No. 03, 26.01.2022

 Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die Europäische Kommission hat heute den Entwurf einer „Erklärung zu den digitalen Rechten und Grundsätzen für die digitale Dekade“ veröffentlicht, der als Referenzrahmen für die Bevölkerung sowie als Richtschnur für Unternehmen und politische Entscheidungsträger in der EU im Umgang mit neuen Technologien dienen soll. Er stellt darin die zentrale Rolle der Menschen und ihrer Rechte sowie u.a. die Sicherstellung der Wahlfreiheit im Internet, die Förderung der Teilhabe in digitalen öffentlichen Raum und der Verbesserung der Handlungskompetenz der Einzelnen sowie die Förderung der Nachhaltigkeit der digitalen Zukunft heraus. Das Europäische Parlament und der Rat werden gebeten, bis zum Sommer die Erklärung „auf höchster Ebene zu billigen“ (zum Hintergrund Info Ticker No. 37) [weitere Informationen]

 

  • COAR (Confederation of Open Access Repositories), der Universitätsverbund CESAER und der europäischen Bibliotheksverbund LIBER haben die Europäische Kommission in einer gemeinsamen Stellungnahme aufgefordert, universitäre und forschungsbezogene Repositorien sowie entsprechende Infrastrukturen vom Rechtsrahmen der geplanten digitalpolitischen Rechtsakte auszunehmen. Sie befürchten andernfalls Kollateralschäden für den Bildungs- und Forschungssektor und schlagen stattdessen u.a. einen verbindlichen spezifischen Rechtsrahmen zum Schutz wissenschaftlicher Erkenntnisse und Technologien etwa durch einen „European Digital Knowledge Act“ vor [weitere Informationen]

 

  • Die Innovative Health Initiative (IHI) sucht als Teil einer europäischen Public-Private Partnerschaft (PPP) der Europäischen Union und der europäischen Life-Science-Industrien Personen, die in ihrem Wissenschafts- und Innovation Panel (SIP) als Vertretungen der Wissenschaft und des Gesundheitswesens im weiteren Sinne tätig werden wollen, um an der Gestaltung von Prioritäten und Ausschreibungen mitzuwirken [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • An der FernUniversität Hagen soll zukünftig das Forschungsinstitut „Arbeit – Bildung – Digitalisierung“ angesiedelt und so das Konzept der „Open University“ fortgeführt Das neue Institut beschäftigt sich insbesondere mit den digitalen Transformationen in der Arbeitswelt und erarbeitet Programme zur Kompetenzvermittlung und Teilhabe am digitalen Wandel im Rahmen von Lebenslangem Lernen. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert den Ausbau für die nächsten drei Jahre mit 4,4 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Der Wissenschaftsrat hat am Montag seine „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ vorgestellt. Darin plädiert er dafür, „Golden Open Access“ auf Basis der „Version of Record“ (zitierfähige, begutachtete und gesetzte Fassung) als Standard in Kombination mit verschiedenen Geschäftsmodellen (inkl. Diamond OA) einzuführen. Weitere Kernaussagen gelten u.a. der Änderung der Finanzströme und (vollständigen) Übernahme der Publikationskosten in die Forschungsfinanzierung sowie neuen Rollen für Verlage und Bibliotheken. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen wird um weiterführende Definitionen u.a. zur Qualitätssicherung gebeten und insbesondere den Hochschulleitungen wird eine strategische Leitungsfunktion bei der Transformation zuerkannt [weitere Informationen]

 

  • Außerdem hat der Wissenschaftsrat neben anderen Ergebnissen seiner Wintersitzung ein Positionspapier zu „Problemen und Perspektiven des Hochschulbaus 2030“ veröffentlicht. Darin spricht er sich nachdrücklich für eine Stärkung des Hochschulbaus aus, nicht nur angesichts eines massiven Sanierungsstaus, sondern auch wegen der strategischen Relevanz der (auch digitalen) Infrastruktur und der Bedeutung von Hochschulen für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen. Insgesamt formuliert er 12 Positionen zur Stärkung des Hochschulbaus, für eine effizientere Ausgestaltung der Organisation des Hochschulbaus (u.a. durch Einbindung der Nutzer:innen) und eine bedarfsgerechte Finanzierung [weitere Informationen]

