No. 35, 30.08.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Bundesregierung hat im Rahmen ihrer Kabinettsklausur in Meseberg heute den Entwurf für eine neue Nationale Datenstrategie „Fortschritt durch Datennutzung“ beschlossen, der von den Bundesministerien für Digitales und Verkehr (BMDV), für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Innern und für Heimat (BMI) unter Beteiligung des BMBF vorgelegt worden war. Sie soll „Leitbild der künftigen Datenpolitik“ sein und erweitert die Datenstrategie von 2021 in den Kapiteln Datenbereitstellung („Mehr Daten“), Datenqualität („Bessere Daten“) und „Datennutzung und Datenkultur“. Dabei werden u.a. (Neu-)Regelungen für den Datenzugang für bundesgeförderte Forschungsprojekte und die Erprobung von generierter KI in der öffentlichen Verwaltung vorgesehen. Die NFDI wird als Beispiel sektoraler Datenräume aufgeführt und „ihre wirksame europäische und internationale Vernetzung“ sowie ihr disziplinenübergreifender Ansatz als Beitrag für einen attraktiven Forschungsstandort Deutschland hervorgehoben. Übergreifend enthält die Datenstrategie eine Roadmap zur Umsetzung von Maßnahmen bis Ende 2024, in der u.a. auch die Gründung des Dateninstituts sowie das Forschungsdatengesetz (beides 2024) vorgesehen ist [weitere Informationen]

 

 

  • Der NFDI e.V. hat einen Verhaltenskodex veröffentlicht, der von der Konsortialversammlung beschlossen wurde und Richtlinien für alle Tätigkeiten der Mitglieder in Verbindung mit ihrem Wirken in NFDI enthält, um einen „verbindlichen Rahmen für die effektive Zusammenarbeit innerhalb des NFDI-Vereins [zu] schaffen“. Er umfasst allgemeine Grundsätze des Miteinanders, gute wissenschaftliche Praxis, Datenschutz und den Dialog mit Gesellschaft und Öffentlichkeit [weitere Informationen]

 

  • Im Vorfeld der anstehenden Evaluierung der NFDI-Konsortien hat die DFG letzte Woche „Eckpunkte für die zweite Förderphase“ veröffentlicht und darin v.a. die Konsolidierung der Konsortien als übergeordnetes Ziel identifiziert, „um auf lange Sicht sowohl den fortlaufenden Betrieb [von Diensten] als auch die bedarfsorientierte Weiterentwicklung sicherzustellen und dadurch auch die Fähigkeit der Konsortien zur Innovation zu erhalten“. Außerdem sollen für eine differenzierte Bewertung der z.T. erheblichen Unterschiede in den Konsortien (etwa mit Blick auf Reifegrad und Zielgruppen) ergänzende rein quantitative Angaben vorgelegt werden [weitere Informationen]

 

  • Die NFDI Task Force „Evaluation und Reporting“ hat bereits im Juli ein White Paper zu „Umgang mit Zielen der BLV für die Strukturevaluation“ veröffentlicht, das als Grundlage für die Erstellung der Berichte im Zuge der anstehenden Evaluierung im Rahmen der Bund-Länder-Vereinbarung (BLV) dienen soll. Darin werden sowohl das gemeinsame Verständnis der beteiligten Konsortien von den Ziele der NFDI definiert als auch Vorschläge für deren Umsetzung vorgestellt [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband hat in seinem neuen Policy Paper den aktuellen Umgang deutscher Hochschulen mit „Forschungsdaten aus der Wirtschaft“ untersucht. Dabei hat er – basierend auf dem Hochschul-Barometer 2023 – nicht nur die vielfältige Nutzung von Unternehmensdaten festgestellt, sondern auch, dass die breite Mehrheit (knapp 90 Prozent) der Hochschulen Wert darauf legt, dass der Datenaustausch freiwillig erfolgt und Zwangsverpflichtungen für die Wirtschaft zur Datenfreigabe, etwa durch Forschungsklauseln, ausdrücklich ablehnt. Eine „staatliche Orchestrierung“ zum Gesamtkontext wird allerdings grundsätzlich befürwortet. Das Papier enthält auch Daten zur Einschätzung der Hochschulen zur NFDI mit Blick auf deren Relevanz und die Weiterentwicklung der (bisher eher zurückhaltenden) Zusammenarbeit [weitere Informationen]

