No. 11, 15.03.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Am Donnerstag hat das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) seine „Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege Es sieht darin insgesamt sechs Kernvorhaben vor, u.a. den Ausbau der Telematikinfrastruktur auf Basis der elektronischen Patientenakte (ePA), die bis Ende 2024 für mind. 80 Prozent der gesetzlich Versicherten verpflichtend (vorbehaltlich einer Opt-Out-Regelung) eingeführt und wie das E-Rezept (bis Jan. 2024) verbindlicher Standard werden soll. Außerdem soll die „Gesellschaft für Telematik“ (gematik) gestärkt und als „Digitalagentur“ vollständig in staatliche Trägerschaft übernommen werden. Darüber hinaus ist auch eine Stärkung der Forschungsdatenlandschaft vorgesehen und es werden mindestens 300 Forschungsvorhaben bis Ende 2026 angekündigt, die von einem Forschungsdatenzentrum durchgeführt oder initiiert werden sollen. Die Strategie mit Perspektiven bis 2030 wird von zwei Gesetzesvorhaben flankiert: a) dem „Digitalgesetz“, das u.a. auch einen begleitenden Ausschuss für die „Digitalagentur“ vorsieht, in dem Vertretungen von BfDI und BSI sowie aus Ethik und Medizin beratend tätig werden, was die bisherige „Einvernehmensherstellung“ ablösen soll sowie b) dem „Gesundheitsdatennutzungsgesetz“ (GDNG)¸ das u.a. Regelungen zum „Forschungsdatenzentrum Gesundheit“ und zur Datenschutzaufsicht enthalten soll [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat gestern die Ausschreibung für Forschungsprojekte im neuen Infrastrukturschwerpunktprogramm New Data Spaces for the Social Sciences“ (SPP 2431) gestartet.  Auf gemeinsame Initiative des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LlfBI), von GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, der FU Berlin und der Goethe-Universität Frankfurt soll damit längerfristig „die konsequente Modernisierung der sozialwissenschaftlichen Erhebungsmethoden und Forschungsdaten vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Umbrüche“ gefördert werden. Vorgesehen sind vier Förderbereiche: a) Exploration und Integration verschiedener Datentypen, b) Respondent Driven Designs, c) Validität von Instrumenten und d) Multimodale Datenerfassung. Für die erste Förderphase können sich Forschende mit einer Projektskizze zu einem oder mehreren der Förderbereiche bis 17. April bewerben. Die ausgewählten Projekte sollen von einem Zentralprojekt („Research Infrastructure & Innovation Lab“) unterstützt werden, das u.a. IT-basierte Dienste bereitstellt, die Einspeisung der Projektergebnisse in die einschlägigen Forschungsdateninfrastrukturen fördert und rechtliche und ethische Zusammenhänge neuer Datentypen und -verknüpfungen untersucht. Geplanter Förderbeginn ist Juni 2024 [weitere Informationen]

 

  • Nach Vorankündigungen in der letzten Woche hat OpenAI gestern mit GPT-4 die neue, multimodale Version des „Sprachmodells“ vorgelegt, die neben Texten auch Bilder auswerten kann und außerdem deutlich leistungsfähiger (mehr als 100 Billionen Parameter statt bisher 175 Milliarden) sein soll. OpenAI erklärt, dass sie gegenüber der Version GPT-3.5, auf der z.B. ChatGPT bisher funktioniert, auch in der Qualität der Ergebnisse deutlich verbessert wurde [weitere Informationen]

 

  • Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hat eine neue „Handreichung zum Forschungsdatenmanagement in kleinen Forschungsprojekten herausgegeben, die bislang nicht auf institutionelle Infrastrukturen zurückgreifen konnten. Das Überblickspapier ist nach den Phasen des Forschungsdaten-Lebenszyklus gegliedert und bezieht sich gezielt auf sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftliche Daten. Begleitend wird ein Foliensatz für die Einbindung in Forschung und Lehre angeboten [weitere Informationen]

 

