No. 45, 09.11.2022

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Der Rat für Informationsinfrastrukturen (RfII) ist zum 1. November in seine dritte Mandatsperiode gestartet. Gemäß dem Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) vom April diesen Jahres wird er seine Arbeit bis Oktober 2026 fortsetzen und dabei u.a. neue Themen und Projekte aufgreifen sowie neue Beratungs- und Informationsangebote zu Fragen digitaler Wissenschaft in Deutschland und Europa bereitstellen [weitere Informationen]

 

  • Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am Freitag die Aufnahme von weiteren acht Konsortien in die NFDI beschlossen – darunter sieben Fachkonsortien und das Basisdienste-Konsortium „Base4NFDI“ (s. Info Ticker No. 12). Grundlage der Entscheidung war die Förderempfehlung der DFG im Rahmen der dritten Ausschreibungsrunde, mit der die NFDI ab März 2023 insgesamt 27 Konsortien umfassen wird und laut dem stellvertretenden GWK-Vorsitzenden „nun in einem Stadium [ist], in dem das Augenmerk zunehmend auf die konkreten Ergebnisse der NFDI gerichtet wird“. Er appelliert außerdem „an alle Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen, insbesondere außerhalb der NFDI-Forschung, die von der NFDI akzeptierten Standards umzusetzen, um zügig zur deutschlandweiten Verbesserung des Forschungsdatenmanagements zu kommen“. Für den Zeitraum 2019-2028 stellen Bund und Länder für Aufbau und Förderung der NFDI Fördermittel im Umfang von bis zu 90 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung [weitere Informationen]

 

  • Darüber hinaus hat die GWK auch die Fortführung der „NAKO-Gesundheitsstudie und eine Förderung von gut 127 Mio. Euro für fünf Jahre beschlossen. Die bevölkerungsbezogene Langzeituntersuchung zur Entstehung von Volkskrankheiten, die die Erhebung von Gesundheitsdaten (auch Bioproben) über einen Beobachtungszeitraum von 20 -30 Jahren bei rund 200.00 Personen vorsieht, wird bundesweit an 18 Studienzentren durchgeführt und von einem Netzwerk von 27 Forschungseinrichtungen in Deutschland getragen [weitere Informationen]

 

  • Am 7. November wurde in Niedersachsen der Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90/ Die Grünen unterschrieben. Er sieht Digitalisierung als Querschnittsaufgabe für alle Ressorts vor, wobei die Zuständigkeit vom Innenministerium auf das neue „Ministerium für Wirtschaft, Bauen, Verkehr und Digitalisierung“ übertragen wird. Unter dem Stichwort „Niedersachsen Digital 2030“ wird u.a. ein Digitalisierungsfahrplan für Wirtschaft, Gesellschaft und öffentliche Verwaltung angekündigt. Im Bereich Wissenschaft ist u.a. die Modernisierung des Hochschulgesetzes und die zügige Implementierung von neuen digitalen Strukturen an allen Hochschulen unter dem Programm „Hochschule.digital.Niedersachsen“ geplant. Open Access und Open Science sollen unterstützt werden und konkret für Forschungsdaten und -ergebnisse wird die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarmachung „außerhalb der akademischen Welt“ als Ziel formuliert [weitere Informationen]

 

  • Das Verbundvorhaben „IN-FDM-BB, an dem alle acht Hochschulen in Brandenburg beteiligt sind, wird im Rahmen einer dreijährigen Projektlaufzeit „ein institutionalisiertes und nachhaltiges Forschungsdatenmanagement an den Hochschulen des Landes“ aufbauen, wobei insbesondere auch die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen im Bereich FDM-Strukturen ausgebaut werden soll. Das BMBF und das Brandenburger Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur fördern das Projekt mit zusammen 2,44 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Die GWK hat außerdem am Freitag die Dynamisierung des „Zukunftsvertrags ‚Studium und Lehre stärken‘“ (ZSL) vereinbart, das Nachfolgeprogramm des „Hochschulpakts“ zu Verbesserung und Erhalt der Qualität von Studium und Lehre und bedarfsgerechten Studienkapazitäten, um so den Hochschulen finanzielle Planungssicherheit zu gewährleisten. Die Dynamisierung war im Koalitionsvertrag der Bundesregierung analog zum Pakt für Forschung und Innovation angekündigt worden und sieht nun ab 2023 eine zusätzliche jährliche Anhebung der Fördermittel um durchschnittlich gut 3 Prozent auf rund 676 Mio. Euro bis 2027 und eine Gesamtförderung von rund 20,8 Milliarden Euro vor [weitere Informationen]

 

