No. 05, 09.02.2022

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Kommission hat eine Studie zur Kartierung von Datenflüssen in Europa zu den führenden Cloud-Infrastrukturen veröffentlicht. Demnach stammten 2020 die meisten (Unternehmens-) Datenströme aus dem Gesundheitssektor, während Deutschland die meisten Datenzuflüsse aufweisen konnte. Neben den Detailergebnissen wird auch die neuentwickelte Methodik vorgestellt, die es erstmals ermöglicht hat, Volumen und Arten von Datenströmen aus mehr als 30 Staaten zu identifizieren, zu kartieren und zu analysieren, die sich zwischen Unternehmen und einer bestimmten Cloud-Infrastruktur in Europa bewegen. Der Bericht ist Teil des „European Data Flow Monitoring und enthält u.a. auch ein Online- Visualisierungstool zur Entwicklungsabschätzung bis 2030 [weitere Informationen]

 

  • Eine Ausschreibung der Europäischen Kommission für einen europäischen DNS-Resolver (DNS4EU) stößt auf reges Interesse, allerdings befürchten manche u.a. angesichts der vorgesehenen Filter eine „Fragmentierung des Internets“ [weitere Informationen]

 

Bildung & Hochschulen

  • Die European Universities Association EUA hat letzte Woche ihre „Open Science Agenda 2025“ präsentiert und darin drei Prioritäten im Bereich Open Science für die kommenden vier Jahre gesetzt: 1) dauerhaft offener Zugang zu wissenschaftlichen Ergebnissen weltweit, 2)Implementierung der FAIR-Prinzipien für Forschungsdaten auf institutioneller Ebene und 3) die Reform der Forschungsbewertung. Die Agenda soll als Beitrag zur Transformation zu Open Science die EUA-Mitglieder unterstützen und sie zu weiteren Schritten ermutigen [weitere Informationen]

 

  • Der Arbeitskreis „Strategie und Organisationdes ZKI (Zentrum für Kommunikation und Informationsverarbeitung) hat die Ergebnisse seiner jährlichen Umfrage zu den wichtigsten Trends für die strategische Planung und Entscheidungsfindung von IT-Einrichtungen aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen veröffentlicht. Die Umfrage fand von Dezember 2021 bis Januar 2022 statt und umfasste diesmal ergänzende Schwerpunktfragen u.a. zur Nutzung von externen Cloud-Angeboten, Maßnahmen im Bereich „Digitale Souveränität“ und die Einschätzung der Rolle von IT nach der Pandemie [weitere Informationen]

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Die UNESCO hat heute ihren alle fünf Jahre erscheinenden UNESCO Science Report offiziell vorgestellt, der bereits im Sommer 2021 veröffentlicht wurde. Er bietet neben einem Überblick über die globalen Trends in der Wissenschaftspolitik auch einen detaillierten Vergleich der weltweiten Entwicklung in Regionen und Ländern. Dabei fordern die mehr als 70 Autor:innen aus 52 Ländern deutlich verstärkte Investitionen in die Wissenschaft (vier von fünf Ländern investieren weniger als 1 Prozent ihres BIP) sowie eine engagiertere Auseinandersetzung mit den globalen Herausforderungen und Krisen. Außerdem bekräftigen sie die Notwendigkeit einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Entwicklung [weitere Informationen]

 

  • Heute hat der Europäische Innovationsrat sein Arbeitsprogramm 2022 veröffentlicht und damit u.a. eine neue Ausschreibungsrunde für den „EIC Accelerator“ gestartet, mit dem Innovationen u.a. aus dem Bereich digitale Technologien gefördert werden. Außerdem enthält das Arbeitsprogramm u.a. neue „Challenges“ (z.B. „Technologies for Open Strategic Autonomy“, „DNA-based digital data storage“) und gibt Auskunft über die zur Verfügung stehenden Budgets (insgesamt mehr als 1,7 Milliarden Euro) und die jeweiligen Antragsfristen [weitere Informationen]

 