 

  • Das Team der Landesinitiative für Forschungsdatenmanagement fdm.nrw stellt in einem neuen Working Paper ihr Train-the-Trainer-Netzwerk zusammen mit Vorschlägen zum Aufbau einer solchen „Instructor-Gemeinschaft“ vor, um entsprechende Diskurse anzustoßen und lädt zur Kommentierung ein [weitere Informationen]

 

  • Das Team „Data Literacy“ des Konsortiums NFDI4Memory hat eine bundesweite Umfrage zum Thema „Datenkompetenzen und Kenntnisse im Bereich Forschungsdatenmanagement gestartet und lädt u.a. Forschende aller Karrierestufen und Mitarbeitende an Bibliotheken, Archiven und Museen bis 31. Oktober zur Teilnahme ein, um zielgruppenspezifische Schulungs- und Fortbildungsangebote zu entwickeln. Nach einem Workshop mit Zwischenergebnissen Anfang Oktober soll die Gesamtauswertung Anfang 2024 publiziert werden [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das BMBF hat letzte Woche den Aktionsplan Künstliche Intelligenz vorgestellt, der den Beitrag des Ministeriums zur KI-Strategie der Bundesregierung aktualisieren soll. Darin werden drei übergreifende Ziele – u.a. Transfer von exzellenter Forschung und Kompetenzen in wirtschaftlich messbare Erfolge und Ausrichtung und Verzahnung der Anstrengungen für vertrauenswürdige „KI made in Europe“ – sowie elf vordringliche Handlungsfelder definiert. Hierzu zählen insbesondere die Stärkung der Fachkräftebasis und der Recheninfrastruktur sowie eine führende Rolle bei der Ausgestaltung der Europäischen KI-Strategie. Für die Umsetzung in der laufenden Legislaturperiode kündigt das BMBF die Bereitstellung von mehr als 1,6 Milliarden Euro an, die für 50 bereits laufende Maßnahmen und mind. 20 weitere Initiativen eingesetzt werden sollen, darunter u.a. der verstärkte Einsatz von KI in der eigenen Verwaltung. Der Branchenverband Bitkom hat den Aktionsplan bereits begrüßt, aber fehlende Details zum Transfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft und zur Einbettung in eine Gesamtstrategie moniert [weitere Informationen]

 

  • In dem Gemeinschaftsprojekt „SustAIn – Nachhaltigkeitsindex für Künstliche Intelligenz“ haben AlgorithmWatch, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die TU Berlin ein Online-Tool entwickelt, das Unternehmen bereits bei der Entwicklung und im Einsatz von KI-Systemen eine systematische Bewertung zu deren sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit ermöglicht. Dabei werden mit einem Kriterien- und Indikatorenset in elf Schritten Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Systems, u.a. zu Selbstbestimmung, Ressourcenverbrauch, Treibhausgasemissionen und Datenschutz, generiert und Verbesserungsvorschläge formuliert. Hintergrund ist auch die Erwartung, dass diese Angaben im Rahmen der geplanten europäischen KI-Verordnung („AI Act“) verpflichtend werden. Das Vorhaben, das vom Bundesministerium für Umwelt (BMU) gefördert wurde, stellt das Tool kostenfrei zur Verfügung [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

 

 

Recht

 

