No. 46, 16.11.22
Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.
Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.
(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen
- Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) sucht für seine Geschäftsstelle in Göttingen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine Referentin/ einen Referenten (w/m/d) zur Unterstützung der international orientierten Projekte des RfII, die in Arbeitsgruppen und Ausschüssen bearbeitet werden. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich bis 18. Dezember 2022 per E-Mail zu bewerben [weitere Informationen]
- Die Mitgliedstaaten der EU, das Europäische Parlament und die EU-Kommission haben sich auf eine „Europäische Erklärung zu den digitalen Rechten und Grundsätzen für die digitale Dekade“ verständigt, wie sie von der Europäischen Kommission im Januar als Referenzrahmen für die Bevölkerung sowie als Bezugspunkt bzw. Richtschnur für Unternehmen und politische Entscheidungsträger vorgeschlagen worden war (s. Info Ticker No. 03). Die Erklärung stellt den Menschen in den Mittelpunkt des digitalen Wandels und weist auf Rechte, u.a. im Zusammenhang mit Solidarität und Inklusion, Netzanbindung, digitaler Bildung und Kompetenzen sowie Wahlfreiheit bei Interaktionen mit KI-Systemen und Sicherheit im digitalen Umfeld hin. Nach der noch ausstehenden Billigung durch alle drei Organe der EU ist die zeitnahe Vorlage bei den Ständigen Vertretungen der Mitgliedstaaten (AStV) geplant, um eine abschließende Unterzeichnung noch im Dezember zu ermöglichen [weitere Informationen]
- Das „Standing Committee of European Doctors“ (CPME), der Zusammenschluss nationaler medizinischer Vereinigungen in Europa, hat letzte Woche ein Positionspapier zum European Health Data Space (EHDS) veröffentlicht. Darin begrüßen die Autorinnen und Autoren das Potential des EHDS u.a. durch die verbesserte Verfügbarkeit von Gesundheitsdaten für die Forschung. Für den Erfolg sei aber vorrangig sehr viel Vertrauen und Akzeptanz sowohl bei Patientinnen und Patienten als auch bei den im Gesundheitswesen Beschäftigten erforderlich, weshalb sie u.a. die vorrangige Beachtung der Grund- und Persönlichkeitsrechte anmahnen und nicht zuletzt vor einer zusätzlichen Kostenbelastung des Gesundheitssystems warnen. In einem weiteren ihrer acht Kernpunkte weisen sie außerdem auf nationenspezifische Traditionen und Kontexte bei der Umsetzung von Schutzrechten hin und fordern besonders mit Blick auf die Zweitnutzung von Gesundheitsdaten eine obligatorische Patientenzustimmung oder die Einschaltung von Ethikkommissionen [weitere Informationen]
- Die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) hat einen Bericht für „Eine digitale Grand Strategy für Deutschland“ vorgestellt. Darin liefern die beiden Autoren einen systematischen Überblick zum aktuellen Stand der Digitalpolitik in Deutschland, wobei sie u.a die Digitalstrategie der Bundesregierung als zu innenpolitisch verhaftet kritisieren und im Folgenden 48 Empfehlungen zu sieben Politikfeldern abgeben, darunter u.a. „Digitale Souveränität als Leitmotiv im globalen Kontext“ [weitere Informationen]
- Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung – ZEVEDI an der TU Darmstadt baut mit dem Start von vier neuen Projektgruppen sein Kompetenz- und Forschungsnetzwerk aus. Bis Ende 2023 bearbeiten die neuen Projektgruppen die Themen algorithmische Entscheidungsfindung in der Arbeitswelt, Datenzugangsregeln, Digitalisierung in der Unternehmenskommunikation sowie Tokenisierung und Finanzmarkt, u.a. um fundierte Gesetzgebungsvorschläge zu erarbeiten. ZEVEDI wird durch die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung gefördert [weitere Informationen]
- Die Gesellschaft für Informatik (GI) hat im Rahmen der „Charta Digitale Vernetzung“ ein Positionspapier zu vier prioritären „Risiken für die Souveränität in Deutschland“ veröffentlicht und darin Vorschläge für den geeigneten Umgang damit formuliert [weitere Informationen].
