No. 37, 15.09.2021

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Kommission hat heute einen konkreten Vorschlag zur Umsetzung der Digitalziele der EU für 2030 (siehe Info Ticker No. 09) veröffentlicht. Der Governance-Rahmen mit dem Titel „Weg in die digitale Dekade“ sieht schwerpunktmäßig einen jährlichen Mechanismus für die Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten vor, zu dem u.a. ein Überwachungssystem auf Basis des (verbesserten) „Digital Economy and Society Index“(DESI) gehört sowie ein jährlicher Fortschrittsbericht der Europäischen Kommission, mehrjährige strategische Fahrpläne der einzelnen Mitgliedstaaten und Unterstützungsmaßnahmen für die Durchführung von Mehrländerprojekten. Zu letzteren enthält der Vorschlag neben Kriterien im Anhang auch eine (erste) Liste mit prioritären Investitionsschwerpunkten, darunter Dateninfrastruktur, Hochleistungsrechnen, sichere Quantenkommunikation und digitale Kompetenzen. Die Kommission plant, als „Beschleuniger“ hierbei zu wirken, u.a. durch die Einrichtung ein neues „Konsortiums für eine europäische digitale Infrastruktur“ (EDIC), das die flexible Gestaltung und Durchführung der Mehrländerprojekte unterstützen soll [weitere Informationen]
  • Die deutsche UNESCO-Kommission hat eine Studie zur Lage des Internets in Deutschland veröffentlicht. Darin hat das Leibniz-Institut für Medienforschung, Hans-Bredow-Institut anhand der Internet-Universalitäts-Indikatoren der UNESCO eine Gesamtschau zur Entwicklung und Nutzung des Internets in Deutschland mit Blick auf Menschenrechte, Offenheit, Zugänglichkeit und Multiakteursbeteiligung erstellt und ausgewertet sowie weiterführende Handlungsempfehlungen, u.a. zum Breitbandausbau und zu Integrations- und Weiterbildungsmöglichkeiten formuliert [weitere Informationen]
  • Die European University of Technology (EUt+) und das Konsortium von OpenAIRE-Nexus haben bekannt gegeben, künftig unter einer neuen Marke „EUT+alliance“ auf der Basis von Open Science gemeinsam an einer Verbesserung von Integration und Auffindbarkeit von Forschungsergebnissen zu arbeiten, Synergien aufzuzeigen und die Arbeit aller Partner in einem paneuropäischen Netzwerk zusammenzuführen [weitere Informationen]
  • Das NFDI-Konsortium für die Daten der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD) hat ein Papier zur eigenen Positionsbestimmung Hierin wird u.a. der Anspruch einer weitreichenden Einbindung der jeweiligen Communities und Fachgesellschaften in die Weiterentwicklung der Dateninfrastruktur hervorgehoben. So richtet KonsortSWD etwa ein Community-Büro ein und ein Community-Beauftragter initiiert Gespräche und organisiert Feedback. Damit greift das Konsortium Empfehlungen des RfII zur „bottom-up-Entwicklung“ der NFDI auf, die zuletzt von Petra Gehring und Stefan Lange als Erfolgsvoraussetzungen für die NFDI herausgestellt wurden [weitere Empfehlungen] .
  • Im Verbundprojekt „Digitale Kartenwerkstatt ‚Altes Reich‘“ (DigiKAR) erarbeitet ein Team aus Geschichts- und Informationswissenschaft und Kartographie von drei Leibniz-Instituten in Kooperation mit der Universität Mainz und der École des Hautes Études en Sciences Sociales (Paris) alternative Ansätze für die Erfassung, Aufbereitung und Darstellung mehrdeutiger räumlicher Verhältnisse, etwa biographischer Bewegungsdaten, um neue Denkanstöße und Visualisierungen zu erreichen. Weitere Kooperationspartner zu den Schwerpunktbereichen sind erwünscht, die Arbeitsschritte, Dokumentationen, exemplarische Visualisierungen sowie Tutorien werden u.a. auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht [weitere Informationen]