  • Am 4. August hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) den Referentenentwurf für ein Digitale-Dienste-Gesetz (DDG) veröffentlicht, mit dem der nationale Rechtsrahmen an die Vorgaben des europäischen Digital Services Act (DSA) angepasst werden soll und der das Telemediengesetz (TMG) und das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) außer Kraft setzen wird. Der Entwurf sieht u.a. die zentrale „Koordinierungsstelle für digitale Dienste“ (KDD) und Plattformaufsicht (Digital Services Coordinator; DSC) bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) vor, die um weitere zuständige Behörden, insbesondere für Kinder- und Jugendschutz (BzKJ) sowie Datenschutz (BfDI) ergänzt werden soll. Im Zuge der Verbändeanhörung, die bis 25. August lief, haben u.a. die Stiftung Neue Verantwortung, die Verbände eco und Bitkom sowie Wikimedia und der Verbraucherzentrale Bundesverband Stellungnahmen eingereicht und u.a. offene Zuständigkeiten und die angedeutete Einbindung weiterer Behörden (§ 12 Abs. 3) im Entwurf sowie die Grenzen des DSA thematisiert [weitere Informationen] Während die Mitgliedstaaten bis Februar 2024 die Aufsicht für kleinere digitale Dienste regeln werden, sind die Bestimmungen des DSA für (sehr) große Online-Plattformen (VLOPs) (s. Info Ticker No. 22) am 25. August in Kraft getreten [weitere Informationen]

 

  • Die Open Source Business Alliance (OSB) – Bundesverband für digitale Souveränität – hat in einer Stellungnahme zum europäischen Cyber Resilience Act (CRA) davor gewarnt, dass nicht-kommerzielle Open Source-Software-Lösungen, wie sie u.a. aus Wissenschaft und Lehre heraus entwickelt werden, durch eine Präzisierung oder Ausnahmeregelung vom Anwendungsbereich des CRA ausgenommen werden müssten. Mit dem aktuellen Entwurf drohe andernfalls für zahlreiche ehrenamtliche Open-Source-Initiativen die Gefahr der Überregulierung bzw. Rechtsunsicherheit, was zu Rückzugstendenzen und als Dominoeffekt zu großen Schäden für das Open-Source- Ökosystem, gerade in Wissenschaft und Wirtschaft, führen könne. Die OSB appelliert daher an die Bundesregierung, sich im Zuge der Trilogverhandlungen für entsprechende Anpassungen einzusetzen und liefert konkrete Formulierungsvorschläge [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • In einem internationalen Forschungsteam unter der Federführung der FU Berlin haben Forschende u.a. des Helmholtz-Zentrums Berlin, des Heinrich-Hertz-Instituts, von QSoft in Amsterdam sowie dem Quantum Research Center, Abu Dhabi mit dem wissenschaftlichen „Computer-TÜV“ ein Verfahren zur Qualitätskontrolle von Quantencomputern entwickelt. So soll u.a. durch stichprobenartige Messungen an Quantenschaltkreisen die Störanfälligkeit von Quantenrechnern reduziert und eine verlässliche Nutzung in Wissenschat und Wirtschaft ermöglicht werden. Die Ergebnisse sind gerade in „Nature Communications“ erschienen [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat eine Förderrichtlinie für die Initiative „Manufacturing X“ veröffentlicht, die als Allianz aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Politik die Datenvernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Akteure stärken und einen offenen und souveränen Datenraum Industrie 4.0 aufbauen und etablieren will (s. u.a. Info Ticker No. 16). Laut BMWK kann so „die deutsche Industrie vom Fabrikausrüster zum Digitalausrüster der Welt werden […]“. Die Richtlinie richtet sich branchenübergreifend an industriebetriebene Einzel- und Verbundprojekte „die signifikante Teile einer Wertschöpfungskette abdecken“. Hierfür können sich u.a. Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft mit Bezügen zum produzierenden Gewerbe sowie Hochschulen, Forschungs- und öffentliche Einrichtungen mit Projektskizzen bis spätestens 31. Dezember 2023 bewerben. Das BMWK stellt bis zu 150 Mio. Euro bereit, die Förderung beginnt frühestens Ende 2023 und läuft bis max. Ende 2026 [weitere Informationen] Anfang August war bereits eine Bauplanstudie der Fraunhofer-Institute ISST, IOSC und IPA erschienen, die insbesondere die Anforderungen und Erwartungen von mittelständischen Unternehmen an den „Datenraum Manufacturing X“ sowie u.a. Basisdienste und Organisationsaspekte einbezieht [weitere Informationen]