Bildung & Hochschulen
- Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) heute eine Erklärung veröffentlicht, in der sie erneut die systemische Notwendigkeit des Sonderbefristungsrechts in der und für die Wissenschaft erläutert und sich auch für den grundsätzlichen Erhalt der Möglichkeit zur Drittmittelbefristung ausspricht (s. Info Ticker No. 24). Der Bund wird auch aufgerufen, die Projektförderung entsprechend zu gestalten [weitere Informationen]
Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung
- Die G20-Staaten haben in ihre heutige Abschlusserklärung zum G20-Gipfel in Bali neben dem Krieg in der Ukraine und Themen wie Energie und Ernährung u.a. auch Fragen des digitalen Wandels aufgenommen. In den Punkten 24-26 äußern sie sich u.a. zur Bedeutung einer erschwinglichen und hochwertigen digitalen Konnektivität, eines widerstandsfähigen, sicheren und geschützten Online-Umfelds, zu Herausforderungen im Zusammenhang mit der digitalen Kluft, dem Datenschutz und Rechten des geistigen Eigentums. Sie stimmen außerdem darin überein, den Auf- und Ausbau digitaler Fähigkeiten und Kompetenzen fördern zu wollen, etwa durch Ressourcen und Werkzeuge für eine leistungsstarke und sichere Infrastruktur und betonen die sektorenübergreifende Bedeutung von digitalen Technologien für Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft [weitere Informationen]
- Das Europäische Parlament und der Rat der EU haben sich am Montag auf den Haushalt der Europäischen Union für 2023 geeinigt. Das „Budget of war” sieht Verpflichtungen im Umfang von 186,6 Milliarden Euro vor, was einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr und den im Oktober veröffentlichten Planungen der Europäischen Kommission bedeutet. Schwerpunkte bilden dabei Maßnahmen zum Umgang mit dem Krieg in der Ukraine und zur Bewältigung der Energiekrise. Für das Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa sollen 12,4 Milliarden Euro vorgesehen sein, was ebenfalls einen Anstieg gegenüber den jüngsten Ankündigungen bedeuten würde. Außerdem wurde angesichts der aktuellen Entwicklungen eine vorzeitige Überprüfung des Mittelfristigen Finanzrahmen (MFF) 2021-2027 in Aussicht gestellt. Beide Gremien werden das Haushaltsergebnis für 2023 voraussichtlich in der nächsten Woche noch offiziell billigen [weitere Informationen]
- Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat auf seiner „Bereinigungssitzung“ am Freitag den Bundeshaushalt für 2023 beschlossen. Er sieht Gesamtausgaben in Höhe von 476,29 Milliarden Euro vor. Zu den Änderungen gegenüber dem bisherigen Entwurf der Bundesregierung gehören im Haushaltsplan des BMBF u.a. eine Entsperrung von Finanzmitteln für die „Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI)“, die zur Finanzierung von erforderlichen Anlaufmaßnahmen verwendet werden sollen. Auch für Gaia-X, den DAAD und die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) wurden höhere Aufwüchse vereinbart als ursprünglich vorgesehen. Die endgültige Verabschiedung im Bundestag ist für den 25. November geplant [weitere Informationen]
- Das Vereinigte Königreich und die Schweiz haben ein Abkommen zur verstärkten Forschungszusammenarbeit unterzeichnet. Dieses betrifft die Themen „Deep Science“ und „Deep Tech“ und konkret die Bereiche Biowissenschaften, Energietechnologien, KI und Raumfahrt. Hierzu sind u.a. gemeinsame Forschungsvorhaben, Forschungsstipendien, industrielle Innovationen und Regulierungsstandards zu neuen Technologien geplant. Außerdem ist die Einrichtung eines „Anglo Swiss Research Collaboration Council“ vorgesehen. Angaben zur Finanzierung sind in dem Memorandum of Understanding zunächst nicht enthalten [weitere Informationen] Zuletzt war bekannt geworden, dass beide Staaten weiterhin von der EU -Förderung zur Quantenforschung ausgeschlossen sind [weitere Informationen]
