No. 12, 22.03.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) hat letzte Woche seinen Vorsitz gewählt. Dabei wurden Petra Gehring (TU Darmstadt und ZEVEDI) als Vorsitzende und Lars Bernard (TU Dresden) als Stellvertretung im Amt bestätigt sowie Barbara Helwing (Vorderasiatisches Museum Berlin) als zweite Stellvertretung hinzugewählt. Sie folgt damit auf Stefan Liebig (FU Berlin), der zum Ende der zweiten Mandatsphase aus dem RfII ausgeschieden ist [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat vor kurzem eine öffentliche Konsultation zum Forschungsdatengesetz gestartet, das im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehen ist, um damit „den Zugang zu Forschungsdaten für öffentliche und private Forschung umfassend [zu] verbessern und [zu] vereinfachen“. Damit mögliche Regelungsgegenstände ermittelt werden können, die auf rechtliche Umsetzbarkeit und praktische Durchführbarkeit geprüft werden sollten, werden alle interessierten Kreise aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft eingeladen, sich bis 11. April hierzu zu äußern [weitere Informationen]

 

  • Der Deutsche Ethikrat hat sich in seiner aktuellen Stellungnahme „Mensch und Maschine – Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz u.a. im Auftrag des Präsidenten den Deutschen Bundestags mit der Grundfrage befasst, „ob durch die Delegation von Tätigkeiten an Maschinen – bis zu einer möglichen Ersetzung – die Bedingungen für verantwortungsvolles Handeln und menschliche Autorenschaft erweitert oder vermindert werden“. Hierfür hat der Ethikrat exemplarisch vier Anwendungsbereiche – Medizin, schulische Bildung, öffentliche Kommunikation und Meinungsbildung sowie öffentliche Verwaltung – untersucht und jeweils spezifische Empfehlungen formuliert, u.a. auch zur Regulierung von Online-Plattformen und zum Datenhandel. Darüber hinaus hat er zehn Querschnittsthemen und übergreifende Empfehlungen identifiziert, darunter u.a. „Wissenserzeugung durch KI und der Umgang mit KI-gestützten Voraussagen“, „Auswirkungen von KI auf menschliche Kompetenzen und Fertigkeiten“ und „Datensouveränität und gemeinwohlorientierte Datennutzung“. Zusammenfassend stellt er fest, „dass die Erweiterung von Handlungsmöglichkeiten für eine Personengruppe mit deren Verminderung für andere einhergehen kann“, weshalb „KI-Anwendungen menschliche Intelligenz, Verantwortung und Bewertung nicht ersetzen“ und „KI den Menschen nicht ersetzen [darf]“ [weitere Informationen]

 

  • Die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns hat ein Fachkonzept für das Digitale Archiv erarbeitet und stellt darin die fachlichen Anforderungen für die digitale Archivierung elektronischer Informationen und Forschungsdaten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und in acht weiteren Staatsarchiven sowie Lenkungs- und Querschnittsaufgaben vor. Hiermit soll die Einhaltung der FAIR-Prinzipien gewährleistet und mittelfristig die Automatisierung möglichst vieler Arbeitsschritte ermöglicht werden [weitere Informationen]

 

  • Der RatSWD hat Vorschläge zum Umgang der Forschung mit Krisenzeiten erarbeitet und einen (modular aufgebauten) Katalog mit Standardfragen hierzu veröffentlicht, die v.a. Forschende in den Sozialwissenschaften direkt in Studien zu gesellschaftlichen Krisen verwenden können, um so eine verbesserte Vergleich- und Verknüpfbarkeit von Umfragedaten herzustellen. Außerdem hat eine Gruppe von Sachverständigen eine begleitende Handreichung zur Vernetzung erstellt und stellt darin entsprechende Initiativen sowie Empfehlungen zur Datenharmonisierung vor [weitere Informationen]

 

  • Das NFDI-Konsortium KonsortSWD hat die neue Ausschreibungsrunde „Projektförderung Forschungsdatenmanagement“ gestartet, um „Aufwände, die durch die Aufbereitung und Bereitstellung relevanter neuer Datenkorpora für eine Sekundärnutzung entstehen“ zu fördern, die einen oder mehrere der folgenden Aspekte behandeln: 1) Anonymisierungskonzepte für existierende Daten, 2) (internationaler) Datenzugang für die Sekundärnutzung und 3) eine hochwertige Metadatendokumentation für die Datenpublikation. Geplant sind Kooperationsvorhaben mit einem der Forschungsdatenzentren (FDZ), die vom RatSWD akkreditiert wurden. Interessierte Forschende sind eingeladen, sich bis 30. September 2023 zu bewerben. Die Förderung hat einem Umfang von jeweils max. 30.000 Euro und beginnt frühestens zum 1. Oktober 2024 [weitere Informationen]

