent sähen eine Beteiligung außeruniversitäre Forschungseinrichtungen vor. Das Begutachtungsverfahren findet von August bis November statt, über die Ausarbeitung wird im Februar 2024 entschieden, die Gesamtentscheidung über Neueinrichtungen und Weiterförderungen erfolgt im Mai 2025 zum Förderbeginn 2026. Darüber hinaus ist eine erfolgreiche Beteiligung im Wettbewerb auch Bedingung für eine Teilnahme am Förderformat „Exzellenzuniversitäten“ [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat zusammen mit dem französischen Ministerium für Hochschulbildung und Forschung (MESR) über das Auswahlergebnis zur zweiten Ausschreibungsrunde für die „Förderung von deutsch-französischen Projekten auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz“ informiert. Demnach werden zehn Verbundprojekte im Umfang von zusammen 13 Mio. Euro als Beitrag für ein gemeinsames KI-Ökosystem und Grundlage für eine vertrauenswürdige KI „made in Europe“ gefördert. Die deutsche Förderung erfolgt als Teil der KI-Strategie der Bundesregierung und der Hightech-Strategie 2025 [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Die Europäische Kommission hat letzte Woche interne Leitlinien zur Nutzung von online verfügbaren generativen KI-Modellen von Drittanbietern, wie z.B. ChatGPT herausgegeben, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim angemessenen Umgang damit zu unterstützen. In den Leitlinien wird sowohl auf das Potential z.B. zur Effizienzsteigerung und Zeitersparnis, als auch auf die Risiken insbesondere bei der Verwendung von noch nicht öffentlich zugänglichen Informationen oder personenbezogenen Daten hingewiesen und nicht zuletzt auf die Reaktionszeit der KI-Modelle, die keine verlässliche Verwendung unter Zeitdruck zulasse [weitere Informationen]

 

  • Nachdem die Datenschutzbeauftragten der Länder im April ein Verwaltungsverfahren gegen das Unternehmen OpenAI zur Klärung von datenschutzrechtlichen Grundlagen beim Einsatz von ChatGPT und der zugehörigen Sprachmodelle eröffnet hatten, wurde jetzt der Fragenkatalog der Landesbeauftragten für Datenschutz Schleswig-Holstein und Vorsitzenden der Datenschutzkonferenz an das Unternehmen veröffentlicht. Demnach wurde u.a. nach Informationen zu den Grundsätzen und der Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung, zu Fragen der Datensicherheit sowie u.a. nach der Durchführung einer Datenschutz-Folgenabschätzung und der Übermittlung von Daten außerhalb der EU gefragt. Die Frist zur Beantwortung wurde auf Antrag von OpenAI verlängert [weitere Informationen].

 

 

Technische Neuerungen

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Am 30. – 31. Mai fand in Luleå (Schweden) das vierte Ministertreffen des „EU-US Trade and Technology Council (TTC; zuletzt Info Ticker No. 03) statt. Hierbei haben beide Seiten u.a. über die Fortschritte bei den vereinbarten Bemühungen um vertrauenswürdige KI und Risikomanagement informiert und eine künftige Fokussierung dieser Arbeit auf generative KI vereinbart. In diesem Zusammenhang wurde auch ein freiwilliger Verhaltenskodex für die Anwendung von KI für Unternehmen angekündigt, der unter Beteiligung der Industrie erarbeitet werden soll. Weitere Besprechungspunkte waren u.a. ein verbesserter Datenzugang für Forschende zur Bewertung von Online-Plattformen sowie das Thema Halbleiter, die beschleunigte Entwicklung einer 6G-Perspektive sowie eine gemeinsame Erklärung zur Bekämpfung von strategischer Desinformation [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vor kurzem zwei Berichte zum digitalen Euro herausgegeben, darunter neben dem Ergebnis einer Marktforschung auch eine Prototyp-Studie, die von Juni 2022 bis Februar 2023 durchgeführt wurde. Hierbei wurden anhand von mehreren Use Cases die Bezahlmöglichkeiten an fünf Benutzeroberflächen getestet, die von unterschiedlichen Anbietern speziell zu Forschungszwecken entwickelt worden waren. Im Ergebnis sieht die EZB sowohl ausreichend Designoptionen für den technische Umsetzung des Digitalen Euro als auch die grundsätzliche Möglichkeit zur Online- und Offline- Nutzung, für eine kurz- und mittelfristige Realisierung seien aber noch Fragen offen. Über den Start einer Vorbereitungsphase zur Einführung des digitalen Euro wird die EZB im Herbst 2023 entscheiden [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

  • „Informationsveranstaltung zur themenoffenen BMBF-Förderbekanntmachung VIP+“ Webinar (12.06.; Anmeldung bis 11.06.) [weitere Informationen]
  • „KI im Gesundheitswesen: Alles wird gut… wird alles gut?“ (Berlin; 12.06.) [weitere Informationen]
  • „Weizenbaum-Forum: Die Bildung der Zukunft; ChatGPT – gekommen, um zu bleiben“ (online; 13.06.) [weitere Informationen]
  • „Heilsbringer oder Hochrisikotechnologie? Zum Umgang mit Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz“ (Berlin und online; 13.06.) [weitere Informationen]
  • „Sprachmodelle wie ChatGPT & Co. – Was steckt dahinter?“ (Essen; 15.06.) [weitere Informationen]
  • „Open Mic: Expertinnen-Talk über digitale Innovationen im Gesundheitswesen“ (online; 13.06.) [weitere Informationen]
  • „GHGA Lecture Series: The German Research Data Portal for Health (FDGP) and its accompanying central services“ (online; 21.06.) [weitere Informationen]
  • HeFDI Code School ‚Sustainable Research Software‘: Introduction to Software Testing” (online; 23.06.) [weitere Informationen]
  • „Data Sharing in Social Media Research: Insights to Researchers‘ Practices and Challenges“ (online; 23.06.) [weitere Informationen]
  • „Games & Literatur. Zur Literarizität, Erforschung, Sammlung und Archivierung von Computerspielen“ (Marbach a.N. und online; 28.-30.06.) [weitere Informationen]
  • „BayernNFDI – Vernetzungstreffen“ (München; 20.07.; Anmeldung bis 06.07.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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