 

  • In seinem aktuellen Arbeitsprogramm kündigt der Wissenschaftsrat außerdem die Einrichtung einer Arbeitsgruppe zu „Souveränität und Sicherheit der Wissenschaft im Digitalen Raum“ an, deren Ergebnisse im nächsten Jahr vorgelegt werden sollen [weitere Informationen]

 

  • In Baden-Württemberg hat ein Programm zur Erforschung von Quantentechnologien mit zehn ausgewählten Projektpartnern begonnen, das v.a. der wissenschaftlichen Vernetzung und Unterstützung von einschlägigen Forscher:innen und ihrer Arbeit dienen soll. Das Programm wird vom Kompetenznetzwerk Quantentechnologie Baden-Württemberg begleitet und von der Stiftung Baden-Württemberg mit insgesamt 5 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

  • Im Rahmen einer deutsch-französischen Kooperation haben beide Staaten in Zug eines Wettbewerbs vier Projekte ausgewählt, mit denen 5G-Campusnetzwerke gefördert werden sollen. Beteiligt daran sind 16 deutsche und 14 französische Partner, (u.a. mehrere Fraunhofer- Institute und die TU Berlin und Dresden). Zwei Projekte planen einen drahtlos vernetzten Operationssaal, während sich ein drittes mit dem Aufbau von Campusnetzen mit Open Source befasst. Ziel der Kooperation ist neben der Bereitstellung von 5G-Netzen die Förderung der europäischen Souveränität. Die Vorhaben werden mit zusammen 17,7 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Der Wiley-Verlag hat zusammen mit der Betreibergesellschaft des DEAL-Projekts, MPDL Services, ein White Paper zum Impact von Open Access in Deutschland in den Jahren 2019 und 2020 veröffentlicht. Demnach haben sich u.a. 93 Prozent der Autor:innen aus deutschen Einrichtungen, die in Wileys Hybrid-Zeitschriften veröffentlicht haben, für Open Access entschieden und die Gesamtzahl der Open Access-Publikationen in hybriden Zeitschriften ist in 2020 auf mehr als 10.000 Artikel aus Deutschland gestiegen [weitere Informationen]

 

 

Recht

  • Das Europäische Parlament hat am Donnerstag mit großer Mehrheit eine gemeinsame Position zum geplanten Digital Services Act (Digitale Dienste-Gesetz; DSA) verabschiedet und dabei den Änderungsvorschlag des federführenden Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz (IMCO) weitgehend angenommen (s. Info Ticker No. 48). Weitere Änderungen ergaben sich u.a. noch zum Schutz der Grundrechte und zur Möglichkeit der anonymen Nutzung und Bezahlung von digitalen Diensten. Die Trilogverhandlungen mit der EU-Kommission und dem EU-Ministerrat sollen am 31. Januar beginnen [weitere Informationen]

 

  • Auch in den USA wird mit dem „Banning Surveillance Advertising Act“ über einen Vorschlag zur Regulierung von personalisierter Online-Werbung bzw. Datennutzung beraten [weitere Informationen]

 

  • Die Agentur der Europäischen Union für Cybersicherheit (ENISA) hat zwei neue Berichte veröffentlicht, darunter eine Studie zu Self-Sovereign-Identities (SSI), in der die aktuelle technologische Landschaft der SSI und bestehende eID-Lösungen dargestellt werden. Außerdem werden u.a. Sicherheitsrisiken und Chancen von SSI aufgezeigt und weiterführende Handlungsempfehlungen vor dem Hintergrund der europäischen eIDAS-Verordnung für elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste formuliert [weitere Informationen]

 

 

Technische Neuerungen

  • Unter Leitung der Fraunhofer-Institute für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS und für Integrierte Schaltungen IIS entwickelt ein Forschungskonsortium aus zehn namenhaften Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Medienbranche im EU-Projekt „OpenGPT-X“ ein KI-Sprachmodell für Europa. Die intelligente Sprachanwendung soll zukünftig in drei GAIA-X Domänen zur Verfügung gestellt werden und so europäischen Unternehmen, v.a. KMU, bei der Wahrung ihrer Datensouveränität unterstützen. Das Projekt wird mit 14,9 Mio. Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft und Digitalisierung