 

  • Die TIB – Leibniz- Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften hat in ihrem Blog einen Beitrag zum TIB Terminology Service (TS) veröffentlicht, in dem sie die Bedeutung von Ontologien und Terminologien im Forschungsdatenmanagement nicht nur, aber insbesondere auch für die NFDI erläutert [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Die „Learning & Teaching Thematic Peer Groups” der EUA haben letzte Woche ihre Arbeitsberichte veröffentlicht, u.a. zum Thema „Digitally competent teachers“ mit einer Analyse von Maßnahmen, die Hochschulen zur Weiterbildung ihrer Lehrkräfte ergreifen sowie von gemeinsamen Herausforderungen. Der Bericht enthält außerdem Vorschläge für einen umfassenden Ansatz u.a. zu Organisationskultur, Führungsrollen und Umsetzungsstrategien [weitere Informationen]

 

  • Die Universität Hohenheim hat ein Whitepaper zur Anwendung von generativen KI-Systemen an Hochschulen mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT), dem Fraunhofer Institut für angewandte Informationstechnologie (FIT), der RWTH Aachen, der Frankfurt University of Applied Sciences und der Universität Bayreuth Darin rufen sie gemeinsam zu einem durchdachten, effizienten und verantwortungsvollen Einsatz von KI-Tools auf und liefern hierfür Leitfäden sowohl für Studierende als auch für Lehrende mit konkreten Handlungsempfehlungen und Praxistipps. Für 30. März ist ergänzend eine Informationsveranstaltung geplant [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die OECD hat ihren Flagship Report „Science, Technology and Innovation Outlook 2003“ vorgestellt. In dem alle zwei Jahre erscheinenden Bericht zu globalen Entwicklungen und möglichen Auswirkungen galt diesmal einer der Schwerpunkte der internationalen Zusammenarbeit angesichts wachsender geopolitischer Spannungen. Dabei hat die OECD insbesondere das Verhältnis zwischen den USA, China und der EU untersucht und festgestellt, dass sich der strategische Wettbewerb um Autonomie, v.a. im Technologiebereich, zunehmend auch auf bilaterale Forschungskooperationen und Innovationsvorhaben auswirkt. Sie warnt daher eindringlich vor einer „Entkopplung“, zumal internationale Zusammenarbeit auch im Forschungsbereich angesichts globaler Herausforderungen wichtiger denn je sei [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat am Freitag einen Eckpunktevorschlag zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) veröffentlicht, die im Koalitionsvertrag der Bundesregierung angekündigt worden war. Die Eckpunkte greifen u.a. Ergebnisse der Evaluation und aus dem Stakeholderprozess im letzten Jahr auf. Um mehr „Verlässlichkeit, Planbarkeit und Transparenz“ herzustellen, ist darin u.a. eine Festlegung der Erstvertragsdauer vor der Promotion auf mindestens drei Jahre sowie eine Absenkung der Befristungsdauer in der Postdoc-Phase auf max. drei Jahre vorgesehen. Am Sonntag wurden nach Kritik, u.a. in den sozialen Medien sowie z.B. aus der HRK, auf Ebene der Staatssekretäre weitere Beratungen bzw, eine Überarbeitung vor Fertigstellung des Referentenentwurfs angekündigt [weitere Informationen]

 

  • Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde letzte Woche ein neuer Hochleistungsrechner für die Materialforschung in Betrieb genommen, der sich insbesondere durch eine Rechenleistung auszeichnet, die mit der von 10.000 Laptops vergleichbar sei. Mit ihm sollen komplexe Simulationsrechnungen durchgeführt werden, um die Entwicklung neuer Materialien, etwa im Bereich medizinischer Anwendungen zu beschleunigen. Die Kosten des Hochleistungsrechners im Umfang von 1,2 Mio. Euro wurden zur Hälfte vom Struktur- und Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg übernommen [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