  • In “Science and Public Policy“ ist eine Studie zu “Open Science-related Policies in Europe” erschienen, in der die beiden Autorinnen die Open Science-Strategien von sieben europäischen Ländern analysiert haben. Sie stellen dabei u.a. fest, dass in den wenigsten Policies dezidierte Leitlinien für Maßnahmen zur Bereitstellung und Nutzung von Daten vorgesehen sind. Daher empfehlen sie einen internationalen Open Science-Rahmen für Politik und Praxis, der die Entwicklung von neuen Methoden u.a. durch Anreizsysteme und Maßnahmen zur Anerkennung von engagierten Forschenden fördert [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Ein Team der Ruhr-Universität Bochum und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat wie angekündigt (s. Info Ticker No. 03) im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen im Projekt „edu.nrw“ ein „Rechtsgutachten zum Umgang mit KI-Software im Hochschulkontext“ erstellt und bietet darin eine erste umfassende juristische Bewertung für den Einsatz von KI-Diensten, wie z.B. ChatGPT an Hochschulen. Dabei haben sich die Beteiligten mit mehreren Aspekten von Urheberrechtsfragen befasst und sind u.a. zu dem Schluss gekommen, dass Studierende bzw. Nutzende zwar eine Urheberschaft an KI-gestützten Texten beanspruchen können, sofern sie dafür ein „signifikantes Maß an geistiger Eigenleistung“ eingesetzt haben. Es wird ausdrücklich von einem Verbot von KI-Tools sowie von entsprechenden Änderungen in Hochschulgesetzen abgeraten und stattdessen für hochschulspezifische (Einzelfall-) Regelungen plädiert. Das Team kündigt weitere Untersuchungen u.a. zu einem konstruktiven Umgang mit den Tools etwa in Prüfungsformaten an [weitere Informationen]

 

  • Das Leibniz- Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) baut die Informationsstelle OER („OERinfo“) zu einem zentralen „OER-Community-Service und einer Schnittstelle für entsprechende Angebote“ aus. So sollen verschiedene Dienste, wie etwa die „World OER Map“ eingebunden und weitere Netzwerke und Initiativen verknüpft werden. Flankiert von unterschiedlichen Veranstaltungsformaten sollen so – aufbauend auf der OER-Strategie des Bundes – die Kompetenzen in unterschiedlichen Bildungsbereichen erweitert, die OER-Forschung ausgebaut und der Transfer von strukturierenden, übergreifenden Informationen (Meta-OER) verbessert werden. Das Vorhaben wird vom BMBF für eine Laufzeit von fünf Jahren mit 1,9 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am Freitag Maßnahmen zur Entlastung von energieintensiven Forschungseinrichtungen Damit haben Bund und Länder die Voraussetzungen für Auszahlungen aus dem Härtefallfonds geschaffen, den die Bundesregierung für besonders energieintensive Forschung einrichtet hat und für den sie bis zu 500 Mio. Euro bereitstellt – davon 375 Mio. Euro für 2023 – zusätzlich zu entsprechenden Maßnahmen der Länder. Unterstützt werden sollen damit insbesondere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen bzw. Hochschulen für den Betrieb von z.B. Teilchenbeschleunigern, Hochleistungsrechnern oder auch Forschungsschiffen [weitere Informationen]

 

  • Darüber hinaus hat die GWK für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften – acatech eine neue Förderstruktur Demnach übernimmt der Freistaat Bayern auch den bisher von allen Ländern getragenen Förderanteil, so dass acatech künftig ihre gemeinsame institutionelle Förderung (derzeit rund 3,75 Mio. Euro pro Jahr) zu einem Drittel vom Bund und zu zwei Dritteln vom Freistaat erhält. Außerdem wirbt acatech regelmäßig Mittel aus der öffentlichen Projektförderung und der Privatwirtschaft ein und ist u.a. Initiatorin der Plattform Lernende Systeme und Sitz des Gaia-X Hub Germany [weitere Informationen]

 

  • Die Schweiz bereitet eine Änderung ihrer gesetzlichen Fördergrundlage für Forschung und Innovation vor, um nach dem Ausscheiden aus Horizon Europe die Durchführung bzw. Förderung neuer Projekte am CERN zu ermöglichen [weitere Informationen]

 

  • Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat das vorläufige Ergebnis zur Entwicklung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Deutschland für das Jahr 2021 bekanntgegeben. Demnach sind insgesamt 112,6 Milliarden Euro in diesen Bereich geflossen, ein Anstieg um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei lagen die Ausgaben von öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen bei 16,8 Milliarden Euro (Zuwachs von 7,5 Prozent), von Hochschulen wurden 20,6 Milliarden Euro ausgegeben (Zuwachs um 3,3 Prozent) , während auf die Wirtschaft 75,2 Milliarden Euro entfielen, ein Zuwachs um 5,9 Prozent. Der Gesamtanteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag damit 2021 bei 3,1 Prozent – die Bundesregierung plant, den Anteil bis 2025 auf 3,5 Prozent zu steigern [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Das ZBW – Leibniz- Informationszentrum Wirtschaft wird das neue „Repository for Policy Documents“ (REPOD) leiten, ein digitales Repositorium, das Dokumente aus Politik und Politik- bzw. Gesellschaftsberatung, wie Policy Papers, Gutachten und Studien, disziplinenübergreifend und qualitätsgesichert sowohl für Entscheidungsträgerinnen und -träger als auch für die Öffentlichkeit zur Recherche bereitstellt. Die Infrastruktureinrichtung soll mit Förderung des BMBF bis Ende des Jahres errichtet sein [weitere Informationen]

 

