No. 38, 20.09.2023
Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.
Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.
(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen
- Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hat ein neues Positionspapier zum Forschungsdatengesetz veröffentlicht. Darin greift er zunächst die Ergebnisse der Konsultationsprozesses des BMBF vom April auf (s. u.a. Info Ticker No. 20), liefert einen kurzen Überblick zu den Stellungnahmen und konkretisiert seinen eigenen Beitrag zur Konsultation. Die jetzt formulierten vier Hauptforderungen betreffen u.a. den diskriminierungsfreien Zugang für die Wissenschaft zu amtlichen Statistik- und administrativen Daten, die Notwendigkeit eines vernetzten Datentreuhandmodells, die Wahrung des Datenschutzes und die Einführung eines Forschungsgeheimnisses [weitere Informationen]
- In der Online-Plattform „Oral-History.Digital“ (oh.d) haben sechs Partnerorganisationen – darunter u.a. die FU Berlin, die FernUniversität Hagen und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg – ihre Sammlungsbestände an Zeitzeugeninterviews institutionenübergreifend zusammengeführt und stellen diese als Forschungsdaten gemäß der FAIR-Prinzipien zur Nutzung, aber auch zur Ergänzung durch Museen, Hochschulen oder Stiftungen dauerhaft bereit. Der schrittweise Ausbau und die Konsolidierung von „Oral-History.Digital“ wird noch bis 2026 von der DFG gefördert, das Projekt ist über das Konsortium NFDI4Memory in die NDFI eingegliedert. Die offizielle Vorstellung ist für 25. September geplant [weitere Informationen]
Bildung & Hochschulen
- Das Forschungsprojekt „Toolbox Datenkompetenz“ (TBDK) hat am 19. September eine Beta-Version der Weiterbildungs- und Tool-Plattform für Data Literacy gestartet, die einer breiten Öffentlichkeit grundlegende Datenkompetenzen vermitteln soll. Die Plattform bietet interne und externe Kurse, u.a. „Quickstart Deep Learning“, „Daten bereitstellen mit Sensoren“, eine Programmierumgebung zum Ausprobieren und Anwenden sowie u.a. ein interaktives Forum für kursbezogene Fragen oder öffentliche Diskussionen. Das noch bis Ende 2024 vom BMBF geförderte Vorhaben plant für den weiteren Ausbau der Plattform u.a. themenspezifische „Data Spaces“ und die Einführung von Datenwettbewerben. Eine Kommentierung ist ausdrücklich erwünscht [weitere Informationen]
- Das Center of Advanced Internet Studies (CAIS) hat eine Task Force „Künstliche Intelligenz im Bildungswesen“ zusammen mit der Staatskanzlei und den Ministerien für Kultur und Wissenschaft (MKW) sowie für Schule und Bildung (MSB) Nordrhein-Westfalen eingesetzt. Ziel der interdisziplinär zusammengesetzten Gruppe aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Sozial und Bildungswissenschaften und der Informatik sowie Beschäftigten der Ministerien, Landesverwaltung und Bildungspraxis ist die Identifizierung von Handlungs- und Regulierungsbedarfen und die Erarbeitung konkreter Vorschläge, um KI verantwortungsvoll in Lehr- und Lernprozesse zu integrieren. Übergreifend sollen „Strategien für die Implementierung von KI-Innovationen in Schulen, Hochschulen und Weiterbildungsorganisationen entwickelt [werden]“ [weitere Informationen]
Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung
- Nach dem positiven Votum des Europäischen Parlaments hat am Dienstag der Rat der EU-Mitgliedstaaten Iliana Ivanova zur neuen EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend ernannt. Sie hatte bereits im Vorfeld geplante Schwerpunkte ihrer Arbeit vorgestellt, darunter v.a. die Stabilisierung des Budgets für Forschung und Innovation und die Vereinfachung von Horizon Europe. In ihre Amtszeit fallen auch Vorentscheidungen für das nächste Forschungsrahmenprogramm ab 2028 (RP10). Die Bulgarin folgt auf Mariya Gabriel, die in die bulgarische Staatsregierung gewechselt hat [weitere Informationen]
