No. 15, 12.04.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Die DFG hat im Rahmen der Konsultation des BMBF (s. Info Ticker No. 12) ihre Stellungnahme zum Forschungsdatengesetz veröffentlicht und konstatiert darin v.a. eine unausgewogene Praxis bei der Datenbereitstellung, wonach die Wissenschaft Forschungsdaten in der Regel offen und nachnutzbar zur Verfügung stellt, während „der Zugang zu und die Verknüpfung von Daten, die außerhalb der Wissenschaft entstanden sind, nur mit großem Aufwand möglich [sei]“. Daher plädiert die DFG für ein „Datenzugangsgesetz für die Forschung“, für das sowohl der Datenaustausch mit dem öffentlichen (und öffentlich finanzierten) Sektor als auch mit der Wirtschaft verbessert werden müsse. Allerdings erfordere dies jeweils spezifische Regelungen und differenzierte Ansätze, wie etwa Schutzklauseln und Datentreuhandstrukturen für sensible Daten. Dementsprechend enthält die Stellungnahme eine Liste mit grundlegenden rechtlichen, organisatorischen und infrastrukturellen sowie übergeordneten Aspekten für die Ein-und Umsetzung eines Forschungsdatengesetzes, darunter u.a. die Empfehlung, beim Aufbau von neuen Strukturen,  bereits existierende, wie die NFDI, zu berücksichtigen [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat eine Sondierung zum Thema „Virtuelle Welten (Metaversen) – eine Vision für Offenheit, Sicherheit und Respekt“ gestartet. Als Teil ihres Arbeitsprogramms wird die „Schaffung offener, interoperabler und innovativer virtueller Welten [angestrebt], die von der Öffentlichkeit und den Unternehmen sicher und vertrauensvoll genutzt werden können“. Damit soll u.a. verhindert werden, dass sich im Übergang zum Web 4.0 erneut ein geschlossenes Ökosystem mit dominanten proprietären Systemen und Gatekeepern entwickelt. Interessierte Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Unternehmen, Behörden u.a. sind bis 3. Mai zur Rückmeldung eingeladen [weitere Informationen]

 

  • Als Reaktion auf den Vorschlag für ein Moratorium für KI-Modelle (s. Info Ticker No. 14) hat die gemeinnützige Organisation LAION („Large-scale Artificial Intelligence Open NetworK“) einen Aufruf für ein internationales Hochleistungsrechenzentrum zur KI-Forschung nach dem Open Source-Gedanken veröffentlicht, das in Größe und Bedeutung dem CERN entsprechen und aus öffentlichen Mitteln finanziert werden soll. Als weltweite Plattform für Forschende und Einrichtungen könne es ihnen u.a. den Zugang zu großen Foundation Models ermöglichen und Unternehmen bei der Weiterentwicklung ihrer Modelle und Kontrolle der Verwendungszwecke zum Wohle der Allgemeinheit dienen. Durch den Open Source-Charakter ließen sich potentielle Sicherheitsrisiken schneller und transparenter erkennen und beheben, kleine und mittlere Unternehmen unterstützen und übergreifend die technologische Unabhängigkeit der Gesellschaft besser absichern [weitere Informationen]

 

  • In den USA hat die „National Telecommunications and Information Administration“ (NTIA) eine öffentliche Konsultation zur Rechenschaftslegung und Vertrauenswürdigkeit von KI („AI Accountability Policy Request for Comment“) gestartet und bittet bis zum 10. Juni um Vorschläge zu drei Themenbereichen wie Datenzugriff, Anreizen und Branchenunterschieden. Die Beiträge sollen in einen Bericht zur Entwicklung der KI-(Sicherheits-)Politik einfließen [weitere Informationen]

 

  • Die Gesellschaft für Informatik (GI) hat letzte Woche in ihrer Stellungnahme zur „Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege des Bundesministerium für Gesundheit (BMG) (s. Info Ticker No. 11) die Benennung der Maßnahmen und Ziele „weitestgehend positiv“ eingeschätzt und grundsätzlich als gelungenen „Kompromiss zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Weichenstellungen“ begrüßt. Um zu verhindern, „dass einzelne Themen und Prioritäten verwässern“ und etwa der Stärkung der elektronischen Patientenakte (ePA) nur noch eine untergeordnete Rolle zugewiesen wird, empfiehlt die GI künftig eine Maßnahmen-Priorisierung und entsprechende Ressourcen-Zuweisung. Außerdem mahnt sie trotz des zu begrüßenden Ansatzes für einen chancenorientierten Datenumgang u.a. die Wahrung der informellen Selbstbestimmung der Patientinnen und Patienten an und weist auf erhebliche Verbesserungspotentiale z.B. mit Blick auf Prävention und kooperative Versorgungsformen hin [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat eine neue Richtlinie veröffentlicht zur Förderung von Künstlicher Intelligenz für das Gemeinwohl. Ziel ist es, „die Entwicklung konkreter Anwendungen und Tools unter Einsatz gemeinwohlorientierter KI voranzutreiben, um v.a. „den Alltag der Menschen in unterschiedlichen Lebensbereichen und Lebenslagen einfacher, sicherer, selbstbestimmt und sozialer zu machen. Förderschwerpunkte sind a) die Schaffung von Grundlagen für gemeinwohlorientierte KI und b) die Entwicklung und Erprobung gemeinwohlorientierter KI. Gefördert werden Forschungs-, Umsetzungs- und Modellprojekte für höchstens zwei Jahre mit jeweils max. 250.000 bzw. 300.000 Euro pro Jahr. Interessenbekundungen werden bis 16. Mai erbeten, die Auswahl zur finalen Antragstellung ist im Sommer 2023, der Förderstart für Januar 2024 vorgesehen [weitere Informationen]

