No. 18, 04.05.2022
Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.
Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.
(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen
- Die Europäische Kommission hat gestern ihren Vorschlag für eine Verordnung über den „Europäischen Raum für Gesundheitsdaten (European Health Data Space – EHDS)“ vorgestellt, mit der ein Rechtsrahmen für den sicheren Datenaustausch von Gesundheitsdaten im EU-Raum ermöglicht werden soll. Der Vorschlag sieht sowohl umfassende Zugangs- und Kontrollrechte für Bürgerinnen und Bürger und ihre persönlichen Daten vor, als auch Bedingungen für Forschung, Innovation sowie Politikgestaltung für den Zugriff und die Verwendung dieser Gesundheitsdaten. Als nächstes werden der Europäische Rat und das EU-Parlament über den Entwurf beraten. Zahlreiche Akteure, darunter u.a. der Branchenverband Bitkom und der europäischen Hochschulverbund „The Guild“ haben bereits mit Stellungnahmen reagiert [weitere Informationen]
- Die USA, die EU und rund 30 andere Staaten haben letzte Woche eine „Erklärung zur Zukunft des Internets“ verabschiedet, in der sie sich auf Grundlage gemeinsamer Zielvorstellungen und Grundsätze für ein „offenes, freies, globales, interoperables, zuverlässiges und sicheres Internet“ und den ausdrücklichen Schutz der Menschenrechte aussprechen. Für die Erklärung, die auch ohne Rechtsverbindlichkeit als umfassende Richtschnur dienen soll, werden weitere Unterzeichner u.a. unter internationalen Organisationen, Hochschulen, im Privatsektor und in der Zivilgesellschaft gesucht und zahlreiche Veranstaltungsformate angekündigt [weitere Informationen]
- Die DFG hat ihr Förderprogramm „Informationsinfrastrukturen für Forschungsdaten“ aktualisiert und eine neue Akzentuierung veröffentlicht. Mit Verweis auf veränderte Bedarfe aus den Wissenschaften und dem Aufbau der NFDI werden neue Anforderungen formuliert, aber auch neue Fördermöglichkeiten wie Mittel für die Konzeption von Organisationsmodellen, Vernetzungs-, Schulungs- und Trainingsmaßnahmen sowie zur Durchführung von Studien aufgenommen [weitere Informationen]
- Das FAIRmat-Konsortium („Fair Daten Infrastructure for Condensed-Matter-Physics and the Chemical Physics of Solids“) hat ein Konzept entwickelt – und vor kurzem in „Nature“ veröffentlicht – , mit dem eine Dateninfrastruktur auf der Basis der FAIR-Prinzipien im Bereich der Materialwissenschaft umgesetzt werden kann. Das Konsortium wird von der Humboldt-Universität Berlin geleitet, ist Teil der NFDI und kooperiert darüber hinaus eng mit dem „Novel Materials Discovery (NOMAD) Laboratory“ [weitere Informationen]
- Das BMB-geförderte Portal „open-access.network“, das Informationen sowie Fortbildungs- und Vernetzungsangebote zu Open Access bietet, bittet zur Optimierung seiner Dienste Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für Open-Access-Publikationen interessieren oder auch Open-Access-Professionals im Rahmen einer Online-Umfrage um Rückmeldung zu Bekanntheit und Nutzung des Portals und seiner Services [weitere Informationen]
- Das Projekt „FAIR Data Spaces“, das mit Förderung des BMBF die Dateninfrastrukturen von NFDI und Gaia-X zu einem gemeinsamen Datenraum für Wissenschaft und Wirtschaft zusammenführen möchte, weist ab sofort in einem wöchentlichen „FAIR Newsletter“ auf aktuelle rechtliche Entwicklungen rund um die Themengebiete des Vorhabens hin. Darüber hinaus wird in einer monatlichen Übersicht über aktuelle einschlägige Publikationen informiert [weitere Informationen]
Bildung & Hochschulen
