No. 26, 07.07.2021

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  1. Das Bundeskabinett hat heute die Open-Data-Strategie der Bundesregierung verabschiedet und damit einen Handlungsrahmen für das Open Data-Ökosystem auf Bundesebene gesetzt. In dem Papier, das auf mehrere Initiativen, v.a. die Datenstrategie der Bundesregierung zurückgreift, werden in vier Kapiteln Ziel und Motivation der Strategie, Mehrwert und Chancen von Open Data, eine Einordnung von Open Data in rechtliche und europäische bzw. internationale Zusammenhänge sowie ein Maßnahmenkatalog dargestellt, der den Staat zum Vorreiter machen soll. Darin sind 68 Maßnahmen in drei Handlungsfeldern aufgeführt: Datenbereitstellung und Dateninfrastrukturen, Datennutzung sowie Datenkompetenz und Etablierung einer neuen Datenkultur, v.a. in der Bundesverwaltung. Über die Umsetzung soll alle zwei Jahre im Bundestag berichtet werden [weitere Informationen]
  2. Im Rahmen der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) haben der Bund und die Länder am Freitag die Aufnahme von zehn weiteren Konsortien in die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) beschlossen, die damit auf 19 Konsortien anwächst. Grundlage der aktuellen Entscheidung war die Förderempfehlung der DFG zur zweiten Förderrunde, Förderbeginn für die neuen Konsortien ist im Oktober 2021. Über die Auswahl der dritte Ausschreibungsrunde wird die GWK erst im November 2022 entscheiden, daher hat die die DFG die Einreichungsfrist für diese Anträge bis zum 2. November 2021 verlängert [weitere Informationen]
  3. Außerdem hat die GWK auch die Einrichtung der „Kommission für Forschungsinformationen in Deutschland (KFiD)“ für zunächst sechs Jahre beschlossen und erste Mitglieder benannt. Die KFiD soll die Pflege und Weiterentwicklung des Kerndatensatzes Forschung (KDSF-Standard) übernehmen, um so dessen intensivere Nutzung zu befördern und insgesamt die Datennutzung und -nutzbarkeit im Wissenschaftssystem zu verbessern. Die Maßnahme war anlässlich der Evaluierung des KDSF vom Wissenschaftsrat empfohlen worden (↗ Info Ticker No. 43) [weitere Informationen]
  4. Die EOSC Association hat die Einrichtung von fünf Beratungsgruppen (Advisory Groups, AGs) begonnen und sieht hierzu jeweils zwei bis drei Task Forces (TF) vor, u.a. zu den Themen „Infrastructure for Quality Research Software“, „FAIR Metrics and Data Quality“, „Semantic Interoperability“ oder „Long Term Data Preservation“. Sie lädt daher alle Mitglieder und Beobachter sowie die EOSC-Stakeholder Community zur Mitarbeit ein. Bewerbungen sind noch bis zum 30. Juli 2021 möglich [weitere Informationen]
  5. Das französische Ministerium für Hochschulbildung, Forschung und Innovation hat einen zweiten Nationalen Plan für Open Science 2021-2024 veröffentlicht, der eine Öffnung des gesamten Forschungsprozesses vorsieht und offenen Zugriff nicht nur auf Publikationen, sondern auch auf Daten und Quellcodes befördern soll [weitere Informationen]
  6. Die Stiftung Neue Verantwortung (SNV) hat einen Policy Brief zur Regulierung von Datentreuhändern veröffentlicht, in dem die beiden Autorinnen vor zu restriktiven Neutralitätsanforderungen seitens der Politik, z.B. im Data Governance Act (DGA) warnen. Stattdessen habe sie anhand von vier Anwendungsfällen (medizinischen Daten, PIMS, Produktpässen und Agrardaten) Vorschläge zu einer risiko- und anreizbasierten Regulierung für eine große Bandbreite von Datentreuhandansätzen erarbeitet [weitere Informationen]
  7. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT hat ein Whitepaper zum Konzept von selbstsouveränen Identitäten (SSI) herausgegeben. Darin werden die zentralen technischen und konzeptionellen Grundlagen vorgestellt und anhand von vier Anwendungsgebieten – Gesundheitswesen, e-Commerce, Internet der Dinge (IoT) und öffentliche Institutionen – Herausforderungen und Möglichkeiten bei der Nutzung und der Mehrwert für Individuen, Unternehmen und andere Organisationen formuliert [weitere Informationen]

 