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • In ihrer heutigen Rede zur Lage der Europäischen Union 2021 hat die Präsidentin der EU-Kommission die Leitinitiativen für das kommende Jahr vorgestellt. Zu den Prioritäten gehört demnach u.a. die Beschleunigung des Digitalen Wandels mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen unter Gewährleistung der technischen Exzellenz und der Versorgungssicherheit. Hierfür hat sie u.a. ein neues Europäisches Chip-Gesetz („European Chips Act“) angekündigt [weitere Informationen]
  • Bereits letzte Woche hatte die EU-Kommission ihre „Strategische Vorausschau“ veröffentlicht, in der digitale Hyperkonnektivität und technologischer Wandel als einer von vier globalen Haupttrends für die künftige Handlungsfähigkeit und -freiheit der EU vorgesehen ist. Zur Stärkung der strategischen Autonomie und Festigung einer globalen Führungsrolle bis 2050 wurden außerdem zehn Aktionsbereiche definiert, u.a. Kapazitätsausbau in den Bereichen digitale Verwaltung, KI und Spitzentechnologien, Entwicklung und Erhaltung von Kompetenzen und Talenten sowie Sicherung und Diversifizierung der Versorgung mit kritischen Rohstoffen. Des Weiteren identifiziert die Vorausschau u.a. IT-Sicherheit für kritische Infrastrukturen, Datenverluste und Diebstahl geistigen Eigentums als Risikobereiche mit steigender Relevanz. Die Inhalte der Strategischen Vorschau fließen in der Regel in die Arbeitsprogramme und Prioritätensetzungen der Europäischen Kommission ein [weitere Informationen].
  • Die Europäische Kommission hat außerdem einen neuen Entwurf für eine Ratsschlussfolgerung zur künftigen Steuerung des Europäischen Forschungsraums (ERA) veröffentlicht. Darin wird u.a. empfohlen, im zentralen Beratungs- und Umsetzungsgremium „ERA Forum“ eine angemessene Beteiligung von sechs Interessengruppen – darunter Universitäten, Forschungs- und Technologieorganisationen, forschungsintensive Unternehmen sowie Forschungsinfrastrukturen und Fördereinrichtungen – sicherzustellen. Aus der European Universities Association (EUA) kam zunächst eine zurückhaltende Reaktion [weitere Informationen]
  • Die sächsische Staatsregierung hat letzte Woche eine „KI-Strategie für den Freistaat Sachsen“ beschlossen und der Öffentlichkeit vorgestellt. Hierfür wurden auf Grundlage einer Stärke-Schwächen-Analyse der sächsischen Wirtschaft in einer ressortübergreifender Abstimmung neun Strategieziele erarbeitet, u.a. die Einrichtung einer Kompetenzstelle KI und eines Open-Data-Portals für Verwaltungsdaten sowie der Ausbau von (technologiebezogenen) Forschungen zu Künstlicher Intelligenz. Ziel ist es, Sachsen bis 2025 zu einem der führenden Forschungs- und Innovationsstandorten für KI in Deutschland zu machen [weitere Informationen]
  • Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen fördert im Rahmen der Initiative „REACT-EU“ künftig zwölf Projekte zur Digitalisierung der klinischen Medizin und Gesundheitsforschung mit insgesamt rund 13,3 Millionen Euro. Hierdurch soll die digitale Transformation der klinisch relevanten Forschung an den Hochschulen und Universitätskliniken in Nordrhein-Westfalen beschleunigt werden [weitere Informationen]