- Der Wissenschaftsrat hat am 2. Mai als Teil der Ergebnisse seiner Frühjahrssitzungen seine Empfehlungen zur „Zukunftsfähigen Ausgestaltung von Studium und Lehre“ vorgestellt. Darin spricht er sich „für ein grundlegendes Umdenken aller Akteure“ hin zu einer „Organisation der Hochschulbildung als lernendes System“ aus, in dem u.a. Studierende aktiv an der Gestaltung mitwirken sollen und eine produktive Fehlerkultur auch auf Ebene der Lehrenden gefördert werden soll. Neben der entsprechenden Weiterentwicklung von Curricula, Lehr- und Prüfungsformaten sei dafür auch die Anpassung der finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen erforderlich, so dass er von einer nur schrittweise möglichen Umsetzung ausgeht, diese aber dennoch für dringend geboten erachtet [weitere Informationen]
- Der Stifterverband hat in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung McKinsey den abschließenden Hochschul-Bildungs-Report veröffentlicht, nachdem er in den letzten zehn Jahren die Entwicklungen des deutschen Hochschulbildungssystems in sechs Handlungsfeldern ausgewertet hatte. In den Bereichen Digitalisierung und Internationalisierung ist demnach aktuell eine positive Entwicklung festzustellen, auch wenn die gesetzten Ziele in den Handlungsfeldern insgesamt nicht erreicht wurden. Als Schwerpunkt thematisiert der Bericht im Hinblick auf „transformative Bildung“ die Digitalisierung u.a. in den Bereichen Kompetenzen, Aus- und Weiterbildung sowie Personalbedarf [weitere Informationen]
Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung
- Die Europäische Kommission hat einen Entwurf für eine „Neue EU-Innovationsagenda für den Europäischen Forschungsraum“ erarbeitet und bittet noch bis 10. Mai im Rahmen eines Konsultationsverfahrens alle Interessierten um Kommentierung bzw. Änderungsvorschläge [weitere Informationen]
- Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat am 26. April die Auswahlergebnisse der diesjährigen 253 „ERC Advanced Grants“ mit einem Gesamtfördervolumen von 624,6 Mio. Euro bekanntgegeben. Deutschland ist dabei mit 61 erfolgreichen Projektanträgen aus unterschiedlichen Disziplinen die erfolgreichste Nation vor dem Vereinigten Königreich (45), für deren Forschende in diesem Rahmen weiterhin Sonderregeln gelten. Die ausgezeichneten deutschen Projekte beschäftigen sich u.a. mit der Grundlage für praxisrelevante Kryptografie, Quantensensoren und datengesteuerten Simulationsansätzen im Bereich der Neuromedizin, Weiterentwicklung von Quantencomputern, KI-Textanalyse oder auch mit der Kombination von Einzelzellgenomik und maschinellem Lernen [weitere Informationen]
- Die Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) hat letzte Woche einen Policy-Brief zur geplanten „Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI)“ mit dem Titel „DATI: Wenn schon, denn schon!“ veröffentlicht. Darin äußert sie sich kritisch zum Eckpunktepapier, das vom BMBF und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Anfang April herausgegeben worden war (s. Info Ticker No. 14) und formuliert mehrere Änderungsvorschläge für die weiteren Beratungen, insbesondere für eine offenere Gestaltung der DATI [weitere Informationen]
- Im Rahmen ihrer Open Science-Policy stellt die VolkswagenStiftung künftig zusätzliche Mittel für die Aufbereitung von Forschungsdaten für „Data Reuse“ und für die Bereitstellung in öffentlichen, nicht-kommerziellen Repositorien zur Verfügung. Das Angebot umfasst bis zu 100.000 Euro und richtet sich an Forschende aller Fachgebiete, die bereits von der Stiftung bis zu sechs Monaten gefördert werden oder wurden [weitere Informationen]