  • Eine Arbeitsgruppe des europäischen Bibliotheksverbunds LIBER hat zur Vorbereitung einer Landschaftsanalyse zum Thema „Data Science in Libraries“ eine Umfrage gestartet und lädt bis April zur Teilnahme ein [weitere Informationen]

 

 

Recht

 

  • Auch die zuständige Arbeitsgruppe Telekommunikation und Informationsgesellschaft des Europarats (TELECOM) (s. Info Ticker No. 09) hat gestern über einen Entwurf für die Position des Rats zum Data Act auf der Grundlage eines sechsten Kompromissvorschlags der schwedischen Ratspräsidentschaft beraten. Er sieht, wie schon der fünfte Kompromissvorschlag, u. Modifizierungen zum Datenaustausch mit Forschungsorganisationen (Artikel 21) vor. Als nächstes wird der Ausschuss der Ständigen Vertreter (AStV; COREPER) – voraussichtlich am 22. März – den Entwurf beraten und die Position des Rats beschließen. Anschließend ist der Einstieg in die Trilog-Verhandlungen geplant [weitere Informationen]
    Vor kurzem hatte Heiko Richter in einem Gutachten zu Kapitel V des Data Act vor einer zu frühen Festlegung auf eine Forschungsklausel gewarnt und hierfür eine vertiefende nachgelagerte Befassung empfohlen [weitere Informationen]

 

  • Im Vereinigten Königreich wurde letzte Woche ein Gesetzentwurf zur Reform des Datenschutzrechts („Data Protection and Digital Information Bill“) vorgestellt, der in Abgrenzung von der Europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) u.a. eine Lockerung der Pflichten zur Datenarchivierung für Unternehmen und Regelungen zur Wiederverwendung von Daten für die Forschung enthält, wobei kommerziellen Organisationen die gleichen Rechte wie Forschenden eingeräumt werden. Die Regierung geht davon aus, dass die Regelung der britischen Wirtschaft in den kommenden zehn Jahren Einsparungen im Umfang von mehr als 4 Milliarden Pfund bei einem gleichzeitig sicheren Schutz der Privatsphäre und der Daten verschaffen wird [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Im Projekt „QUantum DevIces and subsystems for Communication in spacE” (QUDICE) arbeitet ein europäisches Forschungsteam, darunter das Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF), an neuen Möglichkeiten für die weltraumgestützte Quantenschlüsselverteilung, um via Satelliten ein autonomes und ultrasicheres Quantenkommunikationsnetz für Europa auf den Weg zu bringen. Dazu soll am IOF eine weltraumkompatible Photonenpaarquelle entwickelt werden, die mit der Erzeugung „verschränkter Lichtteilchen im Telekommunikations-Wellenlängenbereich“ hohe Abhörsicherheit verspricht. Die Europäische Union fördert das auf drei Jahre angelegte Projekt im Rahmen von „Horizon Europe“ mit 4,3 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

 

Veranstaltungen

  • „Datenräume in Deutschland und Europa gestalten – Impulse der Wissenschaft“ (Hannover; 24.-25.04.; Anmeldung erbeten bis 17.03.!) [weitere Informationen]
  • „Launch of the OECD Science, Technology and Innovation Outlook 2023” (Brüssel und online; 16.03.) [weitere Informationen]
  • “Online Workshop MEDEA” (22.03.) [weitere Informationen]
  • „Patientenorientierte Datennutzung“ (Berlin und online; 22.03.) [weitere Informationen]
  • „Rethinking Policy, Expertise and Trust“ (Dublin und online; 23.-25.03.) [weitere Informationen]
  • „Feminist Foreign Policy: Ein neues Paradigma für internationale Wissenschaftskooperationen?“ (online; 24.03.; Anmeldung bis 23.03.) [weitere Informationen]
  • „The year of skills – Is a digitized Europe learning what it takes to compete globally?” (online; 27.03.) [weitere Informationen]
  • „ICANN76 Readout – Highlights & Take-Aways from the Community Forum” (online; 28.03.) [weitere Informationen]
  • “Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement gemeinsam umsetzenWorkshop (online; 29.03.) [weitere Informationen]
  • “Keeping open infrastructure open: The SCOSS 4th pledging round info session” Webinar (29.03.) [weitere Informationen]
  • „Publication Policies & Integrity: Open Access, Authorship and Ethical Publishing“ Workshop (Helsinki und online; 06.04.) [weitere Informationen]
  • „Im Metaversum – über ‚echtes‘ Leben in einer virtuellen Welt“ (Hannover; 13.04.) [weitere Informationen]
  • „Weiterentwicklung von FDM-Kontaktstellen anhand des DIAMANT-Modells“ Workshop (online; 24.-25.04.; Anmeldung bis 09.04.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  • „ZKI-Frühjahrstagung: ‚Integrierte IT-Versorgung für Forschung, Lehre, Verwaltung und Transfer‘“ [weitere Informationen]

 

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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