  • Darüber hinaus hat die GWK auch veränderte Rahmenbedingungen für die zweite Förderrunde der Exzellenzstrategie ab 2026 beschlossen. Demnach können künftig bis zu 70 Exzellenzcluster (gegenüber bislang 57) gefördert werden, was die Chancen insbesondere von neuen Antragstellern und Universitäten erhöhen soll. Die Fördermittel werden hierfür auf insgesamt 687 Mio. Euro erhöht. Während für die Förderlinie „Exzellenzcluster“ eine Ausschreibung durch die DFG und den Wissenschaftsrat für den Dezember angekündigt wird (inkl. einer Informationsveranstaltung am selben Tag), ist die Ausschreibung zur Förderlinie „Exzellenzuniversitäten“ im März 2024 vorgesehen [weitere Informationen] Die Hochschulrektorenkonferenz HRK und der Hochschulzusammenschuss „German U15“ begrüßen beide Beschlüsse ebenso wie die Entscheidung der GWK für das „Professorinnenprogramms 2030“, das den Kulturwandel zu mehr Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen stärker über die Fakultäten und das Berufungsmanagement befördern soll. Hierfür stellen Bund und Länder bis 2030 320 Mio. Euro zur Verfügung [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das Europäische Innovations- und Technologieinstitut (EIT) hat gerade die Kriterien für die dritte Ausschreibungsrunde der „Hochschulinitiative“ („HEI-Initiative“) veröffentlicht und legt diesmal einen Schwerpunkt auf Deep-Tech-Innovationen. Insgesamt sollen bis zu 16 Vorhaben mit jeweils maximal 750.000 Euro gefördert werden. Interessierte Konsortien können sich ab 17. November mit Vorschlägen bewerben [weitere Informationen]

 

  • Das BMBF hat letzte Woche die Förderung der vier ausgewählten KI-Servicezentren gestartet (s. Info Ticker No. 41/2021), die insbesondere dazu beitragen sollen, den Zugang zu Rechenkapazitäten und zu Expertise auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz für Wirtschaft, Wissenschaft und Öffentlichkeit zu erleichtern und so ihren „Transfer in die Breite“ zu unterstützen. Die Servicezentren sind in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Berlin-Brandenburg und Hessen angesiedelt und sollen außerdem zur Etablierung von „KI made in Germany“ als internationaler Marke beitragen [weitere Informationen]

 

  • Die Agentur für Innovation in der Cybersicherheit („Cyberagentur“) hat am Montag mit der offiziellen Auftragsvergabe die erste Forschungsphase ihres Wettbewerbs zu „Existenzbedrohenden Risiken aus dem Cyber- und Informationsraum – Hochsicherheit in sicherheitskritischen und verteidigungsrelevanten Szenarien“ (KRITIS) gestartet (s. Info Ticker No. 27). Die ausgewählten sechs Forschungsverbünde haben nun sechs Monate Zeit für die Ausarbeitung ihrer Projektideen und werden im Zuge des insgesamt über fünf Jahre laufenden Verfahrens weiter untereinander konkurrieren. Für das Gesamtprojekt stehen 30 Mio. Euro zur Verfügung [weitere Informationen]

 

  • Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat heute eine Stellungnahme zur Partizipation von Bürgerinnen und Bürgern in der Forschung veröffentlicht. Darin erklärt sie u.a., „Partizipation in der Forschung zu ermöglichen und dort aktiv zu unterstützen, wo sie einen Mehrwert für Wissenschaft und Gesellschaft verspricht“. Hierfür definiert sie Prämissen, in denen sie sich u.a. gegen Partizipation als Selbstzweck ausspricht, und unterscheidet im Folgenden drei Formen von Partizipation entsprechend der unterschiedlichen Rollen von Bürgerinnen und Bürgern bei der Beteiligung im Forschungsprozess [weitere Informationen]

 

  • Das Cyber Valley und die Berlin School of Public Engagement and Open Science haben letzte Woche einen „Kodex für Public Engagement“ vorgestellt, mit dem der wertschätzende Austausch zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit etabliert und professionalisiert werden soll. Hierfür werden neun Prinzipien in drei Kategorien formuliert, um die Haltung und Praxis von Public Engagement, insbesondere in Abgrenzung von Wissenschaftskommunikation, zu verdeutlichen. Der Kodex soll regelmäßig überarbeitet und künftig jährlich publiziert werden [weitere Informationen]

 

  • Das Hasso Plattner-Institut für Digital Engineering (HPI) hat mit dem MIT (Massachusetts Institute of Technology) ein gemeinsames Forschungsprogramm mit dem Titel „Designing for Sustainability“ Die Forschungskooperation umfasst neben Nachhaltigem Design auch die Bereiche Innovation, Informatik und Digitale Technologien und sieht für einen Zeitraum von acht Jahren neben gemeinsamen Forschungen auch u.a. halbjährliche Forschungsworkshops, virtuelle Seminare und einen jährlichen Studierendenaustausch vor [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Die Europäische Kommission hat das „Abkommen zur Reform der Forschungsbewertung“ (s. zuletzt Info Ticker No. 41) unterzeichnet. (Die Liste der Unterzeichnenden ist inzwischen veröffentlicht und wird wöchentlich aktualisiert.) Außerdem hat die Europäische Kommission auch die offizielle Unterstützung der San Francisco Declaration on Research Assessment“ (DORA) in ihrer Eigenschaft als Forschungsförderorganisation bekannt gegeben. DORA selbst hatte Anfang der Woche eine neue Policy zum Engagement für die Umsetzung der DORA-Grundsätze veröffentlicht [weitere Informationen]

