No. 10, 08.03.2023

 

Der RfII Info Ticker wird wöchentlich von der Geschäftsstelle versandt und fasst die neuesten Meldungen aus der akademischen Gemeinschaft zu RfII-relevanten Themen wie Informationsinfrastrukturen und Forschungsdaten, dem Nachrichtenspektrum rund um den „Open“-Begriff sowie wissenschafts- und förderpolitische Themen zusammen. Die Themen werden nach Bedarf und Nachrichtenlage bedient.

Informationsgrundlage sind der Informationsdienst Wissenschaft (idw) sowie Newsletter und Social-Media-Kanäle von Wissenschaftsorganisationen und Forschungseinrichtungen, Ministerien, Fachverbänden und -gesellschaften, Stiftungen und einschlägigen Initiativen.

 

(Forschungs-) Daten & Informationsinfrastrukturen

  • Der Europäische Rat hat gestern abschließend dem Programm zur Einrichtung einer EU-eigenen Satellitenkonstellation „Infrastructure for Resilience, Interconnectivity and Security by Satellite“ (IRIS²) (s. Info Ticker No. 4/2022) für den Zeitraum 2023-2027 zugestimmt. Iris² soll unter der Leitung der EU-Agentur für das Weltraumprogramm (EUSPA) hochsichere und ultraschnelle Kommunikationsdienste bereitstellen und damit sowohl die Widerstandsfähigkeit als auch die Souveränität der Europäischen Union stärken. Das Programm wird mit insgesamt 2,4 Milliarden Euro gefördert [weitere Informationen]

 

  • Mit der Initiative „Simpl“ plant die Europäische Kommission die Einführung einer „Smart middleware platform“, die den Aufbau von Cloud-to-edge-Föderationen ermöglichen sowie die Anforderungen verschiedener europäischer Dateninitiativen – darunter auch die Europäischen Datenräume – erfüllen soll. Die Initiative richtet sich dabei sowohl an den öffentlichen als auch an den privaten Sektor. Bis 24. April läuft dazu aktuell eine Ausschreibung, für die im Rahmen des DIGITAL Europe- Programms 65 Mio. Euro bereitgestellt werden. Die Kommission bietet seit kurzem umfangreiche Informationen zu Aufbau und Zielen von Simpl auch online an [weitere Informationen]

 

  • Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wurde das neue Zentrum Health Technologies“ (KIT-HealthTech) gestartet, das auf die Entwicklung „digitaler und technologischer Lösungen für Medizinprodukte“ aus Sicht und zugunsten der Gesellschaft ausgerichtet ist. Um die Forschung im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung voranzutreiben und „das Gesundheitswesen der Zukunft zu gestalten“, setzt das „KIT-HealthTech“ insbesondere auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschenden u.a. aus Technik-, Daten- und Lebenswissenschaften sowie die Kooperation mit Kliniknetzwerken, Krankenkassen und Zulassungsbehörden [weitere Informationen]

 

  • Global Partnership for Sustainable Development Data hat mit Unterstützung von Google Org das “Data Sharing Cookbook“ erarbeitet, um Fachleuten und Organisationen sowie Förderern und Entscheidungsträgerinnen und -trägern im Entwicklungssektor ein nutzerfreundliches, pragmatisches und konzises Instrument für erfolgreiche Initiativen zum sektorenübergreifenden Datenaustausch anzubieten. Das „Cook Book“ vergleicht einen effektiven Datenaustausch mit gesunder Ernährung und gliedert sich entsprechend nach fünf „Hauptzutaten“ – Aufbau und Erhalt von Vertrauen, gemeinsame Teilhabe an Werten und Nutzen, Zuverlässigkeit von Daten und Infrastruktur, Stärkung von Wissen und Fähigkeiten sowie Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Sie können je nach Erfordernissen und Möglichkeiten in individuellen Mengen eingesetzt werden, wofür auch „Rezeptvorschläge“ angeboten werden [weitere Informationen]

 

 