 

  • OpenAI hat am Montag mit „ChatGPT Enterprise“ ein spezielles Format für (große) Unternehmen vorgestellt, das neben unbegrenztem Zugang und hoher Geschwindigkeit v.a. auch ein höhergradiges Sicherheits- und Datenschutzniveau, etwa durch den Verzicht auf Geschäftsdaten zu Trainingszwecken anbietet [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Im Zuge der heutigen Kabinettsklausur hat die Bundesregierung auch Eckpunkte zumDigitalcheck für Gesetzesvorhaben beschlossen, um bei der Entwicklung von neuen Gesetzen, Verordnungen und Verwaltungsvorschriften des Bundes frühzeitig ihre digitale Umsetzbarkeit zu überprüfen. Die jetzt verabschiedete Vorlage des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) sieht hierfür fünf Prinzipien vor, u.a. Technologieoffenheit zur Sicherstellung der digitalen Kommunikation, die Wiederverwendung von Daten und Standards sowie Gewährleistung von Datenschutz und Informationssicherheit und die Ermöglichung von Automatisierung u.a. durch die Einbindung von IT-Sachverständigen [weitere Informationen]

 

  • Das Land Baden-Württemberg hat das Open-Data-Portal „daten.bw gestartet, das künftig als zentraler Zugang für Verwaltungsdaten des Landes fungieren und sie so besser auffindbar und nutzbar machen soll. Bestehende Fachportale sollen sukzessive eingebunden und die bereits enthaltenen Datensätze zu Kommunalem und Mobilität sowie Geo- und Umweltdaten durch Daten aller Verwaltungsebenen ergänzt werden [weitere Informationen]

 

 

 

Veranstaltungen

  • „Deutschlands Plattformaufsicht im Aufbau” Hintergrundgespräch (online; 06.09.) [weitere Informationen]
  • “Quality Assurance Fit for the Future: Needs and expectations of higher education institutions” (online; 07.09.) [weitere Informationen]
  • „Network Event {CYBER: Crime│ │ Security │ │Society}” (Halle a.d. Saale; 12.-13.09.; Anmeldung bis 31.08.) [weitere Informationen]
  • “Building more equity and inclusion with DataCite´s Global Access Fund” Webinar (13.09.) [weitere Informationen]
  • „Training: KI im Technischen Service für Industrie 4.0“ (online; 14.-15.09.) [weitere Informationen]
  • „DINI Zukunftswerkstatt 2023” (online; 18.09.) [weitere Informationen]
  • „Facets of European Platform Regulation“ Workshop (Göttingen; 25.-26.09.) [weitere Informationen]
  • “Open Government BarCamp”(Herten; 26.09.) [weitere Informationen]
  • “Online-Workshop OER” (27.09.) [weitere Informationen]
  • „4. SaxFDM-Tagung 2023: Quo vadis FDM – vom Projekt zur Institution(alisierung)“ (Chemnitz; 19.10.; Anmeldung max. bis 04.10.) [weitere Informationen]
  • „Helmholtz Metadata Collaboration – Conference 2023“ (online; 10.-12.10.; Anmeldung bis 31.08.) [weitere Informationen]

 

 

Tagungsberichte

  1. „Open Science Festival 2023“ (Aftermovie, Videoaufzeichnungen, Präsentationen und Poster) [weitere Informationen]
  2. „Open Science Conference 2023“ [weitere Informationen]
  3. “E-Science-Tage 2023” (Aufzeichnungen, Beiträge, Poster) [weitere Informationen]
  4. “2nd Conference on the Ukraine Crisis” [weitere Informationen]
  5. „Digitaltag 2023” (Aufzeichnung und Aktionsübersicht) [weitere Informationen]
  6. “Unlocking repositories through persistent identifiers (PIDs): Enabling open research practices” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
  7. “DIAMAS survey-a-thons” (Lessons learned) [weitere Informationen]

 

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de).

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