- Die Präsidentin der Europäischen Kommission, von der Leyen, hat am 13. September in ihrer Rede zur Lage der Union u.a. zur geplanten europäischen Verordnung zu Künstlicher Intelligenz („AI Act“) und zu einer menschenzentrierten, transparenten und verantwortungsvollen KI-Entwicklung Stellung genommen und hierzu – wie schon auf dem Gipfel der G20-Staaten – die Einrichtung eines globalen KI-Aufsichtsgremiums nach Vorbild des Weltklimarats (IPCC) angeregt. Der Branchenverband eco zeigte sich enttäuscht von einer zu einseitigen Darstellung der Risiken von KI [weitere Informationen]
- Anlässlich des Nachhaltigkeitsgipfels der Vereinten Nationen hat das BMBF gestern eine eigene „Nachhaltigkeitsstrategie 2023: Eine neue Innovationskultur für Nachhaltigkeit fördern“ veröffentlicht, um sich damit „erstmalig einen systematischen Handlungsrahmen [zu geben], um die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung in seiner Arbeit aufzugreifen“. Sie enthält fünf grundlegende Prinzipien, u.a. „Bildung und Forschung sind zentrale Treiber für Nachhaltigkeit“ und drei handlungsleitende Ziele. Außerdem ist ein begleitendes Monitoring angedacht und die Entwicklung konkreter Zielindikatoren soll geprüft werden. Übergreifend will sich das BMBF insbesondere dafür einsetzen, „dass Bildung, Forschung und Innovation für die Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2021 und deren Weiterentwicklung 2024 als zentrale Hebel genutzt werden“ [weitere Informationen]
- Das BMBF außerdem hat die Zusammensetzung des externen Beratungsgremiums „Forum #Zukunftsstrategie“ bekanntgegeben, das die Umsetzung der Zukunftsstrategie der Bundesregierung (s. Info Ticker No. 07) begleiten soll. Die Struktur entspricht den sechs Missionen der Strategie, darunter „Digitale und technologische Souveränität Deutschlands und Europas sichern und Potentiale der Digitalisierung nutzen“ (Mission IV). Von den 21 Expertinnen und Experten stammen zwölf aus der Wissenschaft. Die erste Sitzung des Forums findet am 21. September statt [weitere Informationen]
- Das BMBF hat eine neue Richtlinie zur „Förderung von wissenschaftlichen Nachwuchsgruppen unter Leitung von Frauen im Bereich der Künstlichen Intelligenz“ („ExperTeam4KI“) ausgeschrieben. Ziel der Maßnahme (als Teil der Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung) ist es, Forscherinnen beim Aufbau von eigenständigen Arbeitsgruppen, bei der Stärkung ihres wissenschaftlichen Profils und ihrer Sichtbarkeit in der Community zu unterstützen. Als Themengebiete sind u.a. Grundlagen der KI, Maschinelles Lernen, Hybride KI und KI-basierte Datenanalyse und Wissensextraktion vorgesehen. Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen u.a. können sich mit Einzel- oder Verbundvorhaben mit einer Laufzeit von max. drei Jahren bis 11. Dezember bewerben. Es gelten besondere Zuwendungsvoraussetzungen [weitere Informationen]
- Im Projekt „European Lighthouse to Manifest Trustworthy and Green AI” (ENFIELD) arbeitet ein internationales Konsortium aus 30 universitären und industriellen Partnern aus 18 Ländern unter Federführung u.a. der TU Chemnitz am Aufbau eines europäischen Exzellenzzentrums zur KI-Forschung. In mehreren Teilprojekten sollen Spitzenforschung, neue Technologien und Ressourcen aus der europäischen Forschung und Wirtschaft stärker gebündelt werden, um so „Grundlagenforschung in den Bereichen adaptive, grüne, menschenzentrierte und vertrauenswürdige KI“ zu beschleunigen. Das Gesamtvorhaben wird von der Europäischen Kommission für drei Jahre mit rund 11 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]
