No. 14, 05.04.2023

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Am Montag haben CDU und SPD den Entwurf des Koalitionsvertrags für den Berliner Senat für 2023-2026 vorgestellt. Digitalisierung ist darin ein umfassendes Querschnittsthema, was gerade für den Schwerpunkt Verwaltungsmodernisierung gilt, in dem u.a. ein neues Digitalgesetz und ein verpflichtender Digitalcheck für alle künftigen Gesetzesentwürfe vorgesehen ist. Im Gesundheitsbereich „wird sich [die Koalition] der besonderen Bedeutung der Digitalisierung aller Einrichtungen des Gesundheitswesens annehmen“, wozu u.a. der Aufbau einer gemeinsamen Gesundheitsdatenplattform geprüft werden soll. Darüber hinaus sind u.a. Maßnahmen zur zielgruppenspezifischen Aneignung von digitalen Kompetenzen sowie Hackathons zur Unterstützung der Digitalisierung von KMU und die Gründung eines Berliner KI- Hubs vorgesehen. Außerdem soll die Einrichtung einer Servicestelle „Datenschutzberatung“ geprüft werden und die Datenschutzbeauftragte „Servicedienstleister für alle Verwaltungen inklusive der Bereitstellung von Positiv-Listen“ zu Good Practice-Beispielen sein. Im Forschungsbereich soll u.a. ein „Strategieplan Digitalisierung“ in Abstimmung mit den Hochschulen erarbeitet werden und die Steigerung der Hochschulverträge auf jährlich 5 Prozent angehoben werden. Die Zuständigkeiten für Digitalisierung und Veraltungsmodernisierung werden direkt dem Regierenden Bürgermeister zugeordnet. Der Amtsantritt der neuen Landesregierung wird – vorbehaltlich des Votums der Mitgliederbefragung der SPD (bis 21. April) und des Beschlusses auf dem CDU-Landesparteitag – für Ende April erwartet [weitere Informationen]

 

  • Das „Future of Life-Institut“ hat letzte Woche einen Offenen Brief veröffentlicht, in dem inzwischen rund 10.000 Personen, a. aus Wirtschaft und Wissenschaft, darunter hochrangige Vertretungen von Unternehmensleitungen und Sachverständige der IT-Branche, angesichts eines außer Kontrolle geratenen Wettlaufs zu Entwicklung und Einsatz von immer leistungsfähigeren KI-Systemen eine sechsmonatige Pause bzw. ein Moratorium beim Training von hochleistungsfähigen KI- Systemen fordern. Eine solche öffentliche und kontrollierbare Pause, die alle zentralen Akteure einschließen müsste, sollte genutzt werden, um gemeinsame Sicherheitsprotokolle zu entwickeln und umzusetzen, die die zweifelsfreie Sicherheit von KI-Systemen gewährleisten sollen. Der Brief hat erhebliche Aufmerksamkeit gefunden, sowohl Kritik als auch Akzeptanz – letzteres weniger für Inhalt und Ton des Briefes, als für den Zeitpunkt der Diskussion [weitere Informationen]
    Auch die UNESCO hat sich dem Aufruf angeschlossen, obwohl eine Selbstregulierung der Industrie zur Gefahrenabwehr nicht ausreiche. Stattdessen weist sie mit Nachdruck auf ihre Empfehlung zur Ethik Künstlicher Intelligenz hin und fordert die Staatengemeinschaft dringlich zu deren Umsetzung auf. In der 2021 von allen 193 Mitgliedstaaten verabschiedeten Empfehlung seien bereits konkrete Maßnahmen enthalten, um die Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze, der Vermeidung von Schäden und eine Rechenschaftspflicht bei der Entwicklung von KI-Systemen sicherzustellen [weitere Informationen]

 