 

  • Im Vereinigten Königreich hat die Royal Society of Chemistry (RSC) angekündigt, innerhalb von fünf Jahren das gesamte Portfolio ihrer Fachzeitschriften auf Open Access Nicht zuletzt mit Verweis auf Länder des „globalen Südens“ verpflichtet sie sich außerdem, gemeinsam mit Partnern ein Finanzierungsmodell ohne Publikationsgebühren für Autorinnen und Autoren zu entwickeln [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Das BMBF hat die neue Förderbekanntmachung „Quantum aktiv – Outreach – Konzepte und Open Innovation für Quantentechnologien“ veröffentlicht mit dem Ziel, „Quantentechnologien möglichst vielen Menschen näherzubringen, begreifbar zu machen und Hemmschwellen abzubauen“. Die geförderten Projekte – Einzel- oder Verbundvorhaben – sollen sich durch „ein hohes Risiko und eine besondere Komplexität der Forschungsaufgabe“ auszeichnen, wofür auch Themenvorschläge genannt werden. Interessierte Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, Unternehmen sowie Verbände, Vereine und Museen werden eingeladen, bis 31. Januar 2023 Projektskizzen einzureichen [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Vor kurzem ist das Verbundprojekt „DIONE-X“ gestartet, das am Institut für Datenoptimierte Fertigung (IDF) der Hochschule Kempten in Zusammenarbeit mit Forschenden der TU Darmstadt sowie Partnern aus der Industrie, u.a. von A1 Deutschland und der Software AG, eine sichere und leistungsfähige Dateninfrastruktur für die Zerspanungsindustrie aufbauen und dabei Anforderungen und Vorteile von Gaia-X bei der Erprobung von neuen datengestützten Geschäftsmodellen nutzen bzw. demonstrieren wird [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Vier Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft – der Bundesverband der deutschen Industrie BDI, der Arbeitgeberverband BDA, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag DIHK sowie der Zentralverband des deutschen Handwerks ZDH – haben im Vorfeld der Sitzung des IT-Planungsrates ein gemeinsames Positionspapier zur Weiterentwicklung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) veröffentlicht. Darin entwerfen sie Grundzüge für ein neues „Verwaltungsdigitalisierungsgesetz“, das v.a. mit einer umfassenden Gesamtstrategie von Bund, Ländern und Kommunen zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung verzahnt sein soll. Das Papier enthält neun Vorschläge zur Ausgestaltung eines solchen Gesetzes, u.a. das Recht der Nutzer auf vollständige digitale Abwicklung von Verwaltungsleistungen, wobei Unternehmen das Recht zukommen soll, „die Beibringung von Daten zu verweigern, wenn diese bereits in staatlichen Registern gespeichert sind“. Weitere Themen sind neue Governance-Strukturen, Fragen der Infrastruktur und des Unternehmenskontos sowie eine verbesserte Kommunikation [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Strategy for and psychosocial aspects of realizing FAIR data processes” (online; 10.11.) [weitere Informationen]
  • „Die Bedeutung von Wettbewerb für Innovation“ (Heidelberg und online; 14.11.) [weitere Informationen]
  • „Quantencomputing Ökosystem: Landes- und Bundesförderprojekte“ (Stuttgart; 15.11.) [weitere Informationen]
  • „CDO Aachen 2022: Convention on Digital Opportunities“ (online; 16.11.) [weitere Informationen]
  • „Allianz Talk – Digitale Infrastrukturen – Garant für eine nachhaltige Digitalisierung der Wirtschaft“ (Mainz und online; 16.11.) [weitere Informationen]
  • „EU-Fördermöglichkeiten für KMU in Horizont Europa“ (online; 16.11.) [weitere Informationen]
  • „UnILiON Annual Event; Modernising academic assessment & delivering for society: a dialogue about universities´ evolutionary journey as key societal actors” (Brüssel; 17.11.) [weitere Informationen]
  • „Qualitätsvolle Open-Access-Publikationen durch Kollaboration – Transparent, rechtssicher und auf Augenhöhe“ (Essen und online; 22.11.) [weitere Informationen]
  • “Leadership and Organisation for Teaching and Learning – LOTUS project Webinar” (28.11.) [weitere Informationen]
  • “Publishing at any cost? Fraudulent (predatory) publishers – what you need to know” (online; 30.11.) [weitere Informationen]
  • „Perspektive offene Wissenschaft @RMU 20022” (online; 30.11.) [weitere Informationen]

 

 

Tagungsberichte

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de).

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