Bildung & Hochschulen

  1. Das BMBF hat die Fortführung des Hochschulforums Digitalisierung (HFD) bis mindestens 2025 beschlossen und stellt hierfür weitere 15 Mio. Euro zur Verfügung. Bundesministerin Karliczek hat bei dieser Gelegenheit Studierende ausdrücklich zur aktiven Beteiligung an der Vernetzung und Gestaltung der digitalen Lehre eingeladen [weitere Informationen]
  2. Die EUA hat die Ergebnisse ihres „Open Science Survey“ 2020/2021 veröffentlicht und aus den mehr als 270 Beiträgen zu Prinzipien, Richtlinien und Maßnahmen für Open Science aus 36 europäischen Ländern Empfehlungen für Institutionen, Forschende, Forschungsförderer und Politikverantwortliche zur Gestaltung des Wandels zu Open Science an Universitäten abgeleitet [weitere Informationen]
  3. Die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen swissuniversities hat im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) zusammen mit Partnerorganisationen eine Nationale Schweizer Strategie für Open Research Data (ORD)a. auf der Basis der FAIR-Prinzipien und dem Grundsatz „so offen wie möglich“ erarbeitet. Ein Aktionsplan und ein Antrag zur Finanzierung der Umsetzung 2022-2024 sollen noch folgen [weitere Informationen]

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  1. Die slowenische Regierung hat die Prioritäten für ihre sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft bekannt Diese sehen u.a. die Themen Cyber-Resilienz, ethische Nutzung und Entwicklung Künstlicher Intelligenz und die Regulierung digitaler Dienste und Märkte vor [weitere Informationen]
  2. Das Europäische Parlament hat heute im Rahmen des Förderprogramms „Connecting Europe Facility“ (CEF) 30 Milliarden Euro für die Jahre 2021-2027 zur Förderung von Infrastrukturprojekten aus den Bereichen Transport, Energie und Digitalisierung freigegeben. Für den digitalen Sektor sind dabei 2 Milliarden Euro vorgesehen, u.a. für Entwicklung und Ausbau von sicheren und hochleistungsfähigen digitalen Netzwerken und zur Digitalisierung des Verkehrs- und Energiewesens [weitere Informationen]
  3. Das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) hat elf Projekte zur Aufnahme in die neue ESFRI-Roadmap 2021 ausgewählt, davon zählt sie fünf explizit zum digitalen Wandel. Die neue Roadmap umfasst ein Fördervolumen von insgesamt 4,1 Milliarden Euro, was mit einer durchschnittlichen Förderung von 380 Mio. Euro die höchste Fördersumme seit dem Start des Formats in 2006 darstellt [weitere Informationen]
  4. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat die Förderbekanntmachung für das „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) für den Bereich Cloud und Edge Infrastruktur und Services veröffentlicht, um im Zuge eines Interessenbekundungsverfahrens die deutschen Teilnehmer hierfür zu ermitteln. Ziel des IPCEI-CIS ist die Stärkung der digitalen Souveränität Deutschlands und Europas u.a. durch die Nutzung von Open-Source-Lösungen und die Gewährleistung von Interoperabilität und Datenportabilität sowie durch eine Kompatibilität mit Services und Standards von Gaia-X. Interessierte Unternehmen oder Verbünde können sich bis zum 30. August 2021 mit einer Vorhabenskizze bewerben [weitere Informationen]
  5. Die GWK hat zum Abschluss der dritten Förderperiode des Pakts für Forschung und Innovation (2016-2020; PFI III) und der Publikation des aktuellen PFI-Monitoringberichts eine positive Bilanz gezogen. Dieser belege nicht nur einen erfreulichen Anstieg von Kooperationen der Forschungsorganisationen u.a. mit Hochschulen, sondern auch Fortschritte in der Digitalisierung, die sich u.a. an einem steigenden Anteil von Open-Access-Publikationen zeigten. Die nächste Förderphase (PFI IV) für 2021-2030 ist bereits beschlossen und sieht erstmals für zehn Jahre einen Förderaufwuchs von jährlich 3 Prozent vor [weitere Informationen]
  6. Der Hauptausschuss der DFG hat die Einrichtung von 13 neuen Forschungsgruppen mit einem Förderumfang von rund 47,4 Mio. Euro beschlossen. Diese befassen sich u.a. mit Themen wie der statistischen Auswertung riesiger Datenmengen oder mit Simulations- und Lerntechniken im Visual Computing. Die Förderdauer liegt zwischen maximal sechs und acht Jahren. Außerdem wurde für neun bestehende Forschungsgruppen eine Weiterförderung beschlossen. Im Rahmen der Lead-Agency-Vereinbarung wird ein Teil der Forschungsgruppen der zusammen mit nationalen Forschungsfonds aus Österreich und Luxemburg finanziert [weitere Informationen]