Bibliotheken & Publikationssystem
- Forschende des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) haben im Rahmen der internationalen Initiative „Quality Assessment and Reproducibility for Instruments and Images in Light Microscopy“ Richtlinien für die wissenschaftliche Publikation und Kommunikation von mikroskopischen Bildern und Bilddateien entwickelt. Die erarbeiteten Checklisten enthalten in drei Stufen jeweils „minimale“, „empfohlene“ und „ideale Kriterien“ für eine qualitätsvolle Bildkommunikation, darunter u.a. die Bereitstellung der Bilder zur Nachnutzung in geeigneten Datenbanken. Die Ziel ist es, die gerade in „Nature methods“ veröffentlichten Kriterien weltweit als verbindliche Publikationsvorgaben zu implementieren [weitere Informationen]
- Renke Siems hat auf Mastodon eine umfassende Analyse und Kritik zu dem neuen DEAL-Abkommen mit Elsevier (s. Info Ticker 36) veröffentlicht [weitere Informationen]
- Das ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft hat ein Konsortium „OLEcon Konsort“ gestartet, das mit Förderung des BMBF in den nächsten drei Jahren als neues Finanzierungsmodell dazu beitragen soll, das wissenschaftsgeleitete Publizieren („Scholar-led Publishing“) in den Wirtschaftswissenschaften zu professionalisieren. Ziel ist zunächst die Etablierung von Diamant Open Access, wofür die Bibliotheks- und Forschungscommunities u.a. durch Veranstaltungen eingebunden werden sollen [weitere Informationen]
- Der Direktor des ZBW, Klaus Tochtermann, hat zusammen mit Doreen Siegfried einen Gastbeitrag im Blog von Jan-Martin Wiarda veröffentlicht, in dem sie auf den Zusammenhang zwischen Open Science und der Reform der Forschungsbewertung (u.a. CoARA) eingehen und den Wunsch nach „ein bisschen mehr Aktivismus“ begründen [weitere Informationen]
- Der Wissenschaftsverlag De Gruyter setzt künftig im Rahmen seiner Open-Access-Transformationsstrategie auf das alternative Modell „Subscribe to Open“ (S2O), um innerhalb der nächsten fünf Jahre rund 85 Prozent seines v.a. geisteswissenschaftlichen Zeitschriftenportfolios in Open Access zu überführen. Der Verlag lobt das Modell als „einen fairen, nachhaltigen und egalitären Weg“, mit dem u.a. bestehende Abonnements unverändert weiterlaufen könnten und so auch anderen Forschenden der freien Zugang zu Inhalten ohne Mehraufwand und -kosten für Bibliotheken, sowie ein gebührenfreies Open Access- Publizieren ermöglicht würde [weitere Informationen]
- Im Vorfeld der „Satelliten-Konferenz: Wissenschaftsgeleitetes Open-Access-Publizieren“ der Humboldt-Universität Berlin am 26. September hat das Programmkomitee ein Thesenpapier veröffentlicht, das bis 15. Oktober kommentiert werden kann [weitere Informationen]
Recht
- Das UN Global Compact Netzwerk Deutschland hat unter dem Titel „Künstliche Intelligenz und Menschenrechte“ Handlungsempfehlungen für Unternehmen veröffentlicht und geht darin v.a. auf den Entwurf der europäischen KI-Verordnung („AI-Act“) als „erste Grundlage zur Bewertung der mit KI verbundenen menschenrechtlichen Risiken“ ein. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass mit dem Schutz der Menschenrechte entlang der gesamten Liefer- und Wertschöpfungskette und „insbesondere im Hinblick auf die potentielle Zweckentfremdung von KI-Lösungen durch Dritte“ weitergehende Sorgfaltspflichten für Unternehmen dringend erforderlich sind und hierfür konkrete Vorschläge gemacht [weitere Informationen].