Bildung & Hochschulen

  • Die EUA (European Universities Association) bietet in ihrem jüngsten Scoreboard zum Thema „Autonomie von Universitäten in Europa“ eine umfassende Vergleichsanalyse zu 35 europäischen Hochschulsystemen. Bemerkenswerte Entwicklungen wurden dabei u.a. bei Leitungsmodellen, der transnationalen Zusammenarbeit, im Umgang mit Unterfinanzierungen und zu akademischen Karrierewegen festgestellt. Erstmals wurden auch Bestimmungen zur akademischen Freiheit in nationalen Gesetzgebungen untersucht. Mit Georgien, Rumänien und Schottland wurden drei neue Systeme aufgenommen, das Hochschulsystem in Ungarn ist Gegenstand einer separaten Analyse [weitere Informationen]

 

  • Der Stifterverband schreibt das Programm Transformationslabor Hochschule aus, um Hochschulen jeweils zusammen mit einem regionalen Partner (Unternehmen, Verbände, kommunale Verwaltungen u.a.) bei der Gestaltung und dem Ausbau ihrer Kompetenzen bei der Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft zu stärken. Das einjährige Programm bietet den teilnehmenden Teams Workshops zu Strategie und Umsetzung von Transformationsprozessen und Vernetzungsaktivitäten sowie eine Unterstützung von 25.000 Euro. Als Teil der Bewerbung, zu der Hochschulen bis 21. April eingeladen sind, ist auch ein laufendes regionales Transformationsprojekt anzugeben [weitere Informationen]

 

  • Die DFG hat über die Resonanz auf das neue Förderprogramm „Forschungsimpulse“ an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW)/ Fachhochschulen (FH) informiert (s. Info Ticker No. 43/2022). Demnach sind zu dem Programm, mit dem erkenntnisorientierte Forschung und Profilentwicklung für eine Laufzeit von max. acht Jahren gefördert werden sollen, bis zum Stichtag 70 Anträge oft mit interdisziplinären Ansätzen eingereicht worden. Die endgültige Förderauswahl soll im Dezember erfolgen [weitere Informationen]

 

  • Im internationalen Verbundprojekt MICROCASA („MICRO-credentials for life-long learning and employability: Building Capacities for developing Agile educational interventions in Southeast Asian Universities“) entwickeln elf Forschungsgruppen aus sechs Ländern, koordiniert durch die Universität des Saarlandes, kostenlose Weiterbildungsangebote, um weltweit den chancengerechten Zugang zu Bildung zu fördern. Interaktive Mikro-Onlinekurse sollen in der Modellregion Südostasien u.a. Frauen, Alleinerziehenden oder Menschen in ländlichen Gegenden die Möglichkeit geben, eigenständig und flexibel Kompetenzen für den Arbeitsmarkt zu erwerben und durch entsprechende Micro-Credentials nachweisen zu können. Die EU fördert das Vorhaben im Rahmen von „Erasmus+“ mit 800.000 Euro [weitere Informationen]

 

 

Wissenschaftspolitik & Forschungsförderung

  • Forschende der Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Göteborg haben letzte Woche die diesjährige Ausgabe des „Academic Freedom Index“ (AFI) herausgegeben und hierfür mit Unterstützung der VolkswagenStiftung die weltweite Entwicklung der Wissenschaftsfreiheit für den Zeitraum 1900 bis 2022 erfasst. Die diesjährige Analyse zeigt, dass die akademische Freiheit in 22 Ländern (von 179 weltweit) in den letzten zehn Jahren deutlich abgenommen hat – auch in Demokratien –, wovon mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung betroffen ist. Nur in fünf Ländern ist sie leicht angestiegen, so dass der Index-Wert so niedrig sei wie zuletzt vor 40 Jahren [weitere Informationen]

 

 

 

Recht

  • Am 1. März haben die beiden Berichterstatter des Europäischen Parlaments in einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse ENVI und LIBE (Öffentliche Gesundheit sowie bürgerliche Freiheiten und Justiz) ihren Berichtsentwurf zum Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) vorgestellt. Darin werden insgesamt 158 Änderungsanträge formuliert und in der Begründung der hohe Anspruch des Vorschlags der EU-Kommission gelobt, allerdings auch darauf hingewiesen, dass das Verhältnis zur DSGVO, zur EU-Charta der Grundrechte und den Datenschutzrechten der Mitgliedstaaten noch zu klären sei. Weiterer Klärungsbedarf wird u.a. auch bei der Harmonisierung von Gesundheitsdaten zur Gewährleistung ihrer Interoperabilität sowie von Patientenrechten sowohl bei der Primär- als auch Sekundärnutzung der Daten gesehen. Außerdem äußern sich die Berichterstatter besorgt über die bislang vorgesehenen „relativ restriktiven Haushaltsmittel“. Voraussichtlich im Juli werden beide Ausschüsse über diese und weitere Änderungsvorschläge abstimmen, die Verabschiedung im Plenum des Parlaments ist für September geplant [weitere Informationen]