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  1. Ein Forschungsteam der Universität Ottawa hat die Entwicklung der APCs („Article Processing Charges“) für Open Access-Zeitschriften während der letzten 10 Jahre untersucht und ist angesichts der Marktentwicklung u.a. zu dem Schluss gekommen, dass sich der Bestand einer Zeitschrift weder durch die Erhebung von APCs noch durch die Beteiligung am DOAJ („Directory of Open Access Journals“) absichern lässt, weshalb die Autor:innen für ein nachhaltiges gebührenfreies Open Access-Publikationsmodell plädieren [weitere Informationen]

 

Recht

  1. Die französische Nationalversammlung hat in der letzten Woche einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, der u.a. Bestimmungen zur Regulierung von Online-Plattformen enthält, die auch im geplanten Digitale Dienste-Gesetz (DSA) der EU vorgesehen ist. Die Europäische Kommission warnt vor Überschneidungen der nationalen Gesetzgebung mit EU-Rechtsverordnungen [weitere Informationen]

 

Technische Neuerungen

  1. Ein Team der Jacobs University Bremen untersucht zusammen mit Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) Klimainformationen in Sedimentkernen, um mittels einer neuen, sogenannten „Multi-Fidelity- Maschinenlernmethode“ daraus Rückschlüsse auf vergangene Klimazustände ziehen und neue Modelle zum Klimawandel verbessern zu können [weitere Informationen]

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  1. Um eine stärkere Zusammenarbeit von Öffentlicher Verwaltung, Wissenschaft und der wirtschaftlichen bzw. zivilgesellschaftlichen Gründer-Szene anzuregen, wurde letzte Woche in Berlin der GovTech Campus Deutschland e.V. gegründet. Zur Unterstützung eines solchen Austauschs soll der Verein an mehreren Standorten bundesweit „GovTech Campus“ initiieren, an denen sich Gründer:innnen und Start-Ups ansiedeln können. Gründungsvorstand ist der CIO des Bundes, zu den Gründungsmitgliedern zählen u.a. die Bundesregierung, vertreten durch das BMI, die Bundesländer Hessen und Hamburg, die Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIND sowie das Fraunhofer-Institut FOKUS [weitere Informationen]

 

E-Government

  1. Das Bundeskabinett hat im Rahmen der Open Government Partnership (OGP) letzte Woche den Dritten Nationalen Aktionsplan (NAP) 2021-2023 Die OGP ist eine Initiative von 78 Staaten zur Förderung von offenem Regierungs- und Verwaltungshandeln, an der Deutschland seit 2016 beteiligt ist. Der aktuelle NAP sieht elf Verpflichtungen für die nächsten Jahre vor, darunter den Aufbau eines gemeinsamen Entwicklungsportals für freie Software in der Verwaltung, um deren digitale Souveränität zu stärken. Außerdem sind u.a. die zentrale Bereitstellung von Daten für öffentliche Beschaffungen, ein erleichterter Zugang zu Rechtsinformationen (Verwaltungsvorschriften, Erlasse u.ä.) sowie ein nationales Monitoringzentrum für Biodiversität und eine stärkere Beteiligung der Bürger:innen an der Durchsetzung des UNESCO-Ziels Nachhaltige Entwicklung im Bildungswesen geplant. Ein Teil der Maßnahmen wird bereits mit mehreren Ländern umgesetzt oder von ihnen ergänzt [weitere Informationen]

 

Veranstaltungen

  1. “Fürchte nichts – wie Frauen die Welt verstehen“ (Hannover; 09.07.) [weitere Informationen]
  2. “Computational Literary Studies Infrastructure” (online; 13.07.) [weitere Informationen]
  3. „Using registries to improve the visibility of your repository service” (online; 13.07.) [weitere Informationen]
  4. DigitalDialog “Quantencomputing lernen, wo fange ich an?” (online; 13.07.) [weitere Informationen]
  5. „Webinar: eBook Licensing in Europe and the Vanishing Library?” (online 15.07.) [weitere Informationen]
  6. „UN: 2nd Open Science Conference 2021“ (online; 21.-23.07.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

  1. “FAIR Festival 2021” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
  2. „Book sprint for FAIR Adoption Handbook for Universities” [weitere Informationen]
  3. “58. Online-Seminar: Open Access Monitor” (Folien und Factsheet) [weitere Informationen]
  4. “EUA Webinar-Series; Universities and the future of scholarly publishing” (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
  5. „eco: Netzpolitischer Parteiencheck zur Bundestagswahl 2021“ (Aufzeichnung) [weitere Informationen]
  6. „Geschichte der Künstlichen Intelligenz im deutschsprachigen Raum: Methoden und Theorien“ [weitere Informationen]

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de)

 

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