No. 21, 24.05.2023

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Letzte Woche haben die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten in Hiroshima getagt und sich in ihrem Abschlusskommuniqué auch zu digitalen Themen geäußert. Dabei haben sie sich u.a. angesichts der rasanten Entwicklung von digitalen Technologien für die gemeinsame Erarbeitung von internationalen Standards für KI in Multi-Stakeholder-Prozessen ausgesprochen und die zuständigen Ministerien mit der Einrichtung einer Arbeitsgruppe konkret zu generativer KI beauftragt, die als „Hiroshima AI Process“ zusammen mit der OECD und dem „Global Partnership on AI“ (GPAI) Themen wie Governance, Datenschutz, Transparenz und Fehlinformationen beraten soll. Weitere Punkte der Erklärung galten u.a. einem vertrauenswürdigen, grenzüberschreitenden Datenfluss und verstärkter Interoperabilität von Regelwerken sowie der Unterstützung für neue Technologien, Forschungsinfrastrukturen sowie von Open Science auf Basis der FAIR-Prinzipien [weitere Informationen]
    Zum Themenbereich Forschung und Innovation hatten die Vertretungen der Wissenschafts- und Technologieministerien bereits im Vorfeld in einer gemeinsamen Erklärung vier Prioritäten formuliert, darunter u.a. die Unterstützung von Forschungsinfrastrukturen und die Förderung internationaler Nachwuchskräfte [weitere Informationen]

 

 

  • Vor kurzem hat die neue NFDI-Sektion „Industry Engagement“ (s. Info Ticker No. 13), die v.a. die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft koordinieren und entsprechende Mehrwerte für die Gesellschaft erschließen soll, ihre erste offizielle Sitzung abgehalten und u.a. ihr Sektionskonzept veröffentlicht [weitere Informationen]

 

  • Sven Paßmann und Sibylle Söring von der FU Berlin haben im Rahmen des Verbundprojekts „FDNext“ ein Train-the-Trainer-Konzept für das Forschungsdatenmanagement in der Psychologie erarbeitet, getestet und evaluiert und stellen die Dokumente für Interessierte mit unterschiedlichen Erfahrungsstufen zur freien Nutzung zur Verfügung [weitere Informationen]

 

  • Das Projekt „PID Network Deutschland“ (s. Info Ticker No. 8), an dem u.a. DataCite, die Deutsche Nationalbibliothek, das Helmholtz Open Science Office und die Technische Informationsbibliothek (TIB) Hannover beteiligt sind, hat seine virtuelle Dialogplattform „pid.network.desowie zugehörige Social-Media-Kanäle online gestellt und bietet dort ab sofort neben Angaben zum Projekt auch Informationen u.a. zu Hilfsangeboten und nationalen und internationalen Initiativen, eine Auswahl von PID-Anwendungsgebieten sowie einen Blog und Veranstaltungshinweise [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das BMBF hat eine neue Förderrichtlinie „Quantum International – Internationale Kooperationen in den Quantentechnologien“ veröffentlicht. Vor dem Hintergrund einer angestrebten technologischen Souveränität Deutschlands in Quantentechnologien in Kooperation mit „Wertepartnern auf Augenhöhe […] – innerhalb und außerhalb Europas“ definiert die Förderbekanntmachung zwei Teilziele: A) „Technologie weiterentwickeln“ und B) „Fachkräfte und Talente motivieren, weiter- und ausbilden“. Gefördert werden international aufgestellte Verbundprojekte von Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen für eine reguläre Laufzeit von drei Jahren. Es gelten spezifische Zuwendungsvoraussetzungen, Projektskizzen können bis inkl. 2026 jeweils zum 15. Mai oder 15. November eines Jahres eingereicht werden [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat die Förderung von elf neuen Sonderforschungsbereichen (SFB) – vier davon unter Beteiligung mehrerer Hochschulen („Transregio“) – beschlossen, u.a. zu den Themen „Eingeschränkte Quantenmaterie“, „Small Data“ und „Konsistenz in der sichtenbasierten Entwicklung Cyber-Physikalischer Systeme“. Darüber hinaus wurde für 20 bestehende SFB – hier sieben hochschulübergreifende SFB/Transregio – eine weitere Förderperiode zugesagt, u.a. für „Quantitative Methoden für Visual Computing“. Das Förderformat umfasst ab Oktober 2023 somit 268 Verbünde. Außerdem hat die DFG bekannt gegeben, für alle bis voraussichtlich Mai 2024 neu einzurichtenden SFB die erste Förderperiode um drei Monate zu verkürzen, um „die Balance zwischen Förderquote und Bewilligungssummen im Blick zu behalten“ [weitere Informationen]