Bibliotheken & Publikationssystem
- Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat eine gemeinsame Stellungnahme zur geplanten Reform der Forschungsbewertung durch die Europäische Kommission (s. u.a. Info Ticker No. 10) veröffentlicht. Darin würdigt die Allianz die aktuellen Bemühungen und weist auf ihre Mitarbeit in der Beratungsgruppe hin, in der sie durch die DFG und die Helmholtz-Gemeinschaft vertreten ist. Allerdings spricht sie sich gegen ein europaweit harmonisiertes System aus und plädiert stattdessen – unter Bezug auf die Vielfalt der Forschungssysteme, die Autonomie der akademischen Organisationen sowie u.a. die Forschungsfreiheit – für einen verstärkten Austausch zu bewährten Verfahren mit dem Ziel gegenseitigen Lernens [weitere Informationen]
- Die TIB – Technische Informationsbibliothek und Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften hat im Auftrag des BMBF eine Studie zu den Wirkungen von Open Access anhand von empirischen Arbeiten für den Zeitraum 2010-2021 erstellt. Hierfür wurden 318 Studien gesichtet und 61 besonders relevante mit Blick auf sieben definierte Wirkungsfelder vertiefend analysiert. Im Ergebnis zeigten sich zahlreiche (erwartbare) Vorteile von Open Access, aber auch neue Befunde sowie umfangreiche Forschungslücken, die auch in den weiterführenden Handlungsempfehlungen an unterschiedliche Akteure adressiert werden [weitere Informationen]
- Die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften stellt außerdem zusammen mit der Sächsischen Landdesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) mit „B!SON – Bibliometric and Semantic Open Access Recommender Network“ einen neuen Empfehlungsdienst für die Auswahl von Open Access-Zeitschriften vor. Eine Beta-Version des vom BMBF geförderten Projekts, das sich in erster Linie an publizierende Forschende richtet und auch zur lokalen Integration vorgesehen wird, ist bereits verfügbar und kann kommentiert werden. Die finale Version ist für Anfang 2023 geplant [weitere Informationen]
- Im Rahmen des Projekts „Community-led Open Publication Infrastructures for Monographs“ (copim) wird die Gründung der neuen Plattform „Open Book Collective“ (OBC) angekündigt, mit der Open Access-Verlage, -Verlagsdienstleister, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen ein neues Ökosystem zur Unterstützung der Finanzierung von Open Access-Buchpublikationen aufbauen wollen [weitere Informationen] .
Recht
- Die Gremien der EU haben am 23. April im Zuge der Trilogverhandlungen zum Digitale Dienste-Gesetz (Digital Services Act; DSA) eine Einigung zu dem geplanten europaweit gültigen Regelwerk erreicht, das v.a. auf die Regulierung der großen Online-Konzerne abzielt. Diese wurden abschließend mit einem Schwellenwert von 45 Mio. aktiven Nutzenden definiert und u.a. Bußgelder in Anlehnung an den weltweiten Unternehmensumsatz und Zugangs- bzw. Kontrollrechte für die Europäische Kommission Abschließend steht noch eine juristische Prüfung und die formale Annahme durch den Europäischen Rat und das EU-Parlament sowie die Umsetzung in den Mitgliedstaaten der EU aus, bevor der DSA voraussichtlich 2023 in Kraft treten wird [weitere Informationen]
E-Government
- Die Mitglieder des IT-Planungsrates haben auf einer Sondersitzung am Montag als „OZG-Booster“ beschlossen, dass die jeweils federführenden Bundesländer eine Liste mit 35 „Einer-für-alle“-Leistungen (EfA-Leistungen) der Öffentlichen Verwaltung bis zum Jahresende prioritär entwickeln und zur gegenseitigen Nachnutzung bereitstellen werden. Damit sollen nicht nur die Umsetzung des OZG (Online-Zugangsgesetzes) beschleunigt, sondern auch sichtbare Verbesserungen für Bürgerinnen und Bürger sowie für Unternehmen erzielt werden [weitere Informationen]
- Bereits am Donnerstag hatte die Bundesministerin des Innern und für Heimat (BMI) das Digitalprogramm „Digitales Deutschland – Souverän. Sicher. Bürgerzentriert“ mit den digitalpolitischen Zielen und Maßnahmen ihres Ministeriums bis 2025 vorgestellt. Dieses greift in wesentlichen Teilen die im Koalitionsvertrag genannten Vorhaben auf, wie z.B. den Digitalcheck bei Gesetzesvorhaben des Bundes, die Stärkung der Cybersicherheit und die Weiterentwicklung des OZG. Auch die Bedeutung von Open Data im Zusammenhang mit der digitalen Souveränität des Staates wird betont und gemeinsame Maßnahmen mit den Ländern und u.a. der FITKO vorgesehen [weitere Informationen]
Citizen Science
- Forschende der Helmholtz-Gemeinschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Fraunhofer-Gesellschaft haben gemeinsam eine „Citizen-Science-Strategie 2030 für Deutschland“ erarbeitet und als Weißbuch veröffentlicht. Die Strategie, die zusammen mit Beteiligten von 136 Organisationen, wissenschaftlichen Einrichtungen, Museen, Bibliotheken u.a. und Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und des BMBF erstellt wurde, sieht 94 konkrete Handlungsempfehlungen sowie 15 Leitbilder für die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik in den nächsten 10 Jahren u.a. in den Bereichen Medizin und Gesundheit oder auch Sensorik und KI vor [weitere Informationen]
Veranstaltungen
- „Starter Track: Overview about programming languages“ (online; 05.05.) [weitere Informationen]
- „Die Normativität nachhaltiger Digitalisierung“‚(Kassel; 05.-06.05.) [weitere Informationen]
- „53. Jour Fixe FDM: FDM fordern und fördern“ (online; 11.05.; Anmeldung bis 08.05.) [weitere Informationen]
- „Transforming Science: Pathways Towards Sustainability and Trustworthiness (Brüssel und Livestream; 11.-12.05.) [weitere Informationen]
- “GO Unite!-Workshop: Muster in FDM-Bedarfen – Versuch einer formalen Beschreibung von FDM-Bedarfsstrukturen“ (online; 12.05.) [weitere Informationen]
- „Was war Künstliche Intelligenz? Konturen eines Forschungsfeldes 1975-2000 in Deutschland“ (Berlin und online; 13.-15.05.) [weitere Informationen]
- „LOTUS Policy Dialogue Workshop on Leading Digitalisation“ (Wien; 16.-17.05.; Anmeldung bis 08.05.) [weitere Informationen]
- “Inconnecss: The world of business and economics research and information: Collaborate, compete oder collapse?” (online; 17.-19.05.) [weitere Informationen]
- “Online Coffee Lectures: GO FAIR, GO UNITE!” (18.05.) [weitere Informationen]
- “BMBF Forum International: From Science to Life: Inspiring Cross-Border Innovation” (online; 19.05.) [weitere Informationen]
- “Licenses for Research Data” (online; 19.05.) [weitere Informationen]
- „Open Science Festival“ (Hannover; 30.-31.08.; teilweise kostenpflichtig; Anmeldung bis 15.06. ) [weitere Informationen]
Tagungsberichte
- “E-Science Tage 2021: Share Your Research Data“ [weitere Informationen]
- “EOSC-A Board of Directors Strategy Workshop” [weitere Informationen]
- „Netzpolitisches Forum: Wie gelingt der digitalpolitische Aufbruch in ein Zeitalter nachhaltigen Wohlstands und Wachstums? Aufzeichnung [weitere Informationen]
Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de) und Jonas de la Chaux (jonas.chaux@rfii.de)
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