 

  • Im ZBW-Blog ist letzte Woche ein Plädoyer für einen reflektierten Einsatz von KI-Modellen an wissenschaftlichen Bibliotheken erschienen [weitere Informationen]

 

  • Times Higher Education“ hat einen Beitrag veröffentlicht, der die Zukunft von wissenschaftliche Bibliotheken im Wandel zu sozialen Akteuren im Rahmen einer partizipativen Kultur „around electronically processed information networks“ begründet und sieben Strategievorschläge hierfür liefert [weitere Informationen]

 

  • Jan-Martin Wiarda berichtet in seinem Blog über den aktuellen Stand der DEAL-Verhandlungen mit dem Verlag Elsevier [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Das Europäische Parlament hat am 16. März seine Position zur Änderung der eIDAS-Verordnung und damit zur Europäischen Digitalen Identität (EUid) auf Grundlage von digitalen Brieftaschen („E-Wallets“) verabschiedet. Wie schon im vorbereitenden Ausschuss (ITRE; s. Info Ticker No. 07) vorgeschlagen, hat sich das Parlament dabei gegen die Anlage eines lebenslangen eindeutigen Identifikators ausgesprochen. Letzte Änderungen betrafen v.a. die Datenspeicherung allein auf dem Gerät der Nutzerin bzw. des Nutzers. Da der Europäische Rat seine Position bereits im Dezember beschlossen hatte (s. Info Ticker No. 49/2022) kann direkt mit den Trilogverhandlungen begonnen werden [weitere Informationen]

 

  • Letzte Woche hat der Staatssekretär des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) der EU-Kommission ein Prioritätenpapier zur Umsetzung des Digitale Märkte-Gesetzes (DMA) übergeben. Diese basieren auf den Ergebnissen einer Stakeholder-Konsultation des BMWK und enthalten die aus Sicht des BMWK relevantesten Gatekeeper sowie zentrale Herausforderungen, darunter faire Vertragsbedingungen, freie Auswahlmöglichkeiten und den Schutz vor wettbewerbsschädlicher Datennutzung [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Das europäische Verbundprojekt „Sharespace“ („Embodied Social Experiences in Hybrid Shared Spaces”) entwickelt unter der Leitung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) eine Technologie für die non-verbale Kommunikation von Menschen und Avataren im virtuellen Raum. Mittels Erweiterter Realität (eXtended Reality; XR) sollen Avatare in „Shared Hybrid Spaces“ (SHS) auf der Ebene der Sensomotorik miteinander interagieren und dabei a) neuartige kognitive Computerarchitekturen, b) ein selbstkalibrierendes Körpersensornetzwerk sowie c) eine vollständig mobile räumliche Augmented Reality (AR) und virtuelle menschliche Darstellung geschaffen werden. Dies soll zunächst in den Bereichen Gesundheit, Sport und Kunst getestet werden. Das Vorhaben wird von der Europäischen Kommission für zwei Jahre mit rund 5,9 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Die Europäische Kommission hat anlässlich des 30-jährigen Bestehens des europäischen Binnenmarkts letzte Woche auch neun Faktoren für die Steigerung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit veröffentlicht. Hierzu zählen neben anderen die Förderung von „Forschung und Innovation“, etwa durch steuerliche Anreize und Public-private-Partnerships sowie die Förderung von „Digitalisierung“, u.a. durch „Einführung digitaler Instrumente auf breiter Front in der gesamten Wirtschaft“ sowie die Förderung von „Bildung und Kompetenzen“ durch Entwicklung und Anerkennung von Kompetenzen „als Schlüssel zu attraktiven und hochwertigen Arbeitsplätzen“. Zeitgleich wurde ein „Datenraum für das öffentliche Beschaffungswesen“ gestartet, mit dem Zugänglichkeit und Qualität der Daten für öffentliche Aufträge (deren Umfang mit rund 2 Billionen Euro angegeben wird) verbessert werden sollen, um so für fairere Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen, gerade für KMU, zu sorgen [weitere Informationen]

 

 

Citizen Science

  • Das NFDI-Konsortium NFDI4Health hat zusammen mit Kooperationspartnern vier Projekte zu Citizen Science im Bereich Gesundheitsdaten gestartet, um den Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern zu suchen und sie über Chancen der Datennutzung zu informieren und so vorhandene Ängste abzubauen [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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