 

  • Die „Hermann und Lilly Schilling-Stiftung für medizinische Forschunghat anlässlich ihres 50-jährigen Bestehens ein Sonderprogramm zur Förderung von Forschungsvorhaben der Computationalen Neurologie gestartet. Durch die Einrichtung einer Stiftungsprofessur und einer Arbeitsgruppe sowie u.a. durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und projektbezogene Industriekooperationen sollen neuartige KI-Lösungen für die Gesundheitsversorgung erarbeitet werden. Die Fördersumme beträgt 3 Mio. Euro für eine Laufzeit von acht Jahren. Berufungsfähige Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus den Bereichen Medizin, Naturwissenschaften, Mathematik und Ingenieurwissenschaften sind eingeladen, sich bis 15. Juli zu bewerben [weitere Informationen]

 

 

  • Außerdem bietet die „Plattform Lernende Systeme“ seit kurzem im Rahmen eines neuen Webangebots einen Überblick zu aktuellen Formen und Initiativen zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz mit ausführlichen Erläuterungen etwa zum AI-Act der EU und der KI-Normungsroadmap sowie übergreifende Statements von Sachverständigen, weiterführende Literatur-Tipps und eine Liste zu Leitfäden und Prüfkatalogen [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Der Rat für Wettbewerbsfähigkeit der EU hat gestern Schlussfolgerungen zu Wegen des hochwertigen, transparenten, offenen, vertrauenswürdigen und fairen wissenschaftlichen Publizierenangenommen. Darin spricht er sich u.a. erneut für eine beschleunigte Entwicklung zu Open Science und einen uneingeschränkten Zugang bei der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen aus öffentlicher Förderung aus. Die Empfehlungen monieren u.a. Betriebs- und Geschäftsmodelle, deren steigende Kosten für Forschende zu Ungleichheiten führen und für öffentliche Forschungsförderer und Einrichtungen untragbar würden. Auch werde im System das Digitalisierungspotential mit Blick auf Forschungsergebnisse wie Datensätze, Software und Forschungsprotokollen nicht ausreichend ausgeschöpft. Weitere Empfehlungen gelten u.a. dem Erhalt und Ausbau des Peer-Review-Verfahrens, verbesserten Rahmenbedingungen durch die Mitgliedstaaten und die EU-Kommission und einer veränderten Forschungskultur. Darüber hinaus werden die Mitgliedstaaten u.a. zur Nutzung der Plattform Open Research Europe (ORE) aufgerufen und zu Maßnahmen zur Förderung von Kapazitäten und Kompetenzen ermutigt [weitere Informationen]

 

  • Insgesamt zehn europäische Verbünde, darunter u.a. die European University Association (EUA), Science Europe, der Bibliotheksverbund LIBER, der Akademienzusammenschluss ALLEA sowie cOAlition S und OPERAS, haben in einer gemeinsamen Erklärung die Annahme der Ratsschlussfolgerungen begrüßt und die EU-Mitgliedstaaten und -Einrichtungen aufgefordert, ihre Bemühungen um ein hochwertiges, transparentes, offenes, vertrauenswürdiges und gerechtes Ökosystem zur wissenschaftlichen Kommunikation und für Reformen gemäß der Grundsätze von Open Science zusammen mit den Stakeholdern fortzusetzen und sich für einen konstruktive Dialoge angeboten. Außerdem haben die Unterzeichner ihrerseits neue und verstärkte Maßnahmen zur Förderung eines nicht-gewinnorientiertes Ökosystems zur wissenschaftlichen Kommunikation angekündigt [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat ebenfalls die EU-Ratsschlussfolgerungen begrüßt und ergänzend eine Stellungnahme zu den „richtungsweisenden Empfehlungen für das wissenschaftliche Publikationssystem“ veröffentlicht, in der sie auf einzelne Empfehlungen eingeht und dabei u.a. die NFDI als „Erfolgsgeschichte für die Etablierung von Infrastrukturen mit einer wissenschaftsgeleiteten Governance“ anführt, sich jedoch für eine weitergefasste Definition der Qualitätsbewertung als in den Ratsschlussfolgerungen ausspricht. Übergreifend regt sie außerdem einen Austausch von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum Umgang des wissenschaftlichen Publikationswesens mit KI und Large Language Models und eine Festlegung entsprechender ethischer Leitlinien an [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Die „Konferenz der unabhängigen Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und der Länder (DSK)“ hat ein Positionspapier zu „Kriterien für Souveräne Clouds“ erarbeitet. Darin unterscheidet sie fünf Themenbereiche – „Nachvollziehbarkeit durch Transparenz“, „Datenhoheit und Kontrollierbarkeit“, „Offenheit“, „Vorhersehbarkeit und Verlässlichkeit“ sowie „Regelmäßige Prüfung der aufgestellten Kriterien“ – und formuliert jeweils Mindestkriterien (Muss-Kategorie) und Empfehlungen (Soll-Kategorie), damit ein Cloud-Angebot als souverän gelten kann [weitere Informationen]