Technische Neuerungen
- Forschende u.a. der Universität Paderborn, der Fachhochschule Südwestfalen sowie der Hochschule Hamm-Lippstadt untersuchen in dem internationalen Verbundprojekt „eki“ Möglichkeiten, durch KI Umweltbelastungen und Betriebskosten in Rechenzentren zu reduzieren. Hierzu setzt das Team auf ein Verfahren des absichtlich ungenauen Rechnens („Approximate Computing“) für sogenannte „Field-Programmable Gate-Arrays“ (programmierbare Hardware), mit dem sich der Rechenaufwand für v.a. große Modelle ohne Qualitätsverluste erheblich senken lassen soll. Das Vorhaben wird als KI-Leuchtturmprojekt vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) für drei Jahre mit gut 1,5 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]
Wirtschaft & Digitalisierung
- Der European Council on Foreign Relations (ECFR) hat sich vor kurzem in einer Analyse „Indispensable leverage: How the EU can build its technological edge“ dafür ausgesprochen, dass die EU ihr Engagement mit Blick auf ihre technologische Souveränität verstärkt auf Teilbereiche richte soll, in denen ihre Unternehmen auf dem Weltmarkt bereits eine Spitzenposition innehaben, wie z.B. bei Speziallinsen und -lasern oder auch Kühlsystemen. Der beiden Autoren plädieren dafür, diese zu stabilisieren und als unverzichtbar ausbauen und sich weniger auf globale Wettrennen zu ganzen Sektoren, wie Quantentechnologien, einzulassen [weitere Informationen]
- Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat angekündigt, dass im Rahmen des IPCEI („Important Project of Common European Interest) für Microelektronik und Kommunikationstechnologien der Europäischen Kommission 31 Projekte aus elf Bundesländern mit zusammen rund 4 Milliarden Euro gefördert werden sollen. Davon stellen der Bund 70 Prozent der Mittel und die Sitzländer der Projektstandorte 30 Prozent bereit. Von den beteiligten Unternehmen, darunter sowohl Branchengrößen als auch kleine und mittlere Unternehmen und ein Start-Up, werden weitere Investitionen im Umfang von 10 Milliarden Euro erwartet. Ziel des IPCEI ist es , bis 2030 einen Anteil von rund 20 Prozent an der weltweiten Mikroelektronikproduktion zu erreichen [weitere Informationen]
Veranstaltungen
- „Künstliche Intelligenz als Faktor und Folge gesellschaftlichen und kulturellen Wandels“ (Dresden; 28.-30.09.) [weitere Informationen]
- “Wissensordnungen im digitalen Wandel” (Marburg; 05.-06.10.; Anmeldung bis 21.09.) [weitere Informationen]
- „Universitätssammlungen in Bewegung – Chancen und Herausforderungen von analogen und digitalen Umzügen“ (Bonn; 05.-07.10.; Anmeldung bis 29.09.) [weitere Informationen]
- ZEVEDI „Digitale Unternehmenskommunikation – Stand der Forschung und interdisziplinäre Perspektiven“ Tagung (online; 06.10.; Anmeldung bis 04.10.) [weitere Informationen]
- „Hannah Arendt-Tage: Menschenrechte im digitalen Raum“ (Hannover; 11.10.) [weitere Informationen]
- „DataCite Annual Community Meeting 2023“ (online; 12.10.) [weitere Informationen]
- „CHE Talks feat. Hochschulforum: Zukunftsorientierte Lernräume“ Webinarreihe (ab 12.10. -29.02.2024) [weitere Informationen]
- ZEVEDI „Zeitenwende beim Datenzugang – Struktur, Inhalte und Abstimmungsbedarf der aktuellen Regelungsbedarfe“ (Kassel; 13.10.; Anmeldung bis 09.10.) [weitere Informationen]
- „HackyHour Cologne: Hacktoberfest“ (online; 13.10.) [weitere Informationen]
- “Kick-Off: DataXplorers – Cross-Community Hackathon” (online; 23.10.; Anmeldung bis 01.10.) [weitere Informationen]
- cOAlition S “5 Years of Plan S“ Webinar (02.11.) [weitere Informationen]
- „Kreidezeit?! Kompetenzentwicklung an Hochschulen für das 21. Jahrhundert“ Tagung (Kaiserslautern; 16.-17.11.; Anmeldung bis 30.09.) [weitere Informationen]
Tagungsberichte
- „CoRDI“ (Poster und Präsentationen) [weitere Informationen]
- „GXFS Connect 2023“ [weitere Informationen]
- „Building more equity and inclusion with DataCite´s Global Access Fund” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
- „2nd Open Science Festival“ [weitere Informationen]
Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de).
Wenn Sie den RfII Info Ticker abonnieren möchten, können Sie sich über die RfII-Homepage für die Mailingliste registrieren. Leiten Sie das Angebot gerne auch an andere Interessierte weiter.
Diese Mail wird für Mitglieder des RfII im Mailarchiv (RfII Info Ticker) auf dem SharePoint archiviert. Für Fragen und Anregungen wenden Sie sich gerne an die Geschäftsstelle: info@rfii.de