 

  • Ebenfalls letzte Woche fand im Gesundheitsausschuss des Bundestages die Expertenanhörung zum geplanten Europäischen Gesundheitsdatenraum Zusätzlich zu den zahlreichen Chancen wurden dabei auch hier Fragen u.a. zur Rechts- und Datensicherheit sowie zur notwendigen Interoperabilität angesprochen [weitere Informationen]

 

  • Die Europäische Kommission hat letzte Woche eine sog. „delegierte Verordnung“ im Zusammenhang mit dem Digital Services Act (DSA) vorgelegt, in der Details zur Berechnung der Aufsichtsgebühren vorgelegt werden, die ab Herbst 2023 für die Kontrolle der DSA-Umsetzung von großen und sehr großen Online-Plattformen erhoben werden sollen. Ein Höchstbetrag war bereits im DSA festgelegt worden, die Behandlung von gemeinnützigen Plattformen wird noch unterschiedlich ausgelegt. Das Europäische Parlament und der Rat der EU haben vor Inkrafttreten der Verordnung insgesamt drei Monate Zeit für Einwendungen [weitere Informationen]

 

  • Der Europäische Datenschutzausschuss (EDSA/EDPB) hat vor kurzem den Rechtsrahmen über den transatlantischen Datenaustausch („EU-US Data Privacy Framework“) beraten und sich in seiner Stellungnahme zum geplanten Angemessenheitsbeschluss der Europäischen Kommission zu kommerziellen Aspekten sowie zu Datenzugang und -verwendung geäußert. Dabei hat der EDSA einige Aktualisierungen grundsätzlich begrüßt, allerdings auch Bedenken und Klarstellungsbedarf, insbesondere zur Massenerhebung von Daten geäußert und u.a. weitere Überprüfungen alle drei Jahre vorgeschlagen [weitere Informationen]

 

 

 Technische Neuerungen

  • Letzte Woche wurde das vom Forschungszentrum Jülich (FZJ) koordinierte Großvorhaben „Open Superconducting Quantum Computers“ (OpenSuperQPlus) gestartet, in dem 28 Forschungspartner aus 10 Ländern zusammenarbeiten, um innerhalb von sieben Jahren einen Quantencomputer mit 1000 Qubits zu entwickeln. Die Synergieeffekte aus der Kooperation zahlreicher Akteure und Initiativen sollen v.a. zur Minimierung der Fehlerrate und übergreifend zu einem „vielseitig einsetzbaren Quantencomputer made in Europe“ beitragen. „OpenSuperQPlus“ führt das Projekt „OpenSuperQ“ fort, ist Teil des Europäischen Quanten-Flaggschiff-Projekts  und wird durch einen „Quantum Grant“ im Rahmen von Horizon Europe mit 20 Mio. Euro gefördert [weitere Informationen]

 

  • Im Projekt European Eddy Rich Earth System Models“ (EERIE) untersuchen 17 Partnereinrichtungen unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), den Einfluss sog. mesoskaliger Ozeanwirbel auf das Klima und entwickeln verbesserte Erdsystemmodelle für entsprechende Simulationen. Hierfür erarbeiten die Forschenden gemeinsam mit Software-Ingenieuren neue Technologien, die geeignet für die hochauflösenden Simulationen an Pre-Exascale-Supercomputern, dabei möglichst energieeffizient sind und somit eine verbesserte Klimabewertung sowohl national als auch international unterstützen. Die Ergebnisse des von der EU für vier Jahre mit über 10 Mio. Euro geförderten Vorhabens sollen auch in die Vorbereitung des nächsten Berichts des Weltklimarats (IPCC) einfließen [weitere Informationen]

 

  • Das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS hat den „Controller IP-Core Media Access Control Security (MACsec)“ für den Schutz von Ethernet-Verbindungen auf der zweiten Schicht des Open-Systems-Interconnection-Modells (OSI) innerhalb eines Local Area Networks (LAN) entwickelt. Der plattformunabhängige Controller IP-Core soll neueste Sicherheitsstandards implementieren, indem er sowohl die kommunizierenden Knoten authentifiziert als auch die Daten verschlüsselt und ihre Integrität schützt [weitere Informationen]