 

 

Bibliotheken & Publikationssystem

  • Das DFG-Schwerpunktprogramm 1859 „Experience and Expectation. Historical Foundations of Economic Behavior” hat zusammen mit der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und der Staatsbibliothek zu Berlin das Open Access-Repositorium und Forschungsdaten-Hub „Emporion gegründet. Es soll eine standardkonforme kostenfreie Publikation – insbesondere basierend auf den FAIR-Prinzipien – u.a. von sozialhistorischen Forschungsdaten (z.B. Zeitreihen, Statistik- und Paneldaten, Textmining- Analysen) und Datenpapieren fördern und steht auch für Beiträge aus der Unternehmens-, Umwelt- und Technikgeschichte zur Verfügung [weitere Informationen]

 

  • Ein Team der Universitäten Magdeburg und Bochum erarbeitet in einem von der DFG geförderten Vorhaben ein Publikationsmodell, das die Etablierung einer nicht-kommerziellen akademischen Veröffentlichungspraxis auf Grundlage von Open Access unterstützen soll. Dabei soll mithilfe eines neuen Publikations- und Redaktionstools eine v.a. qualitativ hochwertige Veröffentlichung mit einer attraktiven Aufmachung und einer interoperablen Redaktionsdokumentation ermöglicht und in der Zeitschrift „Philosophy and Mind Sciences“ umgesetzt werden [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Der Branchenverband Bitkom hat die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage veröffentlicht, wonach 17 Prozent der mehr als 600 befragten Unternehmen planen, KI-Anwendungen wie ChatGPT künftig einzusetzen, während 29 Prozent einen solchen Einsatz für sich ausschließen. Dabei haben gut 80 Prozent der Unternehmensleitungen eine vage oder auch konkrete Vorstellung von dem Thema, wobei 40 Prozent von einem vorübergehenden Hype ausgehen. Dennoch erkennt die Mehrheit in KI zur Textgenerierung eine große digitale Revolution und 74 Prozent eine steigende Abhängigkeit von internationalen Tech-Unternehmen [weitere Informationen]

 

 

E-Government

  • Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat bekanntgegeben, dass 3,4 Mio. Menschen in Deutschland zwischen 16 und 74 Jahren noch nie das Internet genutzt haben. Damit liegt der Anteil der „Offliner“ bei insgesamt knapp 6 Prozent – bei unter 45-Jährigen bei 2 Prozent – und Deutschland so knapp unterhalb des EU-Durchschnitts von 7 Prozent. Destatis weist in diesem Zusammenhang auf die Vielzahl von Dienstleistungen hin, die (fast) nur noch online angeboten werden [weitere Informationen]

  

 

Veranstaltungen

  • Datenräume in Deutschland und Europa gestalten – Impulse der Wissenschaft“ (Hannover; 24.-25.04.) [weitere Informationen]
  • „Auf dem Weg zum Quantencomputer – Stand, Chancen und Grenzen der Zukunftstechnologie“ (Hannover; 14.04.) [weitere Informationen]
  • „Eröffnungsveranstaltung Quantum & AI Experience Center (Q.AX)“ (Stuttgart und online; 18.04.; Anmeldung bis 17.04.) [weitere Informationen]
  • „Scholarly Communication in Crisis; Research Integrity and Open Scholarship” Webinar (19.04.) [weitere Informationen]
  • „17. Internationales For..Net Symposium: Datennutzung für Medizin, Verwaltung und Justiz“ (München; 20.-21.04.) [weitere Informationen]
  • „EU Knowledge Valorisation Week“ (online; 25.-28.04.) [weitere Informationen]
  • “Enabling the reuse of the scholarly publication: modus operandi et modus desiderandi” Webinar (04.05.) [weitere Informationen]
  • „Digitalisierungsplattformen in der Verwaltung – Prozesse Ende-zu-Ende digitalisieren“ (online; 11.05.) [weitere Informationen]
  • „DORA at 10: A look at our history and the bright future of responsible research assessment” (online; 16.05.) [weitere Informationen]
  • „2.FID / Text+ Jour Fixe” (online; 17.05.; Anmeldung bis 12.05.) [weitere Informationen]
  • „Konzepte im Forschungsdatenmanagement – community-getriebene Entwicklung einer Handreichung zur Durchführung von FDM-Beratungsgesprächen und eines konsolidierten FDM-Protokoll-Templates“ Workshop (online; 17.05.) [weitere Informationen]
  • “Kick-off Workshop Sandards4ELN” (online; 17.05.; Anmeldung bis 16.05.) [weitere Informationen]
  • „Wissen durch Digitalisate? – Objekte, Bilder, Perspektiven“ Fachtagung (Bremen und online; 15.-16.06.; Anmeldung bis 30.04. bzw. 31.05.) [weitere Informationen]
  • „NFDI4Ing Conference 2023: ‘Innovation in Research Data Management: Bridging the gaps between disciplines and opening new perspectives for research in engineering science’” (online; 27.-28.09.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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