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  • Eine Koalition der deutschen, französischen und niederländischen Regierungen hat zum zweiten Mal (siehe Info Ticker No. 21) ein gemeinsames Papier mit Verbesserungsvorschlägen für das geplante Digitale Märkte -Gesetz (Digital Markets Act, DMA) vorgelegt. Als „Friends of an Effective DMA“ empfehlen sie u.a. mit Blick auf die Gatekeeper die Einführung von maßgeschneiderten Maßnahmen für spezifische Geschäftsmodelle und entwerfen dazu in einem neuen Artikel 16a ein entsprechendes Instrument. Darüber hinaus plädieren sie für eine stärkere Einbindung der nationalen Wettbewerbsbehörden [weitere Informationen]
  • Der Branchenverband Bitkom hat in einer Umfrage zum Einsatz von Open Source in Unternehmen herausgefunden, dass gut 70 Prozent der rund 1100 befragten Unternehmen Open Source-Lösungen einsetzen, bei Unternehmen mit über 2000 Beschäftigten waren es sogar 87 Prozent. Mehr als die Hälfte beteiligen sich auch aktiv an der Open-Source-Community. Als Vorteile von Open Source werden von den Befragten v.a. Kostenersparnis und der Zugriff auf den Quellcode genannt, während fast 88 Prozent auch Nachteile sehen, darunter v.a. fehlende Fachkräfte und ungeklärte Gewährleistungsfragen. Weitere Ergebnisse werden im „Open Source Forum“ am 16. September veröffentlicht [weitere Informationen]
  • Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) hat in einer Studie zu veränderten Belastungen in der Arbeitswelt festgestellt, dass Digitalisierung nicht per se zu vermehrter Arbeitsbelastung führt, obwohl sie Zeitdruck und Stress eher noch erhöht. Dennoch wird die steigende Belastung eher von schlecht gestalteten Abläufen und Arbeitsmitteln verursacht [weitere Informationen]

 

Veranstaltungen

  • „Meet the experts: Computational Social Science and Digital Behavioral Data“ Veranstaltungsreihe (online; ab 16.09.) [weitere Informationen]
  • „Große Sammlungstagung: Digitales Kuratieren“ (online; 15.-17.09.) [weitere Informationen]
  • „National Libraries Now 2021 – Digital Conference“( 16.-17.09.) [weitere Informationen]
  • „Barcamp Open Data: Forschen mit verfügbaren Daten“ (online; 21.09.) [weitere Informationen]
  • „2. Sächsische FDM-Tagung” (online; 22.09.) [weitere Informationen]
  • “Open Community Session: Resource Types“ (online; 22.09.) [weitere Informationen]
  • “Making the world a PIDer place: it´s up to all of us” (online; 22.09.) [weitere Informationen]
  • „30. EDV-Gerichtstag; Mensch oder Maschine – wer prägt die Zukunft der Rechtsanwendung?“ (online; 22.-24.09.) [weitere Informationen]
  • „Reimaging research-led higher education – how to build standards that help, not hinder?” [online; 23.09.) [weitere Informationen]
  • „Digitale Infrastrukturen – Bedeutung digitaler Ökosysteme für den Standort Berlin und für eine nachhaltige Digitalisierung der Wirtschaft“ (online; 24.09.) [weitere Informationen]
  • „Dans Data Trail Workshop: From Here to the EOSC” (online; 28.09.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  • „DFG Rundgespräch zur Weiterentwicklung der Praxisregeln Digitalisierung in Selbstorganisation“ [weitere Informationen]
  • „Neue EU-Regeln für Big Tech; Wie das Digitale-Dienste-Gesetz noch verbessert werden kann“ (Aufnahme) [weitere Informationen]
  • „Forschungsdaten-Soiree #1: Forschungsdaten im Hochleistungsrechnen (HPC) und Datensicherheit“ (Aufzeichnung) [weitere Informationen]

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de)

Wenn Sie den RfII Info Ticker abonnieren möchten, können Sie sich über die RfII-Homepage für die Mailingliste registrieren. Leiten Sie das Angebot gerne auch an andere Interessierte weiter.

 

Diese Mail wird für Mitglieder des RfII im Mailarchiv (RfII Info Ticker) auf dem SharePoint archiviert. Für Fragen und Anregungen wenden Sie sich gerne an die Geschäftsstelle: info@rfii.de