  • Die Bundesregierung hat das Programm für ihre G7-Präsidentschaft mit dem Titel „Fortschritt für eine gerechte Welt“ veröffentlicht. Darin sind fünf Themenschwerpunkte vorgesehen, u.a. Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Stabilität und Transformation sowie „Starkes Miteinander“. Hierzu zählt sie u.a. den Einsatz für ein sicheres Internet und die Beförderung eines „sicheren und zuverlässigen grenzüberschreitenden Datenaustausch[s]“ sowie die Verständigung über eine internationale Zusammenarbeit für eine „globale, digitale Ordnung“ [weitere Informationen]

 

  • In einem Sonderbericht zum Stand der 5G-Einführung in Europa stellt der Europäischen Rechnungshof fest, dass bei 16 EU Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, nur eine mittlere Wahrscheinlichkeit besteht, die vereinbarten Ziele bis 2025 zu erreichen. Damit sieht der Rechnungshof auch Risiken für die europaweite Cybersicherheit verbunden und mahnt dringend eine bessere Informationspolitik und einen abgestimmten Umgang mit sog. „Hochrisikoanbietern“ an [weitere Informationen]

 

  • Im Vorfeld der Trilog-Verhandlungen zur Novelle der EU-Netz- und IT-Sicherheitsrichtlinie (NIS2) (s. Info Ticker No. 49) fordert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in einer Stellungnahme, u.a. auch die öffentliche Verwaltung in die Sicherheitsanforderungen einzubeziehen und kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nicht zu überfordern [weitere Informationen]

 

E-Government

  • Letzte Woche ist die „Ministerverordnung zur Gewährleistung der IT-Sicherheit der im Portalverbund genutzten IT-Komponenten (ITSiV-PV)“ des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI) in Kraft getreten. Damit wurden nach einer intensiven Abstimmungsphase die Sicherheitsstandards festgelegt, die im Zuge der Umsetzung des OZG die einheitliche und sichere Bereitstellung von Verwaltungsdienstleistungen über den gemeinsamen Portalverbund inklusive der IT-Komponenten gewährleisten sollen [weitere Informationen]

 

  • Die Hertie School of Business hat zusammen mit Forschenden der Leuphana Universität Lüneburg einen Bericht über die realisierten Vorschläge des Hackathons „Update Deutschland“ veröffentlicht, in dem Nutzen und Herausforderungen der „Open Social Innovation“ (OSI) v.a. für Verwaltungen sowie die Methode selbst vorgestellt werden. So wurde z.B. in Hamburg aufgrund eines Vorschlags die Logik von Förderanträgen angepasst. Die detaillierten Ergebnisse werden am 31. Januar vorgestellt [weitere Informationen]

 

 

 Veranstaltungen

  • „bidt Perspektiven: Das bidt-SZ-Digitalbarometer — Wie digital ist Deutschland?” (online; 31.01.) [weitere Informationen]
  • „Ich stimme zu – Warum Einwilligung im Netz keine individuelle Entscheidung mehr ist“ (online; 08.02.) [weitere Informationen]
  • “The Charité Dashboard on Responsible and Open Research” Online-Seminar (16.02.) [weitere Informationen]
  • “fdm.nrw in a nutshell“ Symposium (online; 17.02.) [weitere Informationen]
  • „Was bedeutet Open Science für das künftige Geschäftsmodell von Bibliotheken?“ (online; 17.02.) [weitere Informationen]
  • „How to achieve green sustainability goals for the Data Center Industry” (online; 22.02.) [weitere Informationen]
  • “Was kann Künstliche Intelligenz (KI) und warum sind strukturierte Daten dafür wichtig?“ (online; 23.02.) [weitere Informationen]
  • “Research Data Management (not only) for Music Librarians” (online; 25.02.) [weitere Informationen]

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de) und Sarah Ehls (sarah.ehls@rfii.de)

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