 

 

Wirtschaft & Digitalisierung

  • Das Projekt Gaia-X Federation Services (GXFS) hat, koordiniert von eco – Verband der Internetwirtschaft, eine Umfrage zur Akzeptanz von Gaia-X bei Unternehmen durchgeführt und letzte Woche die Ergebnisse veröffentlicht. Demnach stößt Gaia-X bereits auf große Akzeptanz und den Kooperationsmöglichkeiten wird ein großer Mehrwert zuerkannt. Verbesserungsbedarf wird allerdings noch u.a. für die Rahmenbedingungen, insbesondere die Compliance Mechanismen, gesehen und der „initiale Ressourcenaufwand“ als Hindernis für ein vertiefendes Engagement genannt. Die entsprechenden Handlungsempfehlungen gelten daher v.a. Kommunikations- und Vermittlungsmaßnahmen [weitere Informationen]

 

  • Das am 1. März gestartete Technologieprogramm „Edge Datenwirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), das der DLR Projektträger (mit-)konzipiert hat und fachlich begleiten wird, soll in insgesamt zehn Projekten der Entwicklung und Erprobung von Edge-Computing-Software und die Nutzung nachhaltiger Technologien befördern. Die so geförderte lokale Datenverarbeitung und entsprechende Geschäftsmodelle sollen insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit und digitale Souveränität von kleinen und mittleren Unternehmen stärken. Das BMWK und das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) finanzieren das Programm für drei Jahre mit insgesamt 30 Mio. Euro [weitere Informationen]

 

  • Der Institutsteil Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und Fujitsu Deutschland haben gemeinsam die Studie „Die Zukunft der Arbeit im digitalen Zeitalter. New Digital Work“ herausgegeben, um Unternehmen bei der Umstellung ihrer Unternehmenskultur auf „New Digital Work“, d.h. die „Verbindung der Vorteile von digitaler, agiler, selbstbestimmter und flexibler Arbeit“, zu unterstützen. modernen Unternehmenskultur besser ausgeschöpft werden. Hierfür will das Team zu individuell angepassten „New-Digital-Work-Strategien“ verhelfen und betont u.a. weitreichende Wettbewerbsvorteile, die mit der aktiven Förderung von New-Digital-Work einhergingen [weitere Informationen]

  

 

Veranstaltungen

  • „Datenräume in Deutschland und Europa gestalten – Impulse der Wissenschaft“ (Hannover; 24.-25.04.; Anmeldung erbeten bis 17.03.) [weitere Informationen]

 

  • „Research Data in Discrete Mathematics” (Leipzig; 13.-14.03.) [weitere Informationen]
  • „acatech am Dienstag: Generative KI und ChatGPT – müssen wir nicht mehr (selbst) denken?“ (online; 14.03.) [weitere Informationen]
  • „Innovation Ecosystem Strategy“ Webinar (14.03.) [weitere Informationen]
  • „Engineering Good Software – Quality, Values, Standards, and Education” (München; 15.03.; Anmeldung bis 13.03.) [weitere Informationen]
  • „NFDI4Ing Community Meeting: FAIRe Softwareentwicklung in der Wissenschaft“ (online; 17.03.) [weitere Informationen]
  • “Data Spaces Symposium & Deep-Dive Day; Building the future- benefit together” (Den Haag; 21.-23.03.) [weitere Informationen]
  • “DDI-CDI: Optimising Your Data Description for Integration and Reuse” (Göteborg und online; 24.03.) [weitere Informationen]
  • “FAIR-Impact Open Call for Support” Webinar (27.03.) [weitere Informationen]
  • „Einführung in git und FDM mit GitLab“ Workshop (online; 28.03.; Anmeldung bis 12.03.) [weitere Informationen]
  • “NFDI4Ing Online-Workshop: Research Data Management for Data from HPC” (28.03.) [weitere Informationen]
  • „European Collaborative Cloud for Cultural Heritage Information and Matchmaking event” (online; 28.03.) [weitere Informationen]

 

Tagungsberichte

 

Zusammengestellt von Bärbel Lange (baerbel.lange@rfii.de), Eva Henjes (eva.henjes@rfii.de) und Jeanette Schäfer (jeanette.schaefer@rfii.de).

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