 

 

Technische Neuerungen

  • Ein Forschungsteam der Universität Innsbruck hat erstmalig einen Langstrecken-Quantenrepeater-Knoten entwickelt. Dieser erlaubt die Übertragung von Quanteninformation über große Entfernungen, indem er Verschränkungen mit einem Photon der Standardfrequenz des Telekommunikationsnetzes sowie Operationen für den sog. Verschränkungstausch ermöglicht, und bildet somit die Basis für Quantenrepeater. Die Ergebnisse sind in „Physical Review Letters“ veröffentlicht worden [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Die Bundesregierung hat heute den vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) vorgelegten „Pakt für die digitale Verwaltung“ beschlossen. Er umfasst neben dem „Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Onlinezugangsgesetzes sowie weiterer Vorschriften zur Digitalisierung der Verwaltung“ („OZGÄndG“/ „OZG 2.0“) auch „Eckpunkte für eine moderne und zukunftsgerichtete Verwaltung“. Das OZG-Änderungsgesetz sieht im Wesentlichen zwölf Maßnahmen vor, darunter u.a. die Bereitstellung zentraler Basisdienste, v.a. durch die Einsetzung der „BundID“ als digitales Bürgerkonto, die de facto-Abschaffung der verpflichtenden Schriftform durch Einsatz der Online-Funktion des Personalausweises und die gesetzliche Verankerung des „Once-Only-Prinzips“ für den behördenübergreifenden Datenabruf. Für Unternehmen wird die Verwendung des einheitlichen Organisationskontos verpflichtend eingeführt sowie die Auflage, spätestens in fünf Jahren alle Unternehmensdienstleistungen ausschließlich elektronisch anzubieten. Übergreifend soll anstelle einer neuen Umsetzungsfrist ein begleitendes Monitoring eingeführt werden. In den „Eckpunkten“ sind zusätzlich begleitende Maßnahmen zur Umsetzung bzw. Beschleunigung der Verwaltungsdigitalisierung für die Jahre 2023-2024 dargestellt, wie die Bereitstellung von IT-Komponenten, Details der Standardisierungsagenda sowie die Verzahnung mit Maßnahmen zur digitalen Identität und Registermodernisierung, die Verpflichtung auf Open Source-Zugänge und der Aufbau dauerhafter Digitalisierungsstrukturen [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Horizont Europa? Frag die NKS! – Offener Austausch am Mittag: Neues zur Horizont Europa Zwischenevaluierung“ (online; 01.06.) [weitere Informationen]
  • „GXFS Monthly Webinar“ (26.05.) [weitere Informationen]
  • „Datenraum Kultur 9. Stakeholder-Dialog“ (online; 01.06.) [weitere Informationen]
  • „Auftaktveranstaltung des Projekts KI-Kompass Inklusiv“ (Berlin; 02.06.; Anmeldung bis 26.05.) [weitere Informationen]
  • „Symposium: Digitale Relationen und neue Umwelten. Aushandlungen zwischen Mensch, Natur und Technik“ (Essen; 02.06.) [weitere Informationen] [
  • „FAIRmat Tutorial 10: FAIR electronic-structure data in NOMAD” (online; 14.06.) [weitere Informationen]
  • „In vier Schritten zu mehr Nachhaltigkeit. Datenqualitäts-Strategien für Museen und Sammlungen“ Workshopreihe (online; ab 16.06.) [weitere Informationen]
  • „2nd Annual Conference of Computational Literacy Studies” (Würzburg und online; 22.-23.06.; online kostenlos) [weitere Informationen]

 

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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