  • Eine Gruppe hochrangiger Wissenschaftler:innen aus Europa hat mit der InitiativeStick to Science einen Aufruf an die Gremien der Europäischen Union sowie die Regierungen der Schweiz und des Vereinigten Königreichs gestartet, in dem sie sich für eine zügige Assoziierung beider Staaten zum Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“ aus rein wissenschaftlichen Gründen einsetzen. Andernfalls sehen sie das Renommee des Programms und den Wissenschaftsstandort Europa gefährdet. Aktuell haben mehr als 1500 Personen und Organisationen den Aufruf unterzeichnet. Die Schweiz und Großbritannien haben in der Zwischenzeit Gespräche über eine engere bilaterale Zusammenarbeit im Bereich Forschung und Wissenschaft aufgenommen [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat eine neue Förderbekanntmachung für Forschungsvorhaben „Plattform Privatheit – Bürgerinnen und Bürger bei der Wahrnehmung des Grundrechts auf informationelle Selbstbestimmung unterstützen“ veröffentlicht. Damit soll ein sichere Datennutzung gemäß europäischer Grundwerte sowie ein souveräner Datenumgang gefördert und mittelfristig die Sensibilisierung als Standortvorteil für Deutschland und Europa genutzt werden. Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und u.a. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft können sich bis 8. April mit Projektskizzen (ausschließlich für Verbundvorhaben) bewerben [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat zehn neue interdisziplinäre Forschungsprojekte vorgestellt, die im Förderschwerpunkt „Erkennung und Bekämpfung von digitalen Desinformationskampagnen“ für jeweils drei Jahre gefördert werden. Für die Vorhaben, die z.T. Analysetools oder auch eine Datenbank zum Thema entwickeln wollen, stellt das BMBF als Teil des Förderrahmenprogramms „Digital.Sicher.Souverän“ insgesamt 15 Mio. Euro zur Verfügung [weitere Informationen]

 

  • Das Vorhaben „Ethik in der Digitalisierung, an dem im Rahmen des „Global Network of Internet and Society Research Centers (NoC)“ mehr als 100 internationale Forschungsinstitute mitgewirkt haben, hat seinen Abschlussbericht präsentiert. Darin formulieren die Autor:innen Vorschläge für Fragen u.a. zu Diskriminierung durch Algorithmen, Zugang zu Online- Bildung und digitaler Souveränität, v.a. um angesichts wechselnder Rollenverteilungen von Regierungen und Technologiedienstleistenden wichtige Impulse zu setzen. Das Projekt unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten wurde von der Stiftung Mercator mit rund 1 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

  • Die Universität Augsburg (UNIA), die Hochschule für Philosophie München (HFPH) und die Technische Universität München (TUM) haben gemeinsam das interdisziplinäre „Center for Responsible AI Technologies“ gegründet, das sich der Entwicklung vertrauenswürdiger KI-Technologie widmet. Das Center strebt durch eine zielgerichtete und initiale Verknüpfung von Ethik, Sozial-, Geistes- und Technikwissenschaften u.a. eine bessere gesellschaftliche Akzeptanz für KI an. Der erste Schwerpunkt gilt dem Themenbereich „Medizin, Pflege, Gesundheit“ [weitere Informationen]

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Im Rahmen der Open Science Konferenz der französischen EU-Ratspräsidentschaft wurde letzte Woche der „Paris Call for Research Assessment“ Der Aufruf adressiert eine Überarbeitung der Forschungsbewertung und spricht sich u.a. dafür aus, anstelle der gängigen Bewertungsmethoden, die sich auf Anzahl und Ort von Publikationen beziehen, künftig stärker Forschungsqualität und Open Science-Praktiken zu gewichten. Zum Aufruf der EU-Kommission zur Beteiligung an einer Reform der Forschungsbewertung im Europäischen Forschungsraum (ERA) (s. Info Ticker No. 04 bzw. 01) sind neben der Liste der interessierten Organisationen mittlerweile auch die Mitglieder der „Core Group“ bekannt, die eng mit der Erarbeitungsgruppe der angestrebten Einigung zusammenarbeiten wird [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat eine Erstjahres-Bilanz zum Förderprogramm „Open Access-Publikationskosten“ veröffentlicht. Neben der Darstellung der Antrags- und Bewilligungsentwicklung 2021 (von 116 Anträgen wurden 75 im Umfang von rund 44 Mio. Euro bewilligt) werden darin auch der Begutachtungsprozess und die vorgenommenen Kürzungsentscheidungen für die Jahre 2021-2023 erläutert. Der Bericht endet mit Schlussfolgerungen des zuständigen Ausschusses für wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme (AWBI) u.a. mit Blick auf die (noch nicht erreichte) Zielsetzung des Programms [weitere Informationen]

 

Recht

  • Die Europäische Kommission hat gestern ihren Entwurf für einen „Chips Act for Europe“ veröffentlicht (s. Info Ticker No. 37), mit dem sie das Ziel verfolgt, den europäischen Weltmarkanteil an der Produktion von Halbleitern bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent zu erhöhen. Der Entwurf sieht neue Regularien sowie öffentliche Investitionen von ca. 43 Milliarden Euro vor. Davon sollen 11 Milliarden. Euro von der EU und den Mitgliedstaaten stammen und mehr als 30 Milliarden Euro durch Beihilfen der Mitgliedstaaten für Unternehmen generiert werden [weitere Informationen]