  • Das „Stanford Institute for Human-Centered AI“ (HAI) hat diese Woche den diesjährigen „AI Index 2023“ veröffentlicht, für den die unabhängige Initiative zusammen mit Fachleuten und Organisationen aus Wissenschaft und Industrie Daten zur Entwicklung von KI im Jahr 2022 erhoben und analysiert hat und damit die „weltweit glaubwürdigste und verlässlichste Referenz für Daten und Erkenntnisse zu KI“ bieten möchte. Der Analyserahmen wurde in diesem Jahr auf 127 Länder ausgeweitet (gegenüber 25 in 2022) und enthält zahlreiche neue Kategorien, u.a. Gründungsmodelle, die Auswirkungen von KI auf die Umwelt und KI in der öffentlichen Meinung. Zu den zentralen Ergebnissen zählen u.a. der erste Rückgang von privaten Investitionen in KI seit zehn Jahren (auf 91,9 Milliarden US-Dollar) und eine deutliche Steigerung von Gesetzesvorhaben mit Bezug auf KI (auf 36) sowie eine gestiegene Aufmerksamkeit sowohl in der öffentlichen Meinung als auch bei politischen Entscheidungsträgern und übergreifend ein vermehrtes Interesse an KI-Ethik [weitere Informationen]

 

  • Das Open Data Institute ODI hat letzte Woche einen Bericht zu „Responsible data stewardship“ herausgegeben, in dem die Autorinnen und Autoren einen Vorschlag für ein normatives Konzept für die verantwortungsvolle Datenerfassung, -nutzung und -weitergabe vorstellen, das sie als „an iterative, systemic process of ensuring that data is collected, used an shared for public benefit, mitigating the ways that data can produce harm, and addressing how it can redress structural inequalities” definieren. In der vorausgehenden Untersuchung zu Verständnis und Anwendung von „responsible data“ wurden auch Maßnahmen analysiert, die geeignet sind, den entsprechenden Datenumgang in der Praxis befördern. Weitere Möglichkeiten zur Unterstützung von Organisationen und Einrichtungen sollen in einem nächsten Schritt entwickelt werden mit besonderem Augenmerk auf Gemeinwohl, Schadensbegrenzung und Beseitigung struktureller Ungleichheiten. ODI lädt zur Kommentierung und Mitarbeit ein [weitere Informationen]

 

 

  • Der Großraum Hamburg wird nach Mitteilung der Gematik als erste Modellregion für Digitale Gesundheit dienen, in der digitale Anwendungen künftig vor ihrer Einführung erprobt und neue digitale Lösungen entwickelt werden. Das Auswahlverfahren für eine weitere Modellregion laufe derzeit noch [weitere Informationen]

 

  • Am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) wurde der Ausbau des neuen Forschungsdatenzentrums „IÖR-FDZ“ gestartet, das Politik, Wissenschaft und Planungspraxis einen optimierten Zugang zu raumbezogenen Daten, Informationen sowie digitalen Werkzeugen bieten soll, um so die nachhaltige Entwicklung in Städten und Regionen voranzubringen. Dazu ist das „IÖR-FDZ“ auf eine nationale und internationale Vernetzung ausgerichtet, u.a. als Teil mehrerer NFDI-Konsortien [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Das Land Niedersachsen unterstützt im Forschungsprogramm „zukunft.niedersachsen“ gemeinsam mit der VolkswagenStiftung – neben den Fachhochschulen (s. Info Ticker No. 13) – auch die niedersächsischen Hochschulen mit insgesamt 15 Mio. Euro. Damit sollen hochschulspezifische Transformationsziele implementiert werden, die im Zuge einer Potenzialanalyse zum Wissenschaftssystem des Landes vereinbart wurden. Eine weitere Förderausschreibung zu thematischen Kooperationen zwischen den Hochschulen und der Entwicklung von Wissenschaftsräumen soll im Mai folgen [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat am 30. März die Auswahlergebnisse zu den diesjährigen ERC Advanced Grants bekanntgegeben. Demnach wurden aus insgesamt knapp 1.650 Anträgen 218 Vorhaben aus 20 europäischen Ländern ausgewählt. Bei einem Gesamtfördervolumen von 544 Mio. Euro liegt Deutschland unter den Herkunftsnationen der ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit 36 Auszeichnungen an der Spitze, gefolgt von Frankreich (32), Italien (21) und dem Vereinigten Königreich (19). Zu den geförderten Themen gehören u.a. Datenkryptographie, die Semantik von Software-Systemen, Quantentechnologien und „Data Privacy in Digital Markets“. Damit lag die Erfolgsquote dieses Jahr insgesamt bei 13,2 Prozent und 23 Prozent der Ausgezeichneten sind Frauen [weitere Informationen]