- Das BMBF hat eine neue Förderrichtlinie zur „Entwicklung neuer digitaler Leistungen für datenorientierte Wertschöpfung (DigiLeistDAT)“ veröffentlicht. Ziel ist es, „Organisationen mithilfe von Impulsen dabei zu unterstützen, wettbewerbsfähige digitale Leistungen und Geschäftsmodelle unter Berücksichtigung von Schlüsseltechnologien und einer Dienstleistungsperspektive zu entwickeln und zu pilotieren“. Gefördert werden sollen 1) risikoreiche Verbundvorhaben zu Impulsen und ihrer Anwendbarkeit und 2) ein wissenschaftliches Projekt zum Aufbau eines Hubs zur digitalen Wertschöpfung. Die Bekanntmachung richtet sich ausdrücklich an Verbundprojekte von Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung, wobei die Beteiligung von KMU erforderlich und die von Start-Up-Unternehmen erwünscht ist. Interessierte Forschungsverbünde können sich mit Projektskizzen für eine in der Regel dreijährige Förderdauer bis 3. März 2023 bewerben [weitere Informationen]
- Die DFG und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina haben ihre Empfehlungen zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung aktualisiert. Hintergrund ist die fortschreitende sog. „Dual Use-Problematik“ bzw. die gebotene Risikoabwägung gegenüber einer missbräuchlichen Nutzung von Forschungsergebnissen, etwa in Zeiten globaler Aufrüstung, im Zusammenhang mit Forschung zu Künstlicher Intelligenz oder bei internationalen Forschungskooperationen auf Basis von unterschiedlichen Wertesystemen. Hierfür sollen die Empfehlungen Forschende und Forschungsinstitutionen für die Balance zwischen „Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung“ sensibilisieren und sie zu verantwortlichen Entscheidungen befähigen, die gegebenenfalls über rechtliche Verpflichtungen hinausgehen. Die zunehmende Einsetzung von Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung (KEF) oder entsprechender Beratungspersonen werden hierbei als ein probates Mittel empfohlen [weitere Informationen]
- Forschende der Staatlichen Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (SNSB) haben zusammen mit Partnern der Universitäten Budêjovice (Budweis) und Prag sowie den Nationalparks Bayerischer Wald und Sûmava die Ergebnisse des gemeinsamen deutsch-tschechischen Projekts „Flora im Böhmerwald“ veröffentlicht. In dem Vorhaben wurde eine neue gemeinsame Dateninfrastruktur entwickelt, die die enormen Datensätze aus beiden Datenmanagementsystemen qualitätsgesichert zusammenzuführt und als mehrsprachiges Datenportal der Öffentlichkeit sowie zusammen mit den Diensten und Software-Komponenten auch der Forschung zur Weiterentwicklung – u.a. im Konsortium NFDI4Biodiversity – bereitstellt. Das Vorhaben wurde seit 2019 im Rahmen des Programms „Europäische Territoriale Zusammenarbeit“ (ETZ) als Kooperation zwischen der Tschechischen Republik und dem Freistaat Bayern gefördert. Über eine Ergänzung der entsprechenden Daten aus Österreich wird nachgedacht [weitere Informationen]
Bibliotheken & Publikationssystem
- Die “Coalition for Advancing Research Assessment” (coARA) (s. Info Ticker No. 41) hat Details und Dokumente für ihre Generalversammlung am 1. Dezember veröffentlicht und lädt darüber hinaus alle Interessierten zu einem Round Table am 1. Dezember nach Brüssel ein [weitere Informationen]