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  • Auf der Ministerkonferenz zur digitalen Souveränität in Europa haben gestern im Zuge der Initiative „Scale Up Europe“ 18 EU-Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, die Einrichtung einer „European Tech Champions Initiative“ (ETCI) vereinbart, mit der ein Multi-Investor-Dachfonds („Fund of Funds“) für zehn bis 20 neue paneuropäische Fonds mit einer Höhe von jeweils mehr als 1 Milliarde Euro geschaffen werden soll. Ziel ist es, europäische Startups und ihre Schlüsselfunktion u.a. im digitalen Wandel mit rund 10 Milliarden Euro zu unterstützen. 3,5 Milliarden sollen bereits bereitstehen [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat eine neue Strategie zur Standardisierung der Wirtschaft („Normierungsstrategie“) veröffentlicht, mit der die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft gestärkt und die Einhaltung europäischer Werte sichergestellt werden soll. Sie sieht fünf Maßnahmenfelder vor, die u.a. die Definition von strategischen Zielen beim ökologischen und digitalen Wandel sowie z.B. den Grundsatz, dass europäische Akteure über europäische Normen mit Wirkung auf die europäische Rechtssetzung entscheiden müssen. Außerdem wird u.a. ein europäischer Verhaltenskodex für Forschende im Bereich Normung bis Mitte 2022 angekündigt, mit dem Forschung und Normung enger im Europäischen Forschungsraum verknüpft werden sollen [weitere Informationen]

 

  • UnterLeitung des Fraunhofer-Instituts für Kognitive Systeme IKS entwickelt ein Konsortium aus namenhaften Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft in dem Projekt „QuaST (Quantum-enabling Services und Tools für industrielle Anwendungen)“ Lösungen für einen niederschwelligen Zugang zu Quantencomputing für Unternehmen ohne umfangreiches Vorwissen. Hierfür sollen z.B. Toolboxen und Software für eine effiziente Nutzung bereitgestellt werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Projekt mit 5,5 Mio. Euro, das Gesamtbudget umfasst 7,7 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

  • Der Branchenverband Bitkom hat einen Leitfaden „Das digital Office aus der Cloud“ veröffentlicht. Er bietet darin konkrete Anwendungsbeispiele für cloud-basierte Digitalisierungsprojekte aus drei zentralen Bereichen sowie Hinweise u.a. zu Datenschutzanforderungen und IT-Sicherheit [weitere Informationen]

 

E-Government

  • Die Konzerne SAP und Arvato Systems haben den Aufbau einer souveränen Cloud für die öffentliche Verwaltung angekündigt, die auf der Microsoft Azure Cloud-Plattform basieren und in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die „spezifischen nationalen Anforderungen“ erfüllen soll. Hierfür soll u.a. ein neues Unternehmen mit Sitz in Deutschland gegründet werden [weitere Informationen]

 

Veranstaltungen

  • “HeFDI Data Talk: NFDI4Biodiversity” (online; 11.02.) [weitere Informationen]
  • „Converging Science and Technology in a Digital Era – an overview of ISC-data-related activities” (online; 15. oder 16.02.) [weitere Informationen]
  • “Datentreuhänder : Gesellschaftlich nützlich, rechtlich auch gewollt?“ Expertengespräch (online; 16.02.) [weitere Informationen]
  • „Die Forschungsdaten Ihrer Institution verdienen ein gutes Zuhause – Veröffentlichen, Archivieren und Erhalten von Daten“ Webinar (18.02.) [weitere Informationen]
  • „Digitale Verwaltung 2022-2025 – Herausforderungen und Erwartungen an die Umsetzung“ (online; 18.02) [weitere Informationen]
  • „Strategieworkshop Gaia-X – Voraussetzungen, Ausblick, Anwendungsszenarien“ (online; 23.02.) [weitere Informationen]
  • „#D21Talk – Webkongress Digitale Gesellschaft 2022“ (23.02.) [weitere Informationen]
  • „RDA Deutschland Tagung 2022“ (online; 21.-25.02.) [weitere Informationen]
  • „Wie nachhaltig ist Künstliche Intelligenz?“ (online; 22.02.) [weitere Informationen]
  • „Germany and EOSC for researchers“ Webinar (23.02.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  • “Workshop network of FAIR-enabling trustworthy digital repositories (TDRs)” [weitere Informationen]
  • „Zugang gestalten – Mehr Verantwortung für das kulturelle Erbe“ (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
  • “Euractiv: An effective Digital Markets Act – What balance will achieve certainty for all stakeholders” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]

 

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de) und Daniel Zdun (daniel.zdun@rfii.de)

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