 

 

  • Auf dem Forschungsgipfel 2023 mit dem Motto „Blockaden lösen, Chancen nutzen – Ein Innovationssystem für die Transformation“ stand neben der nachhaltigen Gestaltung des Energiesystems v.a. die Digitalisierung im Gesundheitswesen im Mittelpunkt. Hierzu hatten der Stifterverband und die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) Diskussionspapiere vorgelegt, in denen am Beispiel des Gesundheitsdatenraums (EFI) ein Vorgehen auf Basis von Roadmapping vorgestellt wird, um komplexe Politikvorhaben u.a. durch Einbindung der Akteure und die Abstimmung von unterschiedlichen Strategien zügig und wirksam umzusetzen [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Das Generaldirektorat Forschung und Innovation der Europäischen Kommission hat einen Bericht zu den Open Access -Strategien in Lateinamerika und der Karibik (LAC) und der Europäischen Union veröffentlicht und darin Herausforderungen und möglichen Konvergenzen formuliert. Er soll nicht nur die Grundlage für weiterführende Dialoge bilden, sondern auch eine künftige Zusammenarbeit fördern. Hierfür werden sowohl Ziele, als auch politische Aktionen und konkrete Maßnahmen vorgeschlagen [weitere Informationen]

 

  • Die Hochschule Hannover und die TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften haben das Joint Lab „Future Libraries & Research Data“ gestartet, in dem sie gemeinsam ein Innovationscluster zum Schwerpunktthema Forschungsdaten bzw. Data Science sowie zur zukunftsorientierten Entwicklung von wissenschaftlichen Bibliotheken aufbauen wollen. Hierbei soll u.a. auf die Verknüpfungen der TIB im Kontext der NFDI aufgebaut werden und die Ergebnisse auch kleinen und mittleren Hochschulen in Niedersachsen zugutekommen. Das Joint Lab wird für eine zweijährige Anschubphase vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördert [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Die Datenschutzkonferenz (DSK) des Bundes und der Länder hat am 27. März eine „Stellungnahme zum Europäischen Gesundheitsdatenraum bei der Nutzung von Gesundheitsdaten(„European Health Data Space“; EHDS) Darin hat sie festgestellt, dass der Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission mit Blick auf einen angemessenen Ausgleich zwischen öffentlichem Interesse für die Forschung und dem Grundrecht auf Datenschutz bzw. informationeller Selbstbestimmung „deutlich zu kurz [greife]“. So werden z.B. Auskünfte zur notwendigen Datenanonymisierung und zu Betroffenenrechten bei der Sekundärnutzug von elektronischen Gesundheitsdaten vermisst und darauf hingewiesen, dass das Schutzniveau der DSGVO nicht unterlaufen werden dürfe. Die vorgesehene zentrale Zusammenführung von Klardaten wird von der DSK für unzulässig erklärt und u.a. die Einbindung von unabhängigen Vertrauensstellen oder Treuhandplattformen empfohlen [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat die Ergebnisse ihrer Sondierung zu ihrem Vorschlag zur Teilreform der DSGVO für eine bessere (grenzüberschreitende) Umsetzung („Further specifying procedural rules relating to the enforcement of the General Data Protection Regulation“; s. Info Ticker No. 09) veröffentlicht. Demnach sind bis zum Stichtag am 23. März insgesamt 73 Rückmeldungen eingegangen, u.a. von DigitalEurope, der Bitkom, dem Verbraucherzentrale Bundesverband und dem Bundesverband Digitale Wirtschaft, die die Reforminitiative mit großer Mehrheit und weiterführenden Vorschlägen begrüßen. Die Kommission plant die Annahme des des Vorschlags noch in diesem Frühjahr [weitere Informationen]