Recht
- Das Europäische Parlament hat am 10. November 2022 in erster Lesung den Vorschlag für die „Richtlinie über Maßnahmen für ein hohes gemeinsames Cybersicherheitsniveau in der Union“ („NIS2-Richtlinie“) beschlossen. Bereits im Mai hatten sich der Rat der EU und das Europäische Parlament grundsätzlich auf die Novellierung geeinigt, um die Regelungen aus 2016/2017 an die gestiegenen Sicherheitsentwicklungen anzupassen, wodurch sich auch der Anwendungsbereich auf deutlich mehr Einrichtungen, darunter insbesondere Anbieter digitaler Infrastrukturen, erweitert (s. Info Ticker No. 20). Letzte Woche wurden zusätzlich noch staatliche Identifizierungs- und Dokumentierungspflichten zu Inhabern von Internetdomains beschlossen. Von mehreren Seiten wird hierzu scharfe Kritik geäußert. Die förmliche Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten steht noch aus [weitere Informationen]
Wirtschaft & Digitalisierung
- Das „Künstliche Intelligenz Entrepreneurship Zentrum“ (K.I.E.Z.) in Berlin hat letzte Woche den Start eines neuen Förderprogramms „Bridge-to-Market“ In diesem Rahmen sollen Forschungsergebnisse zeitnah und unbürokratisch auf ihre Eignung für Unternehmensgründungen überprüft werden, um so den Transfer von Forschung in die Anwendung zu unterstützen. Teams mit jeweils max. drei Gründungsinteressierten können sich ab sofort für eine sechsmonatige Förderung und zusätzliche Unterstützung von Fachleuten der vier Berliner Gründerzentren bewerben. Das Programm wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziert [weitere Informationen]
Veranstaltungen
- „FAIR Data Spaces Now!“ (online; 17.11.)[weitere Informationen]
- „BMBF-Förderinitiative ‚Validierung des technologischen und gesellschaftlichen Innovationspotenzials wissenschaftlicher Forschung – VIP+‘“ Informationsveranstaltung (online; 21.11.) [weitere Informationen]
- „Transfer Forum 2022: Von der Vision zur Praxis“ Webinar (21.-22.11) [weitere Informationen]
- „ECDF and Elsevier Conversations on Science in the Digital Future: Digital Privacy in the Digital Era” Auftaktveranstaltung (Berlin und online; 22.11.) [weitere Informationen]
- „How to build, grow, and sustain reproducibility or open science initiatives” (online; 23.11.) [weitere Informationen]
- “Focused Tutorial on Capturing, Enriching, Disseminating Research Data Objects” (Mannheim und online; 24.-25.11.) [weitere Informationen]
- „Gaia-X Roadshow –powered by eco” (Frankfurt am Main; 30.11.) [weitere Informationen]
- “Einfach.Gemeinsam.Digital. – Auftakt zur #Digitalstrategie Deutschland“ (Berlin und teilweise online; 30.11.) [weitere Informationen]
- „Ausschreibung und Antragstellung 2023 im Horizont Europa-Programmbereich ‚Reformierung und Stärkung des europäischen Forschungs- und Innovationssystems“ Webinar (01.12.) [weitere Informationen]
- „CHE Talks – Innovationen in der Lehrkräftebildung“ Webinar-Reihe (ab 01.12.) [weitere Informationen]
- „FAIRagro Community Workshop: Information und Beteiligungsmöglichkeiten: welche Form der Beratung gibt es und wie kann ich mitmachen?“ (online; 01.12.) [weitere Informationen]
- „QuApps – 2nd International Conference on Applications of Quantum Technologies” (online; 06.-07.12.) [weitere Informationen]
Tagungsberichte
- „ORCID at 10: 10 years of ORCID in the PID infrastructure” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de).
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