*** Wegen unserer Herrenhäuser Konferenz „Datenräume in Deutschland und Europa gestalten – Impulse der Wissenschaft“ am 24.-25. April in Hannover erscheint der nächste Info Ticker erst am 3. Mai – als No. 18 ***
No. 16, 19.04.2023
Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.
Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.
(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen
- Die europäische Bürgerrechtsvereinigung EDRi (European Digital Rights) hat letzte Woche zusammen mit rund einem Dutzend weiterer Organisationen, u.a. der „Freien Ärzteschaft“, dem „European Disability Forum“ und „Health Action International“, einen Offenen Brief zum geplanten „European Health Data Space“ (EHDS) an das Europäische Parlament gerichtet. Darin beanstanden sie fehlende Transparenz bei der Weitergabe von Patientinnen- und Patientendaten an Dritte („Sekundärnutzung“) und fordern dringend ein Mitspracherecht für die Datengeberinnen und -geber in Form eines ausdrücklichen „Opt-in“-Verfahrens [weitere Informationen]
Bildung & Hochschulen
- Die Europäische Kommission hat diese Woche im Zuge des „Aktionsplans für digitale Bildung“ zwei Vorschläge für Empfehlungen des Rates zur Förderung digitaler Kompetenzen beschlossen, mit denen bis 2030 mindestens 80 Prozent aller Erwachsenen wenigstens digitale Grundkenntnisse vermittelt werden sollen. Es geht um „Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche digitale Aus- und Weiterbildung“ sowie die „Verbesserung der Vermittlung digitaler Kompetenzen in der allgemeinen und beruflichen Bildung„, mit der digitale Kompetenzen auf allen Bildungsebenen ab dem frühestmöglichen Zeitpunkt „wie Lesen und Schreiben“ vermittelt werden sollen. Die Mitgliedstaaten werden um rasche Annahme der Empfehlungen gebeten. Außerdem soll ein „Europäisches Zertifikat für digitale Kompetenzen“ im Rahmen eines Pilotprojekts gestartet und im Erfolgsfall ab 2024 eingeführt werden [weitere Informationen]
- Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat neue Leitlinien zur Zusammenarbeit mit autoritären Staaten herausgegeben und auf die notwendige Balance zur Wahrung der Wissenschaftsfreiheit bei gleichzeitig notwendiger Sensibiltät etwa bei Kooperationsvorhaben hingewiesen, die die technologische Souveränität einschränken oder die ethischen Grundwerte nicht gewährleisten könnten [weitere Informationen]
- Jan-Martin Wiarda veröffentlicht in seinem Blog ein Interview mit Jens Brandenburg, dem Staatssekretär des BMBF, über die weitere Entwicklung der Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) [weitere Informationen]
Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung
- Forschende der Universität Kiel, der Copenhagen Business School und der Wilfred Laurier University, Waterloo (Kanada) haben über einen Zeitraum von 18 Jahren die Entwicklung von technologiebasierten Ausgründungen mit wissenschaftlichem Hintergrund – „akademischen Spin-offs“ – in Deutschland untersucht und herausgefunden, dass eine Anbindung an Hochschulen oder andere Forschungseinrichten zu entscheidenden Marktvorteilen führt. Demnach konnten sich mehr als zwei Drittel der untersuchten Spin-offs auf dem Markt behaupten und ihre Geschäftstätigkeit gegenüber anderen Neugründungen erheblich schneller internationalisieren, weshalb das Team empfiehlt, entsprechende Förderangebote auszuweiten [weitere Informationen]
Bibliotheken & Publikationssystem
- Die Forschungsministerinenn und -minister der Europäischen Union haben auf ihrem Treffen Anfang Februar auch über das wissenschaftliche Publizieren beraten. Jetzt wurde der Entwurf der schwedischen Ratspräsidentschaft für eine „Schlussfolgerung für hochwertiges, transparentes, offenes, vertrauenswürdiges und gerechtes wissenschaftliches Publizieren“ bekannt, in dem u.a. die Bedeutung von nicht-gewinnorientierten bzw. gebührenfreien Publikationsmodellen und ihrer Unterstützung gerade für öffentlich geförderte Forschungsorganisationen betont wird [weitere Informationen]
- Auch die europäische Vereinigung der forschungsintensiven Universitäten „The Guild“ hat sich in einer Stellungnahme alarmiert von der Entwicklung von Open Access-Modellen mit Publikationsgebühren (APCs) gezeigt und ihre nachdrückliche Unterstützung zur geplanten EU-Ratsschlussfolgerung formuliert. Vor allem sollten alternative Publikationsmodelle entwickelt werden, die in angemessener und gerechter Form die Verbreitung hochwertiger Forschungsergebnisse gewährleisten würden [weitere Informationen]