 

  • In den USA hat die Forschungsorganisation „Center for AI and Digital Policy(„Policy Center“) vor der Behörde für Wettbewerbsrecht und Verbraucherschutz Klage gegen OpenAI eingereicht, da die Einführung von GPT-4 gegen US-amerikanisches Handelsrecht verstoße und sowohl eine offizielle Untersuchung bzw. Regulierung In Italien wurde ChatGPT letzte Woche aufgrund von Datenschutzverstößen und fehlenden Alterskontrollen (vorübergehend) gesperrt [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Im Verbundprojekt 6G-Health“ („Holistische Entwicklung leistungsfähiger 6G-Vernetzung für verteilte medizintechnische Systeme“) entwickeln unter der Leitung von Vodafone u.a. die Charité Berlin, die Siemens AG, das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik (HHI), das DFKI und die Universität Bremen Komponenten für zukünftige, vernetzte Medizintechnikanwendungen und prüfen diese mit klinischen Partnern. Das Team, das z. T. auch am Forschungshub „6G-RIC“ mitarbeitet, konzentriert sich auf drei Bereiche: sensordatengestütztes Monitoring von Patientinnen und Patienten, kooperative Arbeitsformen der Behandelnden und die Vernetzung medizinischer Geräte und Umsetzung von Kommunikationsinfrastrukturen im Sinne von „Smart Hospitals“. Das gerade gestartete Vorhaben, dessen Ergebnisse zur internationalen 6G-Standardisierung beitragen und die technologische Souveränität Deutschlands unterstützen sollen, wird vom BMBF für drei Jahre mit 10 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Im Forschungsprojekt „Safe TSN for Industrial-Grade Real-Time Campus 5G“ (stic5G) arbeitet ein deutsch-französisches Konsortium, darunter die Hochschule Offenburg und der französische Netzwerkanbieter Firecell (jeweils federführend), sowie u.a. die TU Dresden und die Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte Forschung an der Entwicklung eines industriellen 5G-TSN-Campus-Netzwerkes, um eine „drahtlose, robuste, echtzeitfähige und sichere Datenübertragung“ für industrielle Anwendungen mit assoziierten Partnern wie z.B. Airbus Operations und Bosch zu ermöglichen. Damit sollen Produktionsprozesse, u.a. im Bereich Flugzeugmontage optimiert und die digitale Souveränität Europas langfristig gestärkt werden. „stic5G“ wird von deutscher Seite bis Ende 2025 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert [weitere Informationen]

 

  • Ein Forschungsteam der Universität Oldenburg und des Instituts für KI-Sicherheit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erarbeitet im Verbundvorhaben „ColDa“ (Collaborative Machine Learning for Data Value Creation) ein KI-Modell, das mithilfe von föderalem Lernen auf Basis sensibler Unternehmensdaten trainiert wird. Um dabei die Trainingsdaten datenschutzkonform zu behandeln, werden sie für diese Form des maschinellen Lernens ausschließlich dezentral gespeichert. Die Forschenden des Projekts, das sich v.a. der Datenintegration und dem Einsatz natürlicher Sprachverarbeitung in Unternehmen widmet, planen nach Konzeption des Modells einen Prototyp zu entwickeln und ihre Vorgehensweise an einem globalen Modell zu evaluieren. Das DLR fördert das Vorhaben über drei Jahre mit rund 450.000 Euro [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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