Recht
- Das neue Datenschutzabkommen „Data Privacy Framework (DPF)“ zwischen der EU und den USA war am Donnerstag Beratungsgegenstand im EU-Ausschuss für bürgerliche Freiheiten (LIBE) des Europäischen Parlaments. In der dort angenommenen Entschließung sprachen sich die Abgeordneten deutlich gegen den von der Europäischen Kommission geplanten Angemessenheitsbeschluss aus. Sie erhoben insbesondere Einwände gegen die Massensammlung personenbezogener Daten und gegen das vorgesehene Prüfgerichts(DPRC) wegen fehlender Unabhängigkeit und Transparenz. Außerdem sei zu erwarten, dass das Abkommen keiner gerichtlichen Prüfung standhalten werde. Im Mai soll der Entwurf im Europäischen Parlament beraten werden, eine rechtliche Bindung für die EU-Kommission ergibt sich daraus nicht [weitere Informationen]
- In Sevilla wurde das Europäische Zentrum für Transparenz von Algorithmen („European Centre for Algorithm Transparency“; ECAT) eröffnet, das an der Gemeinsamen Forschungsstelle (JRC) die Europäische Kommission v.a. auch durch fachliche Expertise bei der Durchsetzung des Digital Services Act (DSA) unterstützen soll, indem es die Programmroutinen großer Online-Plattformen auf die im DSA definierten Anforderungen an Transparenz und Risikomanagement überprüft und übergreifende technische Analysen und Bewertungen vornimmt [weitere Informationen]
- Die Hertie School hat zur nationalen Umsetzung des Digital Services Act (DSA) ein Policy Paper veröffentlicht. Darin geht sie auf Ermöglichungsfaktoren für eine erfolgreiche Umsetzung ein, insbesondere auf die Rolle und Anbindung der nationalen Koordinatoren für digitale Dienste (DSC) und formuliert drei Handlungsempfehlungen,u.a. zum Datenaustausch der Koordinierungsstelle mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft, zur (agilen) Organisationsstruktur und zu strategisch auf den jeweiligen Standort ausgerichtete Kapazitäten und Mindeststandards [weitere Informationen]
- Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA/ EDPB) hat letzte Woche beschlossen, eine spezielle Task Force zum Umgang mit ChatGPT einzurichten, um datenschutzrechtliche Maßnahmen hierzu auf europäischer Ebene zu koordinieren. Hintergrund war u.a. die vorübergehende Sperrung der Datenübertragung für den Anbieter OpenAI in Italien (s. Info Ticker No. 14) [weitere Informationen]
Technische Neuerungen
- Im interdisziplinären Verbundprojekt „Nutzerzentrierte KI-basierte Erkennung von Fake News und Fehlinformationen“ (NEBULA) arbeiten unter Koordination der TU Darmstadt und zusammen mit acht assoziierten Partnern die Universität Siegen, die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die Universität Paderborn sowie NanoGiants an einer KI-gestützten automatisierten Identifikation von Falschmeldungen und Fehlinformationen. Hierbei soll eine transparente Begründung der Bewertung als „irreführend“ das Misstrauen gegenüber automatisierten KI-Einschätzungensenken. Die Technik soll als Open-Source-Lizenz u.a. Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sowie der Öffentlichkeit in Form einer mobilen App, eines Browser-Plugins und einer Internet-Plattform bereitgestellt werden [weitere Informationen]
Wirtschaft & Digitalisierung
- Vertretungen des Europäischen Parlaments und des Europäischen Rats haben sich gestern auf einen Kompromiss zur Europäischen Halbleiter-Verordnung („EU Chips Act“) geeinigt, mit der der Weltmarktanteil von Halbleitern aus EU-Produktion bis 2030 auf mindestens 20 Prozent gesteiger werden soll. Die Vereinbarung sieht drei Säulen vor, darunter u.a. die „Chips for Europe“-Initiative zur Unterstützung großer technologischer Kapazitäten. Sie soll 43 Milliarden Euro aus öffentlichen und privaten Investitionen mobilisieren – 3,3 Milliarden Euro werden aus dem Haushalt der EU (Horzion Europe und Digital Europe) bereitgestellt – und durch ein Public-Private-Partnership als „Chips Joint Undertaking“ umgesetzt werden. Die offizielle Billigung wird erwartet [weitere Informationen]
- Im Zusammenhang mit dem „Chips Act“ hat die Stiftung Neue Verantwortung (SNV) heute eine Drei-Jahres-Analyse zur Finanzierung von Halbleiter-Startups veröffentlicht und ist speziell der Frage nachgegangen, aus welchen Ländern die Investionen in die Branche stammen und in welche Länder sie fließen [weitere Informationen]
- Im Rahmen der Hannover Messe wurde der aktuelle Stand der Initiative „Manufacturing-X“ vorgestellt , die als Gemeinschaftsprojekt des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), des Elektrotechnik-Verbands ZVEI und des Branchenverbands Bitkom durch die Vernetzung und den Datenaustausch entlang der Liefer- und Wertschöpfungsketten einen Datenraum für die Industrie aufbauen soll. Flankierend hat der Bitkom ein aktuelles Positionspapier „Manufacturing-X – Mögliche Anwendungen, Anforderungen und Akteure aus Sicht der Digitalwirtschaft“ veröffentlicht [weitere Informationen]
- Das Verbundprojekt IEDS – „Incentives and Economics of Data Sharing” hat vor kurzem ein neues Whitepaper „Anreizsysteme und Ökonomie des Data Sharing” publiziert und bietet darin einen Überblick und Fallbeispiele zur Rolle des Data Sharing in Geschäftsmodellen und zur Funktion von Datenräumen. Außerdem werden als Ergebnis einer empirischen Studie Hemmnisse und Ermöglichungsfaktoren für die Teilnahme von Organisationen am Data Sharing aufgezeigt [weitere Informationen]
E-Government
- Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft – Bund Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA), Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) – haben am Montag „Gemeinsame Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Onlinezugangsgesetzes“ (OZG) veröffentlicht und darin gefordert, dass die Bedürfnisse der Wirtschaft als „größter ‚Kunde‘ der Verwaltung“ stärker berücksichtigt werden. So sei das Potential des Bürokratieabbaus durch Digitalisierung nicht abschließend durchdacht und ein umfassendes Digitalisierungskonzepts im Sinne eines übergreifenden „Masterplans“ im Referentenentwurf nicht vorhanden. Während die Verbände die „acht Kernthemen“ der 16 Bundesländer vom Februar (s. Info Ticker No. 09) in Teilen begrüßen, fordern sie den Erhalt von klaren Fristvorgaben sowie leistungsfähige Governance-Strukturen und formulieren Empfehlungen zum Organisationskonto und der Schriftformerfordernis, die im gesamten Geschäftsverkehr überprüft werden sollte [weitere Informationen]
Veranstaltungen
- „Principle Agents of AI – With Whom Do We CoCreate?”(Bielefeld und online; 20.04.) [weitere Informationen]
- „Die Bestandsdatenauskunft im TTDSG“ (online; 20.04.) [weitere Informationen]
- „Der Datenraum Kultur – Chancen für Kultur, Medien und Kreativwirtschaft“ (München; 25.04.) [weitere Informationen]
- „Quantencomputing Ökosystem: Stand der Technik – Hardware“ (online; 25.04.) [weitere Informationen]
- „ATHENE Lecture Series: Automating cryptographic code generation“ (Darmstadt und online; 25.04.; Anmeldung bis 21.04.) [weitere Informationen]
- „Digitalisierung von Non-Profit-Organisationen: Einführung und Überblick“ (online; 25.04.) [weitere Informationen]
- „Business Breakfast: Advanced Systems Engineering“ (Stuttgart; 27.04.) [weitere Informationen]
- “Misch Dich ein! #Digitale Bürgerbeteiligung” (Bonn; 30.04.) [weitere Informationen]
- „Digitale Woche Kiel“ (Kiel und online; 07.-13.05.) [weitere Informationen]
- „Chancen der Digitalisierung: Der Mittelstand im Fokus von Cyberangriffen“ Webinar (25.05.) [weitere Informationen]
- „NFDI4Earth-Plenum 2023” (Dresden; 31.05.-02.06.) [weitere Informationen]
- „Coffee Lecture: FAIRes Forschungsdatenmanagement von Anfang an – Vorstellung der FDM-Plattform Coscine“ Webinar (31.05.) [weitere Informationen]
- „NFDI4Ing Conference 2023: ‘Innovation in Research Data Management: Bridging the gaps between disciplines and opening new perspectives for research in engineering science’” (online; 27.-28.09.) [weitere Informationen]
Tagungsberichte
- „RDA Deutschland Tagung 2023“ Zusammenfassungen und Präsentationen [weitere Informationen]
- „NFDI ToolTalk: re3data – The Place to be for research data repositories in NFDI” Präsentation und Aufzeichnung [weitere Informationen]
- “Proceedings of the Weizenbaum Conference 2022 – Practicing Sovereignty. Interventions for Open Digital Futures” [